Inositol gilt als Vitaminoid, eine vitaminähnliche Substanz, die vor rund 100 Jahren im Harn von Diabetikern identifiziert wurde. Heute wird es dem Komplex der B-Vitamine zugeordnet. Inositol ist ein (sechswertiger) Alkohol und kommt sowohl in Pflanzen (als Phytinsäure) als auch in Tieren (als Myo-Inositol) vor. Inositol ist im menschlichen Körper praktisch in allen Geweben vorhanden. Besonders hoch konzentriert ist es im Gehirn, in der Niere, Leber und Milz sowie in den Hoden.
Inositol und seine Funktionen
Inositol wird für die guten Funktionen der Zellmembranen benötigt. Sehr wichtig ist Inositol vor allem für die Übertragung von Nervensignalen im Körper. Es hilft außerdem beim Transport von Fetten bzw. allgemein beim Fettstoffwechsel. Vermutlich trägt Inositol auch zur Reifung von Spermien bei. Aus Tierversuchen ist bekannt, dass bei einem Mangel an Inositol Wachstumsstörungen, Haarausfall und Leberverfettung entstehen können.
Inositol – aus körpereigener Herstellung und aus der Nahrung
Inositol kann vom Körper selbst aus Glukose hergestellt werden und gilt daher als nicht essenziell. Möglicherweise wird es auch aus gesunden Bakterienkulturen im Verdauungstrakt gebildet. Inositol ist in der Nahrung vor allem in Nüssen, Bohnen, Weizen und Weizenkeimen sowie in Orangen enthalten. Hauptsächlich kommt es in Form von Phytaten vor. Werden diese in großen Mengen aus der Nahrung aufgenommen, können sie die Aufnahme von Kalzium, Eisen und Zink vermindern. Inositol aus Nahrungsergänzungen hat diesen Effekt nicht und ist daher für therapeutische Zwecke zu bevorzugen.
Inositol – die Versorgung
Bei Diabetes und einigen anderen Krankheiten kann der Stoffwechsel von Inositol gestört sein.
Im Durchschnitt nehmen wir mit unserer Ernährung täglich etwa ein Gramm Inositol auf. Eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. für die Aufnahme gibt es bisher nicht, die US-amerikanischen Empfehlungen liegen bei einem Gramm täglich. Über deutliche Inositol-Mängel gibt es bisher keine Berichte. Bekannt ist jedoch, dass Diabetiker Inositol verstärkt ausscheiden. Inositol-Ergänzungen können bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) den Inositol-Stoffwechsel und die davon abhängigen Funktionen normalisieren. Auch bei einigen anderen Krankheiten (der Nieren, Multiple Sklerose und erhöhte Blutfette) ist der Stoffwechsel von Inositol verändert. Alkohol und Koffein können Inositol beeinträchtigen, Östrogene können Inositol entleeren. Der Bedarf an Inositol ist dann entsprechend erhöht.
Inositol – die Ergänzung
Zu therapeutischen Zwecken, vor allem bei psychischen Leiden, kann die Ergänzung von Inositol sinnvoll sein. Dafür stehen verschiedene Formen mit teils eigenen Wirkungen zur Verfügung.
Inositol muss in der Regel nicht ergänzt werden. Inositol ist in einigen komplexen Nährstoff-Formeln enthalten, da Inositol den Komplex der B-Vitamine vervollständigt und vor allem Nervenprozesse stärken kann. Nebenwirkungen oder Interaktionen sind auch in höheren Dosierungen nicht bekannt. Menschen, die an chronischer Nierenschwäche leiden, sollten Inositol nicht ohne Empfehlung eines Therapeuten einnehmen. Bei einigen psychischen Leiden, z.B. Depression oder Angstzuständen, kann Inositol zur Therapie in hohen Dosen, die der Therapeut festlegt, gegeben werden.
Inositol-Hexaphosphat
Inositol-Hexaphosphat (auch IP6, Phytat oder Phytinsäure genannt) ist eine organische Säure, bei der ein Inositol-Molekül mit Phosphor-Molekülen verbunden ist. Inositol-Hexaphosphat trägt zum Schutz des Herz-Kreislauf-Systems und vor Nierensteinen bei. Es besitzt antioxidative Fähigkeiten und kann freie Radikale deaktivieren. Es kann die Funktionen von Zellen des Immunsystems fördern und ist antikanzerös. Es trägt weiter zur Reparatur von Schäden in der DNA bei. Inositol-Hexaphosphat ist in vielen Getreidearten enthalten, beispielsweise in Mais, Hafer und Weizenkeimen und vor allem in Reiskleie. Es kommt auch in Erdnüssen und Sojabohnen vor.
Inositol-Hexaphosphat aus der Nahrung bindet zusammen mit Proteinen Komplexe, die schwer lösbar sind und entsprechend schwer verstoffwechselt werden können. Für therapeutische Zwecke kann Inositol-Hexaphosphat daher nicht in genügenden Mengen aus der Nahrung aufgenommen werden. Nahrungsergänzungen werden besser absorbiert, dabei hat sich der grüne Tee als synergistisch erwiesen. Mit dieser Kombination können oft bessere therapeutische Wirkungen erzielt werden.
Inositol-Hexanikotinat
Diese Inositolverbindung ist eine spezielle Form des Niacins (Vitamin B3), dabei ist ein Inositol-Molekül an Nikotinsäure gebunden. Im Körper wird diese Verbindung gelöst und zu Nikotinsäure und Inositol abgebaut. Bei der Aufnahme von Inositol-Hexanikotinat werden anders als eventuell durch Nikotinsäure, eine der Hauptformen von Niacin, keine Hitzewallungen (durch Freisetzung von Histamin) ausgelöst.