Der Harntrakt und die Ernährung

Im Harntrakt arbeiten die Nieren und die Harnblase eng zusammen, um Endprodukte des Stoffwechsels mit dem Harn auszuscheiden. Dieses fein abgestimmte System kann durch verschiedene Einflüsse und Krankheiten akut oder chronisch gestört werden. Dabei spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Die gesunden Funktionen von Nieren und Harnblase und die Vorbeugung vor vielen Krankheiten in diesem Bereich können durch eine geeignete Ernährung und durch eine Reihe von Mikro-Nährstoffen sehr gut unterstützt werden.


Die Funktionen des Harntrakts
Die Nieren liegen auf der rechten und linken Seite hinter dem Bauch- und unterhalb des Zwerchfells. Ihre wichtigste Aufgabe ist, den Harn zu bilden und mit ihm Endprodukte des Stoffwechsels (Harnsäure, Harnstoff, Kreatinin) und schädliche Stoffe in den Harntrakt auszuscheiden. Von den Nieren wird der Harn über den Harnleiter in die Harnblase geschickt, wo er gespeichert wird. Ist eine gewisse Füllmenge in der Harnblase erreicht, bei Erwachsenen ca. 350 Milliliter, entsteht der Harndrang, um die Harnblase über die Harnröhre zu entleeren.

Doch ganz am Anfang dieses Prozesses filtern die Nieren Stoffe aus dem Blut und trennen sie in solche, die ausgeschieden werden sollen und solche, die zurück an den Blutkreislauf zur weiteren Verwendung gegeben werden, das sind Zucker, Aminosäuren und Elektrolyte. Die Nieren regulieren die Wasserbilanz des Körpers und beeinflussen darüber den Blutdruck, sie regulieren auch den Säure-Basen- und den Elektrolyt-Haushalt und sind ein Ort der Glukoneogenese. Die Nieren bilden weiter Hormone, z.B. Erythropoetin, das für die Blutbildung nötig ist.

Sie sind am Stoffwechsel von Vitamin D beteiligt und bilden Calcitriol, das u.a. für den Kalzium-Stoffwechsel wichtig ist. Die Nieren werden dabei selbst in ihren Funktionen von Hormonen gesteuert. Die Funktionen des Harntrakts können durch eine Reihe von Prozessen und Krankheiten gestört werden. Wir gehen hier nur auf die häufiger vorkommenden Nieren- und Harnsteine sowie auf Harnwegs-Infektionen ein. Sie sind sowohl in der Entstehung als auch in der Therapie und Vorbeugung von der Ernährung beeinflusst.

Auch andere Krankheiten im Harntrakt, z.B. die chronische Niereninsuffizienz, sind häufig mit sehr komplexen Ernährungsproblemen verbunden, die mit einer gezielten Ernährungstherapie verbessert werden können.



Nieren- und Harnsteine
In den Nieren, im Nierenbecken und im Harnleiter können sich kleine, harte Steine bilden. Sie entstehen durch die Kristallisation von Substanzen, die normalerweise im Urin gelöst sind. Rund 5 bis 7 Prozent der Bevölkerung sind von Nierensteinen betroffen, Männer öfter als Frauen. Die Steine bestehen am häufigsten aus Kalziumoxalat (rund 70 Prozent), gefolgt von Harnsäure (rund 10 Prozent) und anderen Substanzen. Abhängig von der Art der Steine, von ihrer Größe, vom Ort ihrer Ansiedelung und von ihrer Beweglichkeit können schmerzhafte Koliken, chronische Entzündungen im Nierenbecken und Schmerzen im unteren Rückenbereich entstehen.

Weiter kann der Harnfluss blockiert werden, wodurch Bakterien-Infekte leichter entstehen. Die Steine können spontan auf natürliche Weise ausgeschieden oder durch Therapien abgebaut werden. Jedoch kommen bei vielen Betroffenen nach einiger Zeit Rückfälle mit erneuten Steinbildungen vor.

Für die Entstehung der Nieren- und Harnsteine gibt es verschiedene Ursachen und Risiken, abhängig von der jeweiligen Steinart. Dabei kann die Ernährung ebenso wie die Trinkgewohnheiten eine Rolle spielen. Sie können die Kristallisation und das Wachstum der Steine positiv oder negativ beeinflussen. Enthält die Nahrung beispielsweise reichlich Oxalsäure, kann deren Ausscheidung erhöht werden. Je mehr Oxalat im Urin ausgeschieden wird, um so größer ist das Risiko für die Steinbildung. Eine Rolle spielt auch die Ausscheidung von Kalzium.

