Fluoride tragen zur Härtung von Zähnen und Knochen bei. Sie haben darüber hinaus vermutlich eine Funktion beim Wachstum von Säuglingen.
Fluor ist ein nicht-metallisches, gasförmiges und stark reaktionsfähiges Element aus der Gruppe der Halogene. Im 16. Jahrhundert beschrieb schon der berühmte Naturforscher Agricola die Verwendung von Flussspat, doch erst am Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Fluor genau definiert. Durch seine hohe Reaktionsfähigkeit kommt Fluor in der Natur nur chemisch gebunden vor, beispielsweise in den Mineralien Apatit, Kryolith und Topas oder als Spurenelement in pflanzlichen und tierischen Organismen. In der Industrie verwendet man Fluorid beispielsweise zur Herstellung von Plastikstoffen. In der Medizin gibt es eine Reihe von Arzneimitteln, die Fluoride enthalten, dazu gehören Nebennierenrindenhormone und Antirheumatika. Für unsere Ernährung sind nur die anorganischen Verbindungen als Fluoride wichtig. Unser Körper enthält etwa 2 bis 5 Gramm Fluorid. Es gilt bisher nicht als essentielles Spurenelement, zumindest streiten die Wissenschaftler noch darüber, ob Fluorid für den Menschen lebensnotwendig ist. Schaut man sich die Funktionen von Fluorid im Körper an, so spricht jedoch einiges für den essentiellen Bedarf.
Fluorid hat viele wichtige Funktionen im Körper
In den Zähnen und in den Knochen befinden sich 95 Prozent des im Körper vorhandenen Fluorids. Geringe Mengen sind in der Haut, den Nägeln und Haaren enthalten. Fluorid wird in Apatit eingebaut und verstärkt dessen Kristallinität. Apatit härtet die Knochen- und Zahnstrukturen und trägt zu stabilen Geweben bei. Fluorid macht so den Zahnschmelz erheblich widerstandsfähiger gegenüber den schädlichen Angriffen von Säuren, die im Mund von Kariesbakterien gebildet werden. Ein erhöhter Fluoridgehalt im Speichel fördert außerdem die Remineralisation von kleineren Kariesschäden im Zahnschmelz, und er kann möglicherweise auch die Säurebildung in den Zahnbelägen hemmen. Für den essentiellen Bedarf an Fluorid sprechen außerdem Beobachtungen, dass ein Mangel in der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr von Säuglingen das Wachstum verzögert.
Die Hauptlieferanten von Fluorid
Unsere Ernährung enthält nur wenig Fluorid. Daher wird empfohlen, Fluorid in geringen Mengen regelmäßig zu ergänzen. Zur Verfügung stehen Fluoridsalz und Fluoridtabletten. Für die äußerliche Anwendung an den Zähnen gibt es u.a. fluoridierte Zahnpasten und -gele.
Deutschland ist vorwiegend ein Fluoridmangelgebiet. Fluorid ist ebenso wie Jod aus den Böden und aus dem Gestein über die Nahrungskette nur wenig verfügbar. Der Fluoridgehalt ist daher in Lebensmitteln im allgemeinen sehr gering. Eine wichtige Quelle für Fluorid ist das Trinkwasser. In Deutschland enthalten aber 90 % aller Regionen weniger als 0,25 mg Fluorid pro Liter Wasser, viel zu wenig, um den täglichen Bedarf zu sichern. Nur wenige Gebiete enthalten bis zu 0,7 mg Fluorid pro Liter Wasser oder mehr. Über die regionalen Werte geben die Gesundheitsämter und Wasserwerke Auskunft. In der Nahrung enthalten Meeresfische und schwarzer Tee im Vergleich zu anderen Lebensmitteln relativ viel Fluorid. Ein Liter schwarzer Tee enthält 1 mg Fluorid. Wegen der allgemein geringen, jedoch wünschenswerten höheren Zufuhr ist im Lebensmittelhandel mit Fluoriden (und mit Jod) angereichertes Speisesalz erhältlich. 1 Gramm fluoridiertes Salz ergänzt jeweils 0,25 mg Fluorid.
An Fluorid reiche Lebensmittel enthalten in 100 Gramm
Ölsardinen (mit Gräten) | 0,2 - 0,4 mg |
Huhn | 0,06 - 0,1 mg |
Tee | 0,01 - 0,42 mg |
2 mg Fluorid sind enthalten in
Garnelen | 1,250 kg |
Butter | 1,5 kg |
schwarzer Tee | 2 kg |
Muskelfleisch | 2 kg |
Fisch | 6,5 kg |
Gemüse | 10 kg |
Obst | 20 kg |
Brot | 20 kg |
Der tägliche Bedarf an Fluorid
Der Bedarf an Fluorid richtet sich nach dem Alter und Geschlecht. Die tägliche Ergänzung kann, abhängig vom Fluoridgehalt im Trinkwasser, genau bestimmt werden.
