Threonin, Glycin und Serin – wichtig für den Stoffwechsel von Proteinen und den Aufbau vieler Körperstoffe

Threonin, Glycin und Serin sind wichtige Bausteine für Enzyme, Hormone, Neurotransmitter und viele andere Stoffe. Sie tragen auf diese Weise zu vielen Funktionen im Körper bei.

Threonin ist eine essentielle Aminosäure mit lipotropen Eigenschaften, die der Körper nicht selbst herstellen kann und daher mit der Ernährung aufgenommen werden muss. Threonin wurde 1935 aus dem Protein Fibrin isoliert und im gleichen Jahr synthetisiert. Diese Aminosäure wird häufig dem Tierfutter hinzugefügt, um das Proteinprofil von Zuchttieren zu verbessern.

Glycin ist eine nicht-essentielle Aminosäure mit süßem Geschmack, die 1820 aus Gelatine, isoliert wurde. Glycin ist die einfachste Aminosäure (ohne d- und l-Formen) und gilt als wenig reaktiv, wenn sie in Proteine und Enzyme eingebaut ist. Im freien Zustand ist sie an einigen wichtigen Prozessen im Körper beteiligt. Glycin kann aus Threonin und Serin sowie aus anderen Quellen gebildet werden.

Auch Serin ist eine nicht-essentielle Aminosäure, sie wurde 1865 aus Sericin, einem Seidenprotein, isoliert. Serin kann aus Threonin und Glycin sowie aus Glukose gebildet werden.

Threonin, Glycin und Serin haben wichtige Funktionen im Körper
Viele Funktionen von Threonin sind bis heute icht genau erforscht. Es wird allgemein für das Wachstum, den Harnsäure-Stoffwechsel und das Immunsystem benötigt. Threonin ist ein wichtiger Baustein in der Kette des Protein-Stoffwechsels und trägt zur Bildung von Enzymen und Hormonen bei. Es ist an der Biosynthese von Vitamin B12 und Isoleucin beteiligt und braucht für seine Funktionen wiederum Vitamin B6, Magnesium und Niacin. Threonin kann das Immunsystem stärken, es wird für die Bildung von Immunglobulinen und Antikörpern benötigt. Es trägt dazu bei, die Gesundheit der Thymusdrüse zu erhalten, in der die für das Immunsystem wichtigen T-Lymphozyten reifen. Bei starken körperlichen Leistungen kann Threonin zur Gewinnung von Energie dienen. Zusammen mit Glycin und Serin spielt Threonin eine wichtige Rolle im Stoffwechsel von Porphyrin.

Glycin wird für die Biosynthese von Nukleinsäuren, Gallensäuren, Kreatinphosphat und anderen Aminosäuren gebraucht. Es fördert die Ausscheidung von Harnsäure und kann die Harnsäure-Spiegel im Blut senken. Glycin wird für die Synthese von Häm, einem wichtigen Bestandteil des Hämoglobins, benötigt. Gleiches gilt für die Bildung von Purinen (Teil des genetischen Materials) und von Glutathion (ein Coenzym). Glycin ist außerdem ein Teil der Flüssigkeit in der Prostata und kann vermutlich zu ihrer gesunden Funktion beitragen. Glycin kann die Signale von Neurotransmittern im Zentralen Nervensystem hemmen oder abschwächen, es hat auf diese Weise eine beruhigende Wirkung. Glycin dämpft die Aktivität hyperaktiver Nerven und verbessert die neuromuskuläre Kontrolle.

Serin ist ein Bestandteil von Phospholipiden, die in biologischen Membranen vorhanden sind. Es trägt dazu bei, dass Neurotransmitter und die DNA gebildet werden. Serin wird zum Aufbau von Cholin, Acetylcholin, Cystein und Tryptophan benötigt und ist Teil vieler Enzyme.

Die Hauptlieferanten von Threonin, Glycin und Serin
Threonin, Glycin und Serin sind in vielen eiweißreichen Lebensmitteln enthalten. Ein Mangel an diesen Aminosäuren kommt bei einer ausgewogenen Ernährung nur selten vor.

Threonin kommt reichlich in Milchprodukten, im Eigelb, in Fleisch, Reis, Kartoffeln und Hülsenfrüchten vor. Relativ wenig Threonin ist im Getreide enthalten.
Glycin ist in fast allen eiweißhaltigen Lebensmitteln vorhanden, vor allem in Fisch, Fleisch, Bohnen und Milchprodukten. Mit der Nahrung werden täglich etwa 3 bis 5 Gramm aufgenommen.
Serin ist vor allem in Gluten, Sojabohnen und Erdnüssen enthalten.