Durch verstärkte Resorption oder durch Krankheiten kann sich die ausgeschiedene Kalziummenge erhöhen. Starker Koffeinkonsum erhöht z.B. die Ausscheidung von Kalzium im Urin und fördert die Steinbildung. Dagegen kann eine kalziumreiche Kost das Risiko für Nierensteine senken. Ist zu wenig Kalzium vorhanden, beeinflusst dies die Resorption und die Ausscheidung von Oxalsäure. Geeignete Umstellungen in der Nahrung können der Steinbildung sehr gut vorbeugen. Generell ist eine vollwertige Ernährung mit vegetarischen Tagen in der Woche empfehlenswert.


Meiden
Zu viel Fett, zu viel Zucker, zu viel Salz und zu wenig Ballaststoffe führen zu erhöhtem Risiko für die Steinbildung.
- Erhöhte Aufnahme von Proteinen aus Fleisch und Fisch verstärken die Steinbildung, senken den pH-Wert im Harn und fördern die Ausscheidung von Kalzium.
- Lebensmittel, die Oxalsäure enthalten, erhöhen die Ausscheidung von Harnsäure und die Steinbildung. Vor allem bei Oxalat-Steinen sollten oxalsäurehaltige Lebensmittel zurückhaltend konsumiert werden. Oxalreich sind Spinat, Bohnen, Karotten, Gurken, Sellerie, Rhabarber, Grapefruit, Petersilie, Erdnüsse, Schokoladen und Instant-Kaffee.
- Lebensmittel, die Purine enthalten, erhöhen die Ausscheidung von Harnsäure und die Steinbildung. Purinreich sind Innereien, Sardinen, Heringe, Makrelen sowie die Haut von Fischen und Geflügel.
- Geringe Flüssigkeitszufuhr erhöht die Harndichte und begünstigt die Steinbildung.
- Kaffee, schwarzer Tee, gezuckerte Cola-Getränke und Limonaden sowie alkoholische Getränke einschließlich Wein und Bier verstärken das Risiko für die Steinbildung, erhöhen die Ausscheidung von Harnsäure und senken den Harn-pH-Wert.


Empfehlenswert
- Komplexe Kohlenhydrate bevorzugen. So erhöhen beispielsweise Gemüse und Früchte die Konzentration von Citrat im Urin, das hemmt die Kristallbildung (siehe dazu auch oxalreiche Gemüse).
- Ballaststoffe verbessern die Absorption und Ausscheidung von Kalzium.
- Bei Steinbildung sollten maximal 5 Portionen Fleisch / Fisch (à 120 g) pro Woche verzehrt werden.
- Salzarme Ernährung, Salzkonsum auf 4 bis 6 g täglich beschränken.
- Erhöhte Aufnahme von Flüssigkeit, mindestens 2 Liter täglich. Geeignet sind Nieren, Blasen- und Früchtetees, verdünnte Fruchtsäfte, besonders Citrussäfte, Mineralwässer mit einem guten Gehalt an Mineralstoffen, vor allem gute Mengen an Bicarbonat und Magnesium.


Mikro-Nährstoffe
- Magnesium bindet Oxalat und senkt die Kristallisation von Kalziumoxalat. Soll Magnesium ergänzt werden, dann ist die Form Magnesiumcitrat zu bevorzugen.
- Auf eine ausreichende Kalziumzufuhr achten. Wird weniger als 800 mg Kalzium täglich aufgenommen, wird verstärkt Oxalsäure ausgeschieden, und das Risiko der Steinbildung erhöht sich. Empfehlenswert sind täglich 1000 bis 1200 mg Kalzium, es sollte über fettbewusste Milchprodukte und Ergänzungen in Form von Calciumcitrat aufgenommen werden.
- Vitamin B6, hoch dosiert, ist nötig für den Abbau von Oxalat.
- Vitamine C und E, A und Carotinoide
- Selen
- Coenzym Q10
- Omega-3-Fettsäuren
- Aminosäure L-Methionin


Entzündungen der Harnwege bei Frauen
Viele Frauen leiden akut oder chronisch (mehr als 3 Infektionen pro Jahr) unter Infektionen der Harnwege. Sie sind meist durch Darmbakterien verursacht , vor allem durch E. coli. Neben der Therapie spielt die Vorbeugung eine wichtige Rolle. Eine Reihe von Mikro-Nährstoffen kann dabei sehr gut unterstützen:

Mikro-Nährstoffe
- Cranberries, Saft oder Extrakte, die enthaltenen Tannine hemmen das Einnisten von E. coli im Harntrakt.
- Glukosinolate, z.B. aus Brokkoli und/oder Brunnenkresse, als Extrakte, wirken harndesinfizierend.
- Vitamin C (mit Flavonoiden) und E sowie Selen und Zink stabiliseren das Immunsystem.
- Vitamin A und Carotinoide stabilisieren die Oberflächen der Schleimhaut.
- Vitamine des B-Komplexes
- Milchsäure: antimikrobielle Wirkung
- Aminosäure L-Methionin