Rheuma und Ernährung

Rheuma ist ein Oberbegriff für eine Reihe von Krankheiten, die das Muskel-Skelett-System in seinen Stütz- und Bindegeweben betreffen. Dazu gehören entzündliche Krankheiten, vor allem die rheumatoide Arthritis, degenerative Krankheiten wie die Arthrose sowie der Weichteilrheumatismus. Eine spezielle Rheuma-Diät gibt es nicht, aber ein normales Körpergewicht und eine gesunde Ernährung können den Verlauf positiv beeinflussen. Speziell bei der rheumatoiden Arthritis können sich ein verbessertes Fettsäuren-Profil und die ausreichende Aufnahme von Mikro-Nährstoffen günstig auswirken.

Entzündungen in den Gelenken basieren auf der verstärkten Ansammlung von Eicosanoiden. Sie werden aus Arachidonsäure gebildet, die zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren gehört und mit tierischen Lebensmitteln aufgenommen wird. Ein verbessertes Fettsäuren-Profil kann mit einer geeigneten Ernährung die Entzündungen verringern. Da die Bildung von Eicosanoiden auf oxidativen Prozessen beruht, wirken auch Antioxidanzien bei ausreichender Versorgung entzündungslindernd. Mit einer Umstellung der Ernährung und der Gabe von Mikro-Nährstoffe können die Dosierungen von Medikamenten nach einer gewissen Zeit oft reduziert werden.


Ernährung bei rheumatoider Arthritis
Empfehlenswert ist die Umstellung auf eine vorwiegend ovo-lacto-vegetarische Ernährung, die lebenslang beibehalten werden sollte. Sie sollte einen hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln haben, wie z.B. Gemüse, Obst, Nüsse, besondere Öle, Samen und Kräuter (vegetarisch) und kombiniert werden mit Eiern, fettarmer Milch und Milchprodukten (ovo-lacto). Fleisch sollte höchstens zweimal pro Woche und Aufschnitt wenn möglich gar nicht gegessen werden.

Fisch hat dagegen einen positiven Einfluss auf die krankhaften Prozesse und sollte mindestens zweimal pro Woche gegessen werden. Getreidehaltige Beilagen sollten immer aus dem vollen Korn und nicht aus Weißmehl bestehen. Fettprodukte mit gehärteten, tierischen Fetten sollten im Supermarktregel lieben bleiben. Zucker und Alkohol sollten in größeren Mengen gemieden werden. Die Garmethoden sollten generell schonend sein, um in den Lebensmitteln enthaltene Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zu erhalten.


Das Fettsäuren-Profil positiv beeinflussen
Fettsäuren beeinflussen den Stoffwechsel von Eicosanoiden auf entscheidende Weise. Die Wirkung ungünstiger Fettsäuren sollte verringert, die Wirkung günstiger Fettsäuren gefördert werden. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind günstig, sie wirken hemmend auf entzündliche Prozesse. Wichtig ist ein ausgeglichenes Verhältnis der Fettsäuren untereinander. Zu bevorzugen sind Fischöle und hochwertige Pflanzenöle, z.B. Soja-, Raps-, Walnuss-, Lein- und Olivenöl.

Arachidonsäure verringern: Die Arachidonsäure wird mit tierischen Lebensmitteln direkt aufgenommen. Sie ist in Pflanzen nicht enthalten, wird aber aus linolreichen Ölen (Omega-6) begrenzt gebildet. Vegetarier haben trotzdem entsprechend geringere Werte. Die übliche Ernährung mit Fleisch, Wurstwaren und Eiern liefert dem Körper pro Tag etwa 200 bis 300 Milligramm Arachidonsäure. Angesammelt im Körper sind rund 30 Gramm.

Verbraucht werden täglich nur sehr geringe Mengen, 0,1 Milligramm. Die Arachidonsäure wird vom Darm besser als andere Fettsäuren aufgenommen und ist beim Transport im Körper vor Oxidation geschützt. Sie wird nur zu 10 Prozent im Energiestoffwechsel genutzt und sammelt sich verstärkt in den Körperzellen an. Je mehr Arachidonsäure im Körper vorhanden ist, um so mehr Eicosanoide werden gebildet, die entzündliche Prozesse verstärken. Bei fehlender Zufuhr sinkt deren Bildung sehr schnell (um ca. 50%) ab. Arachidonsäure sollte generell nur in sehr geringen Mengen aufgenommen werden, Fleisch und Wurstwaren sollten deshalb eher selten verzehrt werden.


Omega-6-Fettsäuren
Linolsäure - ist mengenmäßig reichlich in der Nahrung vorhanden, rund 12 Gramm werden bei üblicher Ernährung im Durchschnitt aufgenommen. Rund 500 Gramm sind im Körper eines Erwachsenen gespeichert. Aus Linolsäure wird Arachidonsäure gebildet, sie sollte daher in eher geringen Mengen (maximal bis 4 Gramm täglich) aufgenommen werden.