Der tägliche Bedarf an Fluorid ist vom Alter und Geschlecht abhängig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Werte von 0,25 bis zu knapp 4 mg Fluorid täglich. Im Alter von bis zu vier Monaten werden Jungen und Mädchen täglich 0,25 mg Fluorid empfohlen, Kinder bis zu einem Jahr sollten 0,5 mg zuführen. Bis zu vier Jahren sollten 0,7 mg, bis zu 10 Jahren 1,1 mg und bis zu 13 Jahren 2 mg aufgenommen werden. Dann trennen sich die Werte für männliche und weibliche Jugendliche und Erwachsene. Junge Männer bis zu 19 Jahren sollten 3,2 mg Fluorid aufnehmen, für junge Frauen gleichen Alters wurde die Menge mit 2,9 mg Fluorid etwas geringer angesetzt. Erwachsene Männer sollten täglich 3,8 mg Fluorid zuführen, erwachsene Frauen 3,1 mg. In diesen Bedarfswerten sind jeweils alle Zufuhren aus der Nahrung, aus dem Trink- und Kochwasser und aus Fluorid-Ergänzungen enthalten.
Deckt die tägliche Ernährung den Bedarf an Fluorid?
Fluorid wird aus der Nahrung in sehr geringen Mengen aufgenommen. Es ist allein über die Ernährung unmöglich, den täglichen Bedarf an Fluoriden zu decken. Die Resorption hängt außerdem davon ab, wie Fluoride an Nahrungsbestandteile gebunden sind. Ohne die ergänzende Zufuhr an Fluoriden aus Fluoridsalz oder Fluoridtabletten werden täglich nur etwa 0,1 bis 0,5 mg von diesem Spurenelement aufgenommen. Die Aufnahme kann außerdem durch größere Mengen an Aluminium, Kalzium oder Magnesium behindert werden. Einige Länder sind wegen der zu geringen Fluoridzufuhr aus der Ernährung dazu übergegangen, dem Trinkwasser Fluorid zuzusetzen, um den täglichen Bedarf zu sichern.
Dies hat sich in Deutschland nicht durchgesetzt, um eventuell mögliche zu hohe Aufnahmen zu vermeiden. Die Ergänzungen muss daher bei uns jeder Mensch in Eigeninitiative durchführen. Die empfohlenen Dosen richten sich nach den regionalen Fluoridanteilen im Trinkwasser und nach dem Alter. Sie liegen zwischen 0,25 mg und 1 mg Fluorid und können über Fluoridsalz oder -tabletten ergänzt werden. In den meisten Regionen Deutschlands liegt der Fluoridgehalt im Trinkwasser unter 0,3 mg pro Liter. Dann sollten bei Kindern bis zu 4 Jahren täglich 0,25 mg Fluorid und bis zu 7 Jahren 0,5 mg ergänzt werden. Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten ebenso wie schwangere und stillende Frauen täglich 1 mg Fluorid ergänzen. Liegt der Gehalt im Trinkwasser bei bis zu 0,7 mg Fluorid pro Liter, können diese Werte halbiert werden. Ist der Fluoridgehalt im Trinkwasser höher, ist die Fluoridergänzung durch Tabletten oder Salz unnötig.
Typische Gruppen für einen Mehrbedarf an Fluorid
Wenn Fluorid im Körper fehlt
Ein Mangel an Fluoriden erhöht das Kariesrisiko. Der Speichel und der Zahnschmelz können dann nicht genügend mineralisiert werden. Das macht die Zähne anfälliger für Kariesbakterien. Das ist besonders für Kinder wichtig. In den letzten Jahren wurden große Anstrengungen unternommen, um die Verbreitung von Karies bei Kindern mit Hilfe von Fluoridergänzungen zu senken. Mit Erfolg, wie sich inzwischen am rückläufigen Kariesbefall gezeigt hat.
Bei Fluoriden ist die Spannbreite zwischen einer Unterversorgung und der zu hohen Zufuhr relativ eng. Aus diesem Grund wird über den nötigen Bedarf und die Ergänzung häufig heftig gestritten. Wer sich bei Fluoridergänzungen jedoch an die empfohlenen Dosierungen hält, geht kein Risiko von gesundheitlichen Schäden ein.
Kann man Fluorid überdosieren oder gibt es Nebenwirkungen?
Allgemein gilt, dass eine dauerhafte Aufnahme von bis zu 5 mg Fluorid täglich für gesunde Erwachsene nicht toxisch wirkt. Darüber treten gelegentlich unerwünschte Wirkungen mit der Zahnfluorose auf. In Einzelfällen wurden Fluorosen bereits bei Aufnahmen von 2 bis 4 mg Fluorid täglich über längere Zeit beobachtet. Typisches Zeichen für die Fluorose ist, dass der Zahnschmelz weich wird und kalkig-weiße Flecken entstehen. Bei anhaltender erhöhter Zufuhr können sich diese Flecken schließlich gelbbraun verfärben. Bei viel höheren Zufuhren können Erbrechen, Krämpfe und Schilddrüsenstörungen entstehen. Bei jahrelanger Aufnahme von mehr als 10 bis zu 25 mg Fluorid täglich können ernstere Schäden mit Fehlbildungen am Skelett auftreten, Osteoporose kann sich bilden, und Weichteile können sich verhärten (kalzifizieren). Mediziner halten dies jedoch eher für ein theoretisch vorhandenes Risiko, denn allein aus Nahrungsquellen ist es kaum möglich, regelmäßig so viel Fluorid aufzunehmen.
Fluorid zur Vorbeugung – und wieviel?
Zur Vorbeugung vor Karies wird die Ergänzung von Fluorid empfohlen. Für die äußerliche Anwendung zum Schutz der Zähne stehen Fluorid-Zahnpasten und Fluoridgele zur Verfügung. Bei einem erhöhten Risiko für Karies können die Zähne vom Zahnarzt auf spezielle Weise fluoridiert und behandelt werden. Kinder sollten zur Vorbeugung gegen Karies die für ihren Bedarf mit geringeren Fluoridmengen angereicherten Kinder-Zahnpasten benutzen. Fluorid-Zahnpasten für Erwachsene sind höher dosiert und daher für Kinder ungeeignet. Eltern sollten ihre Kinder dazu anhalten, fluoridierte Zahnpasten einige Zeit im Mund zu behalten, damit das Fluorid vom Zahnschmelz aufgenommen werden kann. Die Zahnpasta sollte aber nicht herunter geschluckt werden. Der elterliche Beistand beim Zähneputzen sorgt nicht nur für sorgfältigeres Zähneputzen, auch zum Mundspülen kann man die Kinder besser anhalten. Abgesehen von fluoridierten Zahnpasten, die ja nur die Zähne schützen, sollte jeder Mensch eine systemische Form der Fluoridergänzung mit Tabletten oder Salz durchführen. Grundsätzlich sollte jeweils nur eine Form der Ergänzung angewendet werden. Die Fluoridzufuhr aus Tabletten kann dabei genauer bestimmt und dosiert werden. Sie wird daher vor allem schwangeren und stillenden Frauen sowie für Kinder empfohlen. Über die im Einzelfall geeigneten Dosierungen kann der Frauen- und Kinderarzt informieren.
Fluoridiertes Speisesalz enthält 250 mg Fluorid pro Kilogramm. Eine überhöhte Zufuhr ist durch den üblichen Salzgebrauch nicht zu erwarten. Das gilt auch dann, wenn fertige Lebensmittel, beispielsweise Brot, mit fluoridiertem Salz gebacken werden.
Fluoride wirken auf die Karies in der Regel nur vorbeugend, sie können allenfalls beginnende Kariesläsionen unschädlich machen. Bei fortschreitenden Kariesschäden können sie zur Therapie nicht eingesetzt werden. Da helfen nach wie vor nur der Zahnarzt und der Bohrer.
Fluoride werden teilweise zur Therapie der Osteoporose eingesetzt. Jedoch ist die therapeutische Wirkung nicht so groß, wie man zunächst annahm. Es hat sich gezeigt, dass zur Osteoporose ein Mangel an verschiedenen Nährfaktoren beitragen kann. Entsprechend kann auch nicht die Gabe eines Nährstoffes allein die Krankheit verringern. Es ist therapeutisch sinnvoller, bei Osteoporose neben den üblichen Therapien alle benötigten Nährstoffe zu ergänzen. Dazu gehören neben Fluoriden vor allem die Vitamine C, D, K, die B-Vitamine und die Mineralstoffe Kalzium, Magnesium, Kupfer, Bor und Zink.