Metabolisches Syndrom und Diabetes

Der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) gehört mit zu den häufigsten chronischen Krankheiten. Rund 6 Millionen der Bevölkerung (7 Prozent) sind davon betroffen, Tendenz: weiter steigend. Das gilt vor allem für die höheren Altersgruppen, teilweise aber auch für jüngere Menschen. Die häufigste Form dieser Stoffwechselkrankheit ist der Diabetes Typ 2, der oft lange Zeit nicht spürbar bzw. recht allgemeine Symptome hat und daher vielfach unbehandelt bleibt. Es gibt typische Risikofaktoren, die die Entwicklung begünstigen.

Dazu gehören Übergewicht, Insulinresistenz, ein gestörter Fettstoffwechsel, eine gestörte Glukosetoleranz sowie der Bluthochdruck. Treffen wenigstens drei dieser Faktoren zusammen, spricht man vom metabolischen Syndrom. Auch dieses entwickelt sich meist über lange Zeit und gilt als Vorstufe des Diabetes. Gleichzeitig erhöht es das Risiko für die koronare Herzkrankheit und Arteriosklerose. Sowohl das metabolische Syndrom als auch der Diabetes können durch vorbeugende Maßnahmen weitgehend verringert oder gar vermieden werden. Dazu gehören der Abbau von Übergewicht, regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung und, die Ergänzung von Mikro-Nährstoffen.


Die Komponenten des metabolischen Syndroms
Übergewicht - Dabei geht es um das zentrale (bauchbetonte) Übergewicht, angesetzt bei Männern ab 102 cm Taillenumfang, bei Frauen ab 88 cm. Männer sind allgemein häufiger von dieser Art des Übergewichts (Apfeltyp) betroffen. Zentrales Übergewicht spielt eine Hauptrolle bei der Entwicklung der Insulinresistenz. Das Fettgewebe ist hier besonders aktiv, dadurch werden vermehrt Fettsäuren freigesetzt. Das führt zur Insulinresistenz und Glukoseintoleranz. Steigt das Körpergewicht weiter an, kann sich dieser Prozess verstärken. Zu den Folgen gehört, dass z.B. ein bisher leicht erhöhter Blutdruck weiter ansteigt.

Insulinresistenz - Der Körper reagiert nur noch verringert auf das Hormon Insulin. Das wirkt sich vor allem auf die Fett- und Muskelgewebe sowie die Glukosebildung in der Leber aus. Insulin wird im Pankreas (Bauchspeicheldrüse) von den Beta-Zellen hergestellt, ein wichtiges Stimulans dafür ist Glukose. Steigt deren Konzentration an, erhöht sich die Konzentration von Insulin im Blut. Dieses wird u.a. beim Stoffwechsel von Glukose und bei deren Transport zu den Zellen benötigt.

Ist die Bildung und Wirkung von Insulin eingeschränkt oder fällt gar aus, entsteht die Hyperglykämie (Überzuckerung). Außerdem wird vermehrt Fett abgebaut (Lipolyse), das führt zu erhöhten Blutfettwerten. Mit der Insulinresistenz verbunden sind sowohl Schädigungen der Blutgefäße als auch die Steigerung des Blutdrucks.

Gestörter Fettstoffwechsel - Dazu gehören erhöhte Triglyzeride, erhöhtes LDL, das so genannte "schlechte" Cholesterin, und niedriges HDL, das so genannte "gute" Cholesterin.

Gestörte Glukosetoleranz - Die Verwertung von Glukose ist gestört, wenn nach glukosehaltigen Mahlzeiten der Blutzucker stärker als normal ansteigt und längere Zeit als üblich auf erhöhtem Niveau bleibt. Zu den Folgen gehört, dass die Wirkung von Insulin in den Körperzellen gestört wird, gleiches gilt für den Stoffwechsel von Fetten und Kohlenhydraten.

Bluthochdruck - Der Druck in den Arterien ist erhöht. Auf Dauer und abhängig von der Erhöhung des Drucks können dadurch u.a. das Herz, die Blutgefäße und die Nieren geschädigt werden. Zu den Folgekrankheiten gehören neben Diabetes auch Herzinfarkte und Schlaganfälle.