Gamma-Linolensäure - wird mit der Nahrung nur in geringen Mengen aufgenommen. Sie wirkt bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen günstig . Aus ihr kann Linolensäure gebildet werden, die im Körper in EPA und DHA umgewandelt werden kann. Gute Quellen für die Gamma-Linolensäure sind Nachtkerzenöl, das Kernöl aus schwarzen Johannisbeeren und Borretschöl, entsprechende Präparate sind im Handel.


Omega-3-Fettsäuren vermehrt aufnehmen
Alpha-Linolensäure - ist in grünen Pflanzen und Meeresalgen sowie in Soja-, Raps-, Weizenkeim-, Walnuss- und Leinöl enthalten. Bei regelmäßig hoher Zufuhr an Alpha-Linolensäure wird im Körper mehr EPA gebildet. Wenigstens 4 Gramm sollten täglich aufgenommen werden.

Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) - sind die langkettigen Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen. Sie können die Bildung von Eicosanoiden sehr wirksam hemmen. Umgekehrt können zu hohe Mengen von Arachidonsäure im Körper die Wirkung von EPA und DHA behindern. Diese beiden gesunden Fettsäuren kommen in größerer Menge nur in fettreichen Fischen (u.a. Lachs, Makrele) vor. Ist EPA im Körper reichlich vorhanden, verdrängt sie die Arachidonsäure und hemmt die Umwandlung zu Eicosanoiden.

EPA kann bei entzündlich-rheumatischen Prozessen hilfreich sein. Die Wirkung lässt sich verbessern, wenn vorwiegend vegetarische Kost verzehrt wird. Schmerzen, Morgensteifigkeit und Schwellungen können gesenkt werden. die Griffstärke nimmt zu. Auch die typischen Marker für Entzündungen im Körper sinken, wie Laboruntersuchungen zeigen. Die Dosierung hängt von der üblichen Ernährung und der Aufnahme von Fischölen aus der Nahrung ab. 1 bis 2 Gramm täglich sind zu empfehlen, je nach dem Anteil von Lebensmitteln, die Arachidonsäure enthalten.


Die Versorgung mit Multi-Nährstoffen verbessern
Bei entzündlichen Prozessen entstehen vermehrt freie Radikale. Daher ist die Aufnahme von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen in ausreichender Menge wichtig. Eine gute Versorgung kann zur Schmerzlinderung beitragen. Antioxidative Nährstoffe wirken u.a. antientzündlich. Antioxidanzien bauen übermäßig vorhandene Sauerstoffradikale ab, regen das Immunsystem an und hemmen die Bildung von Eicosanoiden aus Arachidonsäure.

Eine niedrige Versorgung mit Antioxidanzien kann das Auftreten einer rheumatoiden Arthritis fördern. Generell kann ein Basis-Präparat die Grundversorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen verbessern. Weitere Mikro-Nährstoffe, teils in erhöhter Dosierung, sollten nach therapeutischer Empfehlung eingenommen werden. Bekannt ist, dass Rheumatikern häufig wichtige Mikro-Nährstoffe fehlen. Wichtig sind vor allem:

Vitamin A und beta-Karotin - beta-Karotin ist im Vergleich zu Vitamin A das stärkere Antioxidans, bei chronischer Polyarthritis kann Vitamin A verringert sein.

Vitamin-B-Komplex - mit erhöhter Folsäure und erhöhtem Vitamin B6

Vitamin C - erhöht dosiert - kann oxidiertes Vitamin E reduzieren, das dann wieder antioxidativ wirken kann. Bei entzündlichen Prozessen ist Vitamin C meist verringert, das gilt auch für die rheumatoide Arthritis. Vitamin C sollte jedoch nicht allein ergänzt werden, sondern kombiniert mit anderen Antioxidanzien und Mineralstoffen.

Vitamin D - in erhöhter Dosierung - ist wichtig für das Knochen- und Immunsystem.

Vitamin E - in erhöhter Dosierung - hemmt zusammen mit Glutathionperoxidase die Oxidation von Arachidonsäure. Entzündete Gelenke verbrauchen verstärkt Vitamin E. Bei einem Mangel steigt die Bildung von Eicosanoiden, durch eine gute Versorgung mit Vitamin E werden sie gehemmt.

Kupfer, Selen und Zink - sind Bausteine für antioxidative Metalloproteine. Sie sind Teil vieler Enzyme, die am Abbau freier Radikale und an der Linderung entzündlicher Prozesse beteiligt sind.

Zink - ist ein wichtiger Teil des antioxidativen Enzyms Superoxiddismutase und wird für die Bildung von Kollagen benötigt. Bei entzündlichen Prozessen wird Zink vermehrt benötigt. Glukokortikoide können außerdem Zink im Plasma senken.