Im Säure-Basen-Haushalt wird die Balance von Säuren und Basen bzw. von Wasserstoffionen im Körper hergestellt. Kann ein Molekül Wasserstoffionen abgeben, wird es als Säure bezeichnet, kann es Wasserstoffionen aufnehmen, nennt man es Base. Wasserstoffionen sind sehr reaktiv, auch kleine Veränderungen in ihrer Konzentration können den Ablauf verschiedenster biochemischer Reaktionen und physiologische Prozesse beeinflussen.
Mit einem regulatorischen System hält der Körper die Konzentration von Wasserstoff in der extrazellulären Flüssigkeit, z.B. im Blut, relativ konstant. Die Normalwerte liegen bei 7,36 bis 7,44 pH. Der pH-Wert der intrazellulären Flüssigkeit liegt durchschnittlich bei 6,9 pH.
Unsere Nahrung enthält normalerweise allenfalls geringe Mengen an reinen Säuren oder Basen. Sie entstehen jedoch beim Stoffwechsel im Körper aus verschiedenen Nährstoffen. Säuren, z.B. Kohlensäure und andere, werden aus Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten meist sehr viel häufiger als Basen produziert.
Eine Hauptquelle für (nichtflüchtige) Säuren im Körper sind Proteine, bei deren Stoffwechsel Schwefelsäure entsteht. Außerdem werden bei der unvollständigen Verbrennung von Kohlenhydraten und Fetten organische Säuren gebildet. Beim Stoffwechsel von Nukleinsäuren entsteht die Harnsäure.
Beispiele für die Bildung von Säuren im Körper
- bei der Oxidation von schwefelhaltigen Aminosäuren entsteht Schwefelsäure
- aus Phosphaten wird Phosphorsäure gebildet
- beim Abbau von Kohlenhydraten und Fetten entstehen Ketonsäure, Milchsäure und weitere organische Säuren
Damit Säuren im Körper nicht überhand nehmen, steht ein ausgeklügeltes Puffersystem zur Verfügung, Mit verschiedenen chemischen Substanzen, u.a. durch das Kohlensäure-Bikarbonat-Puffersystem, wird eine zu große Verschiebung in den pH-Werten der extrazellulären Flüssigkeit verhindert. Daran sind das Atmungssystem und die Nieren beteiligt.
Kohlensäure wird zu Wasser und Kohlendioxid abgebaut. Letzteres wird durch die Lunge soweit abgeatmet, dass der physiologische pH-Wert normal bleibt. Die Nieren können außerdem überschüssige Wasserstoffionen abbauen und über den Urin ausscheiden. Dabei werden Bikarbonat und die Pufferkapazität der Zellen regeneriert. Entsprechend wirken sich Störungen in der Lunge und in den Nieren auf das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper aus.
Azidose
Bei der Azidose (Übersäuerung) wird entweder zu viel Säure produziert, oder es werden zu viel Basen aus dem Körper entfernt. Entsprechend sinkt der pH-Wert. Gesunde Menschen entfernen Säuren auf verschiedenen Wegen aus dem Körper, über die Atmung, den Schweiß sowie über über Urin und Stuhl. Nicht ausgeschiedene Säuren werden im Körper, z.B. in den Bindegeweben, gelagert. Sie entziehen bei erhöhter Ansammlung dem Knochensystem (Knochen, Knorpel und Zähnen) Mineralstoffe.
In der Naturheilkunde sieht man bereits geringe Verschiebungen in den pH-Werten als gesundheitsstörend an. Latente Azidosen belasten den Energiestoffwechsel und beeinflussen die Entstehung verschiedener Krankheiten. Dazu gehören u.a. Rheuma, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Neuralgien, Allergien etc.
In der Naturheilkunde geht man davon aus, dass wir mit unserer westlichen Ernährung vermehrt Lebensmittel aufnehmen, die Säuren produzieren und zu wenig Lebensmittel essen, die Basen bilden.
- Säurebildend wirken: Tierische bzw. proteinreiche Nahrungsmittel, z.B. Fleisch, Wurst, Fisch, Käse, Milch, Eier, Hülsenfrüchte, Fette und Getreide
- Basenbildend wirken: Pflanzliche Lebensmittel, Früchte, Gemüse und Kartoffeln
Die allgemein zu geringe Bewegung führt außerdem dazu, dass Säuren in zu geringer Menge aus dem Körper ausgeschieden werden. Das Gegenteil, extreme körperliche Belastungen, führt zu einer verstärkten Säurebildung. .
Alkalose
Bei der Alkalose werden zu viel Säuren aus dem Körper entfernt, oder es werden zu viele Basen gebildet. Die Ursache ist vorwiegend eine Störung in der Konzentration von Bikarbonaten. Sind sie erhöht, steigt der pH-Wert (Alkalose). Urin-pH-Werte über 7,0 kommen beispielsweise bei Vegetariern oder nach der Aufnahme von speziellen Basenmischungen vor.
Die Messung des Säurewertes
Verschiedene Messmethoden, im Blut und Urin, stehen zur Verfügung. Im Gegensatz zum pH-Wert im Blut ist der des Urins wenig konstant. Letzterer wird von der Nahrung, der Psyche und vom Tagesrhythmus beeinflusst. Nachts werden beispielsweise vermehrt Säuren ausgeschieden. Als Normalwerte im Urin gelten 6,2 bis 6,9 pH. Aufgrund der verschiedenen Einflussfaktoren sollten pH-Messungen im Urin nur nach therapeutischer Empfehlung erfolgen. Sie erfassen außerdem nur geringe Säuremengen im Körper, da der Hauptteil gebunden über die Nieren ausgeschieden wird. Allgemein gelten Urin-pH-Werte unter 6,0 als Übersäuerung (Azidose).
Die Therapie latenter Azidosen
Latente Azidosen werden in der Naturheilkunde mit den Gaben von Natriumbikarbonat und mit Basenmischungen, die basische Salze, z.B. Citrate und Laktate, enthalten, behandelt. Ergänzend wird eine wenig säuernde Ernährung empfohlen. Dazu gehört der verstärkte Verzehr von Gemüsen und Salaten ebenso wie die Reduktion von Proteinen, Fetten und Getreideprodukten.
Auch Kaffee, Zucker und Alkohol sollen gemieden oder verringert werden. Zusätzlich werden Elektrolyte, Mineralstoffe und Spurenelemente ergänzt, um die Demineralisation auszugleichen und Mineralstoffe wieder aufzufüllen. Auch die Gabe von Vitaminen kann unterstützen. Vitamin B1 kann u.a. die übermäßige Bildung von Milchsäure verringern.