Einige Threonin-reiche Lebensmittel enthalten in je 100 Gramm

  Threonin
Weizenkeime 1560 mg
Sojabohnen 1490 mg
Linsen 1120 mg
Bachforelle 1080 mg
Sonnenblumenkerne 1010 mg
Hammelfleisch, Filet 1010 mg
Huhn, Brust 890 mg
Erdnüsse 850 mg
Hüttenkäse 640 mg
1 mittleres Hühnerei 355 mg

Der tägliche Bedarf an Threonin
Der tägliche Bedarf an Threonin beträgt bei jungen Erwachsenen etwa 14 mg pro kg Körpergewicht, reifere Erwachsene benötigen 6 bis 7 mg pro kg Körpergewicht.

Deckt die tägliche Ernährung den Bedarf an Threonin, Glycin und Serin?
Bei ausgewogener Ernährung entsteht in der Regel kein Mangel an Threonin. Allenfalls bei einer stark getreide-betonten Nahrung kann ein Mangel entstehen, der gegebenenfalls mit Threonin ergänzt werden sollte.
An Glycin und Serin besteht in der Regel kein Mangel, da beide Aminosäuren in Lebensmitteln reichlich vorhanden sind und aus Threonin sowie anderen Stoffen gebildet bzw. auch ineinander umgewandelt werden können.

Typische Gruppen für einen Mehrbedarf an Threonin und/oder Glycin

  • Threonin eventuell bei hohen körperlichen Leistungen
  • Glycin eventuell bei benigner Prostata-Hyperplasie (BPH)
  • Threonin oder Glycin eventuell bei hyperaktiven Nervenreaktionen und neuromuskulären Störungen

Wenn Threonin, Glycin und Serin im Körper fehlen
Ein Mangel anThreonin führt zu schneller Ermüdung, geringer Energie, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.
Ein Mangel an Glycin und Serin kommt in der Regel nur selten vor, da beide Aminosäuren aus Threonin und anderen Stoffen gebildet sowie ineinander umgewandelt werden können. Eine unausgeglichene Balance zwischen den Aminosäuren Serin und Cystein gilt als charakteristisch für einige Psychosen.

Kann man Threonin, Glycin und Serin überdosieren oder gibt es Nebenwirkungen?
Von Threonin und Glycin sind keine toxischen Wirkungen bekannt. Bei Nieren- oder Leberkrankheiten sollte Glycin ohne ärztliche Empfehlung nicht in hohen Dosen aufgenommen werden. Gleiches gilt für die Einnahme von Medikamenten, es kann zu Interaktionen kommen. Serin kann im Übermaß zu psychotischen Prozessen beitragen und den Blutdruck erhöhen.

Threonin, Glycin und Serin zur Vorbeugung und Therapie – und wieviel?

Zur Vorbeugung sind Threonin, Glycin und Serin in der Regel unnötig. Threonin und Glycin können bei einigen Krankheiten therapeutisch angewendet werden.

Im allgemeinen ist eine vorbeugende Ergänzung von Threonin, Glycin und Serin bei Gesunden unnötig. Threonin kann dazu dienen, bei hohen körperlichen Leistungen die Gewinnung von Energie zu verbessern. Threonin und Glycin können therapeutisch eingesetzt werden, Threonin wird bis zu maximal 4 Gramm täglich, Glycin bis zu 10 Gramm täglich dosiert. Um eine beruhigende oder entspannende Wirkung zu erreichen, ist die Gabe von Threonin eventuell besser als Glycin geeignet. Letzteres gelangt nur langsam ins Gehirn, während Threonin direkt im Gehirn zu Glycin umgewandelt wird.

Glycin kann bei manischen Phasen und Angstzuständen als begleitende Behandlung eingesetzt werden, um die Reizbarkeit zu verringern. Glycin und Threonin können dazu beitragen, Spasmen aufgrund von Störungen im Nervensystem zu vermindern. Glycin kann bei Gicht vorbeugend und therapeutisch angewendet werden, um die Harnsäure-Spiegel im Blut zu senken. Es kann als begleitende Behandlung bei der benignen Prostata-Hyperplasie dazu beitragen, die Symptome zu lindern, gleichzeitig werden dann meist die Aminosäuren Alanin und Glutaminsäure ergänzt.

Als Bestandteil von Phosphatidylserin kann Serin eventuell bei Alzheimer dazu beitragen, das Hirngewebe zu regenerieren. Es gibt Hinweise auf mögliche therapeutische Wirkungen von Serin, sie sind jedoch zu wenig erforscht, um in der medizinischen Praxis angewendet zu werden.