Diabetes mellitus
Die Diagnose Diabetes wird gestellt, wenn mehrmals die Blutglukose nüchtern und nach Mahlzeiten mit Glukose über den normalen Grenzwerten liegt. Der Diabetes ist aber nicht allein durch den erhöhten Blutzucker gekennzeichnet. Er ist eine chronische Krankheit des gesamten Stoffwechsels von Kohlenhydraten, Fetten, Proteinen und Elektrolyten. Erst wenn die Beta-Zellen im Pankreas Insulin nicht mehr bzw. nicht mehr genügend bilden können, spricht man vom Diabetes. Hauptmerkmal sind die beeinträchtigte Insulinwirkung und davon abhängig die Veränderungen der Blutglukose.

Zucker kann durch das fehlende Insulin nicht mehr genügend in die Zellen gebracht werden, um dort Energie zu liefern. Statt dessen steigt der Zuckergehalt im Blut an und wirkt schädlich. Um weiter Energie in den Zellen zu gewinnen, werden die Fettreserven mobilisiert, das steigert die Fettmengen im Blut. In Kombination mit dem hohen Blutzucker können die Blutgefäße und Nerven geschädigt werden.

Der Diabetes wird in zwei Gruppen eingeteilt:
Diabetes Typ I ist eine Autoimmun-Krankheit, bei der die Insulinbildung der Beta-Zellen im Pankreas (Bauchspeicheldrüse) gestört wird und erlischt. Rund 5 Prozent der Diabetiker sind von dieser Form des Insulinmangels betroffen. Die Krankheit beginnt meist vor dem 20. Lebensjahr. Sie hat genetische Komponenten, wird aber auch durch eine zu üppige Ernährung und Bewegungsmangel beeinflusst.

Diabetes Typ II ist durch die gestörte Insulinwirkung, Insulinresistenz und verringerte Bildung von Insulin, gekennzeichnet. Hinzu kommt der erhöhte Blutzucker nüchtern und nach dem Essen. Das führt dazu, dass die Zellen Glukose nicht mehr genügend verwerten können und noch mehr Insulin benötigt wird. 95 Prozent der Diabetiker haben diese Form der Krankheit, die oft als "erworbener" Diabetes bezeichnet wird. Die Krankheit beginnt meist im mittleren bis höheren Alter, aber auch jüngere Menschen können betroffen sein. Der Diabetes verläuft anfangs meist langsam und oft unbemerkt.

Zu den Symptomen gehören Leistungsminderung, Mattheit, übermäßiger Durst, Harndrang und Heißhunger. Das zentrale (bauchbetonte) Übergewicht spielt bei der Entwicklung eine besondere Rolle, 80 Prozent der Diabetiker sind übergewichtig. Zu den Risikofaktoren gehören aber auch erbliche Faktoren, ein gestörter Fettstoffwechsel, Bluthochdruck und Bewegungsmangel.

Schwangerschaftsdiabetes - eine besondere Form des Diabetes, die erstmals in der Schwangerschaft auftritt. Etwa 1 bis 5 Prozent der schwangeren Frauen sind betroffen. Se brauchen in dieser Zeit eine besondere therapeutische Betreuung. Diese Diabetes-Form bildet sich nach der Schwangerschaft oft zurück.

Diabetes und seine Folgen - Im Lauf der Krankheit verändern sich die kleinen und großen Blutgefäße (Mikro-/Makroangiopathie). Langfristig können Katarakt, Geschwüre an den Beinen, diabetischer Fuß, die arterielle Verschlusskrankheit der Beine, koronare Herzkrankheit (Angina pectoris, Herzinfarkt), Schlaganfall, Nervenschäden (Neuropathien) und Nierenkrankheiten (Nephropathie) als Folge des Diabetes entstehen.


Prävention des metabolischen Syndroms und von Diabetes
Der Diabetes ist eine Krankheit, die durch eine gesunde Lebensführung weitgehend vermeidbar und korrigierbar ist. Das gilt sowohl für die Vorform des metabolischen Syndroms als auch für den entwickelten Diabetes. In vielen Fällen reicht die Reduktion des Übergewichts aus, um die Gesundheit zu verbessern. Dabei hilft die Umstellung der Ernährung, regelmäßige Körperbewegung und die geeignete Ergänzung von Mikro-Nährstoffen. Konsequent angewendet, kann oft schon allein die Änderung des Lebensstils den Diabetes verbessern. Erst wenn die Veränderung des Lebensstils nicht ausreicht oder die Umstellung nicht erreicht wird, sollte die Therapie mit Antidiabetika oder Insulin erfolgen.


