Mehrfach ungesättigte Fettsäuren – Omega-6-Fettsäuren

Omega-6-Fettsäuren sind in tierischen und pflanzlichen Fetten enthalten. Sie haben viele gesundheitliche Funktionen, doch Ihre Zufuhr ist meist zu hoch, ein Übermaß kann Körperprozesse beeinträchtigen.

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren werden oft auch als Omega-6-Fettsäuren bezeichnet. Sie enthalten in ihrer Kette mehr als eine Doppelbindung zwischen den Kohlenstoff-Atomen. Die Doppelbindungen sind dabei nicht enger als sechs Kohlenstoffe vom Methylende des mehrfach ungesättigten Fettsäuren-Moleküls entfernt. Die wichtigsten Omega-6-Fettsäuren sind die Arachidonsäure, die Linolsäure und die Gamma-Linolensäure. Sie beeinflussen viele Funktionen des Körpers auf ähnliche Weise, unterscheiden sich aber auch in einigen Wirkungen. Eine gute Versorgung mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist allgemein positiv für viele Körperprozesse.

Omega-6-Fettsäuren werden aus tierischen und pflanzlichen Nahrungsquellen aufgenommen. In den westlichen Industrieländern ist die Zufuhr meist eher zu hoch als zu niedrig. Allgemein benötigen Erwachsene wenigstens 1 bis 2 Prozent ihrer täglich aufgenommenen Kalorien in Form von mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt, 2,5 Prozent der täglichen Gesamtenergie in Form von essenziellen Omega-6-Fettsäuren aufzunehmen. Für eine optimale Gesundheit gehen ernährungsbewusste Mediziner von 12 bis 14 Prozent mehrfach ungesättigter Fettsäuren (Omega-6 und Omega-3-Fettsäuren zusammen) der Tages-Gesamtkalorien aus.

Dabei gilt es, die "richtige" Balance zu halten. Ein zu starkes Übermaß an Omega-6-Fettsäuren kann viele Körperprozesse stören und beispielsweise Entzündungen verschlimmern. Wichtig ist das ausgewogene Verhältnis der Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt ein Verhältnis von 5:1, tatsächlich liegt es meist bei 8:1 oder 7:1. Zu beachten ist dabei auch, dass diese beiden Fettsäure-Gruppen im Körper um die Absorption konkurrieren.

Linolsäure

Die wichtigste Omega-6-Fettsäure ist die Linolsäure. Sie kommt in vielen pflanzlichen Ölen vor, z.B. in Distel- und Sonnenblumenöl. Ihre Aufnahme ist lebenswichtig, da der Mensch diese Fettsäure nicht selbst herstellen kann. Linolsäure trägt u.a. zum Energie- und Sauerstoff-Haushalt bei. Sie ist für die Zellen, die Haut und das Herz wichtig.

Die Linolsäure ist eine essenzielle Omega-6-Fettsäure, die der Mensch nicht selbst herstellen kann. Sie muss täglich mit ca. 5 bis 7 Gramm (bzw. 2 bis 2,5 Prozent der täglichen Gesamtenergie) über die Nahrung aufgenommen werden. Der tägliche Bedarf kann, z.B. bei Stress oder bedingt durch den Ernährungs-Status, steigen. So sollte bei einem hohen Konsum von Olivenöl oder von gesättigten Fetten die tägliche Zufuhr von Linolsäure erhöht werden. Viele orthomolekulare Therapeuten gehen heute von einem optimalen Bedarf an 9 bis 18 Gramm Linolsäure pro Tag aus. Linolsäure ist in vielen Speiseölen enthalten, in größeren Mengen kommt sie in Ölen aus Distel, Sonnenblumen, Soja, Nachtkerzen, Maiskeimen, Kürbiskernen und Weizenkeimen vor. Dabei sollte man immer darauf achten, dass man Öle mit guter Qualität, d.h. kalt gepresst, verwendet.

Die Linolsäure gilt als die wichtigste mehrfach ungesättigte Fettsäure, sie kann im Körper sowohl zu Arachidonsäure als auch zu Gamma-Linolensäure (GLS) umgewandelt werden. Linolsäure fördert die Energiebildung im Körper und kann die Erholungszeit der Muskeln nach intensiven Körperübungen verkürzen. Sie ist am Stoffwechsel des Sauerstoffs beteiligt und hilft, elektrische Ströme zu generieren, die das Herz in regelmäßiger Folge schlagen lassen. Linolsäure ist ein essenzieller Bestandteil der Zellmembranen (Zellwände), sie trägt zu ihrer Flüssigkeitsversorgung bei. Linolsäure ist auch für die Gesundheit der Haut wichtig, und sie ist an der Bildung von Prostaglandinen beteiligt. Diese sind u.a. für das Wachstum und die Regeneration der Zellen nötig.

