Homocystein ist eine schädliche, schwefelhaltige Aminosäure, die beim Stoffwechsel der essentiellen Aminosäure Methionin kurzfristig im Körper entsteht. Bei einem normalen Stoffwechsel wird Homocystein schnell wieder zu Methionin umgewandelt oder zu Cystein, einer weiteren Aminosäure, abgebaut. Dazu tragen die B-Vitamine Folsäure, B6 und B12 bei. Ist Methionin in erhöhtem Maße im Körper vorhanden, kann es verstärkt zu Homocystein verstoffwechselt werden.
Zum Anstieg tragen aber vor allem defekte Enzyme bei, die am Stoffwechsel von Methionin beteiligt sind. In den 70er Jahren entdeckte man, dass erhöhte Homocystein-Werte die Entstehung von Atherosklerose beeinflussen können. Heute gelten erhöhte Homocystein-Werte als ein Risikofaktor für atherosklerotische Krankheiten, unabhängig von anderen Faktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und ungünstigen Blutfettwerten (von Triglyzeriden, LDL). Erhöhtes Homocystein kann über längere Zeit zur Entstehung von Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Schlaganfällen beitragen.
Homocysteinurie
Dies ist eine recht seltene und angeborene (hereditäre) Stoffwechselerkrankung, die durch ein defektes Enzym (Cystathioninsynthase) entsteht. Dabei wird Homocystein ungenügend in Cystein umgewandelt, worauf es zu einem massiven Anstieg der Homocystein-Werte kommt. Zu den Folgen gehören eine früh einsetzende Arteriosklerose und Thrombosen in den koronaren, zerebralen und peripheren Arterien.
Mäßig erhöhte Homocysteinwerte
Bereits mäßig erhöhtes Homocystein kann das Risiko für Arteriosklerose erhöhen. Dieser relativ geringe Anstieg entsteht vor allem durch einen Mangel an Folsäure, Vitamin B6 und B12. Dabei gibt es keine festen Grenzwerte. Klar ist aber, dass das Krankheitsrisiko mit dem Anstieg der Homocystein-Werte verbunden ist. Vermutlich lösen solche Erhöhungen Schäden am Endothel (Teil der innersten Schicht von Gefäßwänden) aus. Durch erhöhtes Homocystein wird LDL, das "schädliche" Cholesterin, verstärkt oxidiert.
Dadurch entstehen sogenannte Schaumzellen, die sich in den Arterien an den inneren Gefäßwänden ablagern und die Entstehung von Atherosklerose begünstigen. Außerdem erhöht sich die Neigung zu Thrombosen durch verstärkte Prozesse der Blutgerinnung und eine verminderte Fibrinolyse. Erhöhtes Homocystein beschleunigt vermutlich die Kürzung von Telomeren (Endstücke von Chromosomen) und verstärkt auf diese Weise allgemeine Altersprozesse und damit zusammenhängende Krankheiten.
Wer ist betroffen und wie testet man?
Mit zunehmendem Alter können bei Frauen und Männern die Homocystein-Werte ansteigen. Auch bei Vegetariern kann durch eine Ernährung, die wenig mit der Aminosäure Methionin und Vitamin B12 versorgt, erhöhtes Homocystein entstehen. Relativ häufig finden sich erhöhte Homocystein-Werte außerdem bei Patienten mit Atherosklerose und Diabetes. Mit biochemischen Tests lassen sich die Homocystein-Werte im Plasma bestimmen. Bei ungünstigen Werten steigt das Risiko für Herz-Kreislauf- und andere Krankheiten.
Mikro-Nährstoffe senken erhöhte Homocysteinwerte
Der Verzehr von Gemüse, Obst und Vollkornprodukten, die besonders reich an Ballaststoffen und Folsäure sind, ist zu empfehlen. Dazu gehören Weizenkeime, Rosen- und Wirsingkohl, Spargel und frischer Blattspinat. Auch die Ergänzung von Folsäure sowie von hochdosierten Vitamin B6 (als Pyridoxal-5-Phosphat) und Vitamin B12, evtl. auch B2 und Cholin, können dazu beitragen, erhöhtes Homocystein zu senken. Am wichtigsten ist dabei die Folsäure, sie beeinflusst den Stoffwechsel von Homocystein am stärksten.
Auch eine gute Versorgung mit Vitamin C und E kann empfehlenswert sein, weil beide Vitamine helfen, Folsäure zu regenerieren und die Wirkung von Homocystein hemmen. Weiter können die Aminosäuren Arginin, Cystin, N-Acetyl-Cystein, Taurin und Serin den Stoffwechsel von Methionin verbessern und erhöhte Homocystein-Werte senken. Zur Senkung von Homocystein können auch Omega-3-Fettsäuren, darunter vor allem die DHA (Docosahexaensäure) aus Fischölen beitragen.