Gewichtsabnahme und Körperbewegung
Übergewicht abbauen verbessert das metabolische Syndrom und den Diabetes. Oft normalisieren sich schon bei fünf Kilogramm weniger Gewicht eines oder mehrere der typischen Symptome. Das gilt für die Insulinresistenz und -bildung, auch die Herstellung von Glukose in der Leber verlangsamt sich wieder, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck werden gesenkt. Sinnvoll ist eine moderate Gewichtsabnahme mit dem Verlust von etwa ein bis zwei Kilogramm pro Monat. Das lässt sich mit rund 500 Kalorien unter dem individuellen Tagesbedarf erreichen. Die Gewichtsabnahme wird am besten durch regelmäßige Körperbewegung unterstützt. Schwimmen, Tennis und Laufen, aber auch ein gezieltes Krafttraining sind empfehlenswert.

Bei Bewegungsarmut kommt es zur Übersättigung der Muskulatur mit Glukose, deren Speichervorräte voll sind und nicht benötigt werden. Durch körperliches Training können die muskulären Speicher kontinuierlich entleert werden, und die Muskeln können wieder Glukose aus dem Blut aufnehmen. Stärkere Muskeln verbrauchen außerdem mehr Glukose. Das senkt die Insulinresistenz und Triglyzeride, und der Blutdruck verbessert sich ebenso wie die fibrinolytische Aktivität (Auflösung von Blutgerinnseln).


Gesunde Ernährung beim metabolischen Syndrom und Diabete
Empfehlenswert ist eine gesunde Mischkost. Pflanzliche und frische Lebensmittel sind generell günstiger als tierische und verarbeitete Produkte. Gegarte Speisen lassen den Blutzucker durch den Aufschluss von Stärke schneller ansteigen. Der Anteil von Fett sollte maximal 30 Prozent betragen. Sind die LDL-Spiegel erhöht, sollten gesättigte Fettsäuren (aus tierischen Lebensmitteln und Streichfetten) unter 10 Prozent liegen. Gleiches gilt für mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die ebenfalls unter 10 Prozent liegen sollten. Trans-Fettsäuren (vor allem aus verarbeiteten Lebensmitteln) sollten gemieden werden.

Empfehlenswert sind einfach ungesättigte Fettsäuren (z.B. Oliven-, Rapsöl). Mehr Fisch essen hilft mit, den Anteil an gesättigten Fetten zu senken. Bei Milch- und Fleischwaren sollten magere Produkte bevorzugt werden. Der Anteil von Proteinen sollte zwischen 10 bis 20 Prozent liegen (bei Nephropathie im unteren Bereich). Die so genannte glykämische Last sollte verringert werden. Es sollten Lebensmittel bevorzugt werden, die den Blutzucker weniger stark erhöhen. Erreicht wird das mit dem Verzehr komplexer Kohlenhydrate und mehr Ballaststoffen. Zu empfehlen sind Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Vollkorn-Getreidewaren (Vollkornbrot und -nudeln), schonend zubereitete Lebensmittel, z.B. Pellkartoffeln und Naturreis.

Dagegen steigern Lebensmittel mit hoher glykämischer Last die Insulinresistenz und erhöhen den Bedarf an Insulin. Das verstärkt die Erschöpfung der Beta-Zellen im Pankreas, die Insulin bilden. Ungünstig sind vor allem stark verarbeitete Weißmehl-Produkte (Brot, Nudeln, weißer Reis), stark erhitzte stärkehaltige Lebensmittel, (z.B. Backkartoffeln), Fertigprodukte sowie zuckerreiche und ballaststoffarme Lebensmittel. Zucker muss nicht völlig gemieden werden. Er sollte jedoch unter 10 Prozent der gesamten Energiemenge liegen und zusammen mit Mahlzeiten aufgenommen werden.

Zuckerhaltige Getränke sollten gemieden werden. Bei Salz sollte die Tagesmenge möglichst weniger als 6 Gramm betragen, um das Risiko für den Bluthochdruck zu senken. Alkohol ist in Maßen, z.B. mit einem oder maximal zwei Gläsern Wein, pro Tag erlaubt. Dabei sollte auf die zusätzlichen Kalorien geachtet werden. Diätetische Lebensmittel, vorwiegend zuckerreduzierte Back- und Süßwaren, sind in der Regel unnötig. Sie haben keinen gesundheitlichen Nutzen und oft einen zu hohen Energie- und Fettgehalt. Sie sind meist mit Fruktose gesüßt, die zum Übergewicht beiträgt und nicht für Diabetiker geeignet ist.


Ernährung bei medikamentöser Diabetes-Therapie
Bei verringerter Insulinwirkung und der Einnahme von Medikamenten müssen die Mahlzeiten darauf abgestimmt und Kohlenhydrate angepasst über den Tag verteilt werden. Beim Insulinmangel muss vor allem die Über-, aber auch die Unterzuckerung (Hyper- und Hypoglykämie) vermieden und die Mahlzeiten gut geplant werden. Die optimale Einstellung des Stoffwechsels senkt das Risiko für die Folgeerkrankungen von Diabetes. Dabei hilft den Patienten eine spezielle Schulung durch Ärzte und Ernährungsfachleute. Zu achten ist bei der Insulintherapie u.a. auch darauf, dass Alkohol nur zusammen mit kohlenhydrat-haltigen Mahlzeiten aufgenommen werden soll.


Ergänzung von Mikro-Nährstoffen
Das metabolische Syndrom und der Diabetes bewirken eine chronische Unterversorgung mit Mikro-Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen, Antioxidantien etc. Damit verbunden sind erhöhte oxidative Schäden (vor allem Lipidperoxidation), die zu den Folgekrankheiten von Diabetes beitragen können. Außerdem werden Regenerations-Prozesse im Blutgefäß-System behindert. Die Versorgung der Gewebe verschlechtert sich (Gewebsoxygenierung), die antioxidative Fähigkeit sinkt. Dadurch werden schädliche Endprodukte im Stoffwechsel nicht mehr genügend "entschärft" und entsorgt. Außerdem schreitet die Insulinresistenz weiter fort. Besonders wichtig ist daher die ausreichende Versorgung mit Antioxidantien.

beta-Carotin und andere Carotinoide (z.B. Lykopin) - sind wichtige Antioxidantien.

Vitamin C - Antioxidans, kann erhöht dosiert werden, empfehlenswert ist ein besser wirksamer Ascorbat-Komplex mit Bioflavonoiden und Mangan.

Vitamin D - die gute Versorgung trägt dazu bei, Diabetes vorzubeugen.

Vitamin E - kann Blutfette senken, die Insulinresistenz verbessern und der Verklumpung von Blutplättchen vorbeugen.

Vitamin B-Komplex - beugt der Nervenschädigung vor. Besonders wichtig sind B1 und B6, Biotin wird für den Fettstoffwechsel und die Bildung von Glukose benötigt. Folsäure hilft, der Atherosklerose vorzubeugen. Niacin, in Form von Niacinamid, senkt erhöhte Blutfette, ist am Glukosetoleranzfaktor beteiligt und kann Nierenstörungen verlangsamen.

alpha-Liponsäure - ist wichtig für die Bildung von Fettsäuren und ein starkes Antioxidans.

Coenzym Q10 - kann die Beta-Zellen im Pankreas stärken, unterstützt die Wirkung von Insulin und die Kontrolle des Blutzuckers. Viele Diabetiker haben niedrige Coenzym Q10-Spiegel.

Myo-Inositol - hilft, Nervenschäden vorzubeugen.

Chrom - hilft den Blutzucker zu normalisieren und die Insulinresistenz zu lindern.

Kalzium
- hilft, Diabetes vorzubeugen. Kalzium braucht für seine Resorption ausreichend Vitamin D.

Magnesium
- hilft, den Blutzucker zu kontrollieren und schützt die Herz- und Blutgefäße. Viele Diabetiker haben niedrige Magnesium-Spiegel. Fehlt Magnesium, wird mehr Insulin benötigt, um Glukose aus dem Blut in die Zellen zu transportieren. Eine gute Versorgung hilft dagegen, die Wirkung des Insulins zu verbessern, auch Diabetes-Folgeschäden können verringert werden.

Vanadium - hilft den Blutzucker zu kontrollieren, schützt Herz- und Blutgefäße.

Zink - kann helfen, den Blutzucker zu kontrollieren.

N-Acetyl-Cystein - Antioxidans, schützt die Beta-Zellen im Pankreas vor oxidativen Schäden.

Arginin und Carnitin - können zu normalen Werten von Blutzucker und Fettsäuren im Blut beitragen. Sie unterstützen Insulin und verbessern den Blutfluss.

GLS (Gamma-Linolensäure) - hilft, Nervenschäden vorzubeugen.

Omega-3-Fettsäuren - können helfen, erhöhte Triglyzeride und "schlechtes" LDL zu senken sowie das "gute" HDL zu erhöhen. Es sind die einzigen Fettsäuren, die alle drei Werte im Fettstoffwechsel beeinflussen können.