Sie tragen auch dazu bei, Cholesterin zu regulieren und unterstützen die gute Funktion der Blutplättchen. Linolsäure kann außerdem fettlösliche Toxine zur Haut, zur Lunge, zu den Nieren und zum Darm transportieren, wo sie ausgeschieden werden können. Patienten mit Diabetes mellitus sind möglicherweise nicht fähig, aus Linolsäure GLS zu bilden, weil sie ein dafür benötigtes Enzym (Delta-6-Desaturase) nicht herstellen können. Ein starker Mangel an Linolsäure kann mit erhöhter Anfälligkeit für Infektionen und Herzkrankheiten verbunden sein und auch Leber- und Nierenschwächen verursachen. Er kommt jedoch eher selten vor. Negative gesundheitliche Folgen können auch stark übermäßige Zufuhren haben. Sie können u.a. das Risiko für Schlaganfälle erhöhen und eventuell kanzerogen wirken.

Conjugierte Linolsäure (CLS)

CLS stammt aus dem Milchfett und ist in vielen Milchprodukten enthalten. Sie trägt zum gesunden Glukose- und Fettstoffwechsel bei. Sie ist auch ein starkes Antioxidans.

Die conjugierte Linolsäure ist eine nicht-essenzielle Form der Linolsäure, mit einer etwas anders gearteten Molekular-Struktur in den Doppelbindungen. CLS ist in tierischen Fetten von Wiederkäuern enthalten und kommt vor allem im Milchfett vor. Sie ist daher vorwiegend in Butter und (nicht fettreduzierten) Milchprodukten (z.B. Milch, Käse und Joghurt) enthalten. Dabei ist der CLS-Gehalt in organisch erzeugten Lebensmitteln deutlich höher. CLS hat einige andere gesundheitlichen Funktionen als die Linolsäure. Eines ihrer wichtigsten Merkmale ist, dass aus ihr keine Arachidonsäure gebildet werden kann. CLS kann den Stoffwechsel von Glukose und Fetten günstig beeinflussen und der Atherosklerose vorbeugen, indem sie im Blut vorhandenen Lipide (z.B. Cholesterin) verringert. CLS trägt dazu bei, Diabetes mellitus (Typ II) vorzubeugen, indem sie die Insulinwerte normalisiert. CLS kann auch allergischen Reaktionen vorbeugen, sie wirkt antioxidativ (deutlich stärker als z.B. Beta-Carotin) und ist vermutlich antikanzerogen.

Gamma-Linolensäure (GLS)

GLS wird im Körper aus Linolsäure gebildet. Sie ist auch in einigen Kernölen enthalten. GLS trägt dazu bei, Prostaglandine zu bilden, die u.a. antientzündlich wirken können. GLS wirkt außerdem positiv auf die Haut.

Diese Omega-6-Fettsäure ist nicht essenziell, sie wird normalerweise im Körper aus Linolsäure gebildet. Gamma-Linolensäure (GLS) kann auch mit der Nahrung, vor allem aus dem Kernöl von schwarzen und roten Johannisbeeren und von Borretsch sowie aus Nachtkerzenöl, aufgenommen werden. GLS wird genutzt, um Prostaglandine zu bilden. Diese sind für das Wachstum und die Regeneration der Zellen nötig. Sie tragen auch dazu bei, Cholesterin zu regulieren und unterstützen die gute Funktion der Blutplättchen. Bei entzündlichen Prozessen kann GLS die Bildung antientzündlich wirkender Prostaglandine fördern. GLS kann außerdem helfen, den Blutdruck von Patienten mit Bluthochdruck zu senken.

Patienten mit Diabetes mellitus sind möglicherweise nicht fähig, aus Linolsäure GLS zu bilden, weil sie ein dafür benötigtes Enzym (Delta-6-Desaturase) nicht herstellen können. Die GLS-Ergänzung kann hier hilfreich sein. GLS kann weiter dazu beitragen, prämenstruelle Beschwerden zu lindern. GLS wirkt sich auch gut auf die Haut aus, die äußere Anwendung macht trockene Haut feuchter. Bei innerer Anwendung stärkt GLS die Barrierefunktion der Haut und kann bei einigen Hautkrankheiten, z.B. Akne und Neurodermitis, hilfreich sein. Im allgemeinen liegen therapeutische Anwendungen für GLS bei 100 bis 400 mg täglich, die Dosierung sollte vom Therapeuten festgelegt werden.

Arachidonsäure

Arachidonsäure wird ebenfalls aus Linolsäure gebildet. Sie ist auch in einigen tierischen Lebensmitteln enthalten. Sie ist u.a. wichtig für die Zellen und für das Gehirn.

Die Arachidonsäure ist bedingt essenziell (vermutlich im Säuglingsalter). Sie wird im Körper aus anderen mehrfach ungesättigten Fettsäuren, vor allem aus Linolsäure, gebildet. Arachