Zöliakie bzw. einheimische Sprue und die glutenfreie Ernährung

Die Zöliakie ist eine chronische Autoimmunkrankheit der Schleimhäute im Dünndarm. Die Krankheit wird vor allem bei Erwachsenen auch als einheimische Sprue bezeichnet. Die Ursache ist nicht genau bekannt, es gibt jedoch eine genetische Disposition. Hauptmerkmal ist, dass Bestandteile von Gluten (Klebereiweiß), ein wichtiges Protein in Getreide, z.B. in Weizen, Roggen, Dinkel, Grünkern, Gerste und Hafer, unverträglich sind. Durch Kontakte mit Gluten entstehen Entzündungen in der Schleimhaut des Dünndarms.

Dadurch verändern sich die Darmzotten und Krypten. In der Folge kommt es zur schlechteren Verwertung von Nährstoffen (Malabsorption). Davon sind u.a. die Mikro-Nährstoffe Eisen, Kalzium, Folsäure, Vitamin B12 und fettlösliche Vitamine betroffen. Dies führt zur weiteren Beeinträchtigung von Körperfunktionen. Eine konsequent glutenfreie Ernährung und die Ergänzung von Mikro-Nährstoffen können zur Regeneration führen.


Verbreitung, Symptome und Diagnostik
Die Zöliakie ist auf der Welt sehr unterschiedlich verbreitet. In einigen Kontinenten existiert die Krankheit fast nicht, z.B. in Afrika, Asien und den USA. In Europa gibt es eine regional unterschiedliche Verbreitung. Bei uns schätzt man die Zahl der Betroffenen auf bis zu ein Prozent der Bevölkerung. Die Unverträglichkeit von Gluten kann in ihren Folgen individuell sehr unterschiedlich sein. Die Symptome der Zöliakie sind sehr vielfältig.

Einige Betroffene haben kaum Beschwerden, andere leiden unter Diarrhoe, Blähbauch, Bauchschmerzen, gastrointestinale Blutungen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust etc. Mögliche Begleiterkrankungen sind u.a. Laktoseintoleranz und Diabetes Typ 1. Die Krankheit wird oft schon früh bei Kindern entdeckt, wenn die ersten glutenhaltigen Lebensmittel zugeführt werden. Die Zöliakie kann aber auch erst im Erwachsenenalter auftreten. Die Unverträglichkeit von Gluten kann durch Tests bestimmt werden. Dabei kombiniert man oft verschiedene Verfahren, um Irrtümer auszuschließen.


Prävention und Therapie mit glutenfreier Ernährung — ein Leben lang
Zwischen der Stilldauer von Säuglingen und dem Risiko für die Zöliakie besteht möglicherweise ein Zusammenhang. Einige Studien legen nahe, dass es sich positiv auswirkt, wenn man bei Säuglingen zwischen der 17. Lebenswoche und dem vollendeten 7. Lebensmonat geringe Mengen Gluten als Beikost einführt. Gleichzeitig sollte dabei mindestens noch zwei Monate weiter gestillt werden. Zur Zeit läuft dazu europaweit die dreijährige Interventionsstudie "Prevent CD" (prevent celiac disease).

Die Zöliakie kann durch Medikamente nicht behandelt werden. Bei einer konsequent glutenfreien Ernährung können sich die Darmschäden jedoch regenerieren. Der Prozess der Regeneration erfolgt bei Kindern recht schnell, bei Erwachsenen kann er mehrere Jahre dauern, abhängig vom Grad der Erkrankung. Eine glutenfreie Ernährung ist mit Hilfe einer guten Ernährungsberatung sicher durchführbar. Generell können von Zöliakie betroffene Menschen alle von Natur aus glutenfreien sowie spezielle diätetische Lebensmittel genießen, die mit der durchgestrichenen Ähre gekennzeichnet sind.

Vermeiden sollten sie glutenhaltige Getreidesorten und Produkte, die aus diesen Getreidesorten hergestellt werden und die teilweise auch in Aroma-, Füllstoffe und Bindemitteln enthalten sein können. Die unabsichtliche Aufnahme von geringen Spuren von Gluten verursacht häufig keine sofortigen Beschwerden, kann aber langfristig schädlich wirken, weil der Dünndarm weiter geschädigt werden kann.

Zur Sicherheit sollten Handbücher der "DZG - Deutsche Zöliakiegesellschaft" bestellt werden. In den Übersichten und Listen sind viele Fertigprodukte genannt und nach ihrem Glutengehalt bewertet. Einige Bäcker haben sich auf das Angebot gluten- und/oder laktosefreier Backwaren spezialisert. Zu Beginn einer glutenfreien Ernährung sollte auch Milchzucker gemieden werden. Hat sich die Darmschleimhaut regeneriert, werden Milch und Milchprodukte meist wieder normal vertragen. Auch die Malabsorption von Mikro-Nährstoffen geht zurück.

Die glutenfreie Ernährung sollte ein Leben lang beibehalten werden. Das beugt Reflux- und Darmbeschwerden sowie Rückfällen vor. Auch die Neigung zu anderen Krankheiten die evtl. in der Folge der Gluten-Unverträglichkeit entstehen (z.B. Tumore im Magen-Darm-Trakt), kann verringert oder verhindert werden.


Ernährungsempfehlungen
Eine glutenfreie Kost kann gesund, schmackhaft und ausgewogen sein. Leider ist das nicht immer der Fall. Oft ist der Gehalt an Fetten und Proteinen zu hoch und die Aufnahme von komplexen Kohlenhydraten zu niedrig. Auch Ballaststoffe, Eisen und Folsäure werden häufig in zu geringen Mengen aufgenommen.

Geeignet:
- Reis, Mais, Buchweizen, Hirse, Amaranth, Quinoa, Tapioka, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Milch und viele Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, pflanzliche Öle, Nüsse/Samen, Obst und Gemüse solange sie nicht zu "Fertigprodukten" verarbeitet wurden.

Meiden:
- Alle Getreidesorten, die Gluten enthalten sowie Lebensmittel, die aus diesen Getreidesorten hergestellt werden: Weizen, Hafer, Gerste, Roggen, Dinkel, Spelt, Triticale, Emmer, Kamut und Grünkern.
- Viele verarbeitete Produkte wie Fertiggerichte, Wurstwaren, Sojasoßen, Süßwaren und Eis. Die Zutatenliste sollte immer kontrolliert werden.
- Weizen und Gluten sind häufig enthalten in: Nudeln, Brot, Kekse, Kuchen, Pizza, TK-Gemüse mit Gewürzzubereitung, Müsli (-joghuert), Fisch und Fleisch paniert, Soßen, Bier, haferhaltige Getränke, Schokolade (mit Cerealien).

Ergänzung von Mikro-Nährstoffen
Die Einnahme ist sinnvoll und kann je nach Grad der Malabsorption dosiert werden. Empfehlenswert sind vor allem
- fettlösliche Vitamine A, D, E und K, B-Komplex, besonders Folsäure und Vitamin B12
- Mineralstoffe, besonders Kalzium und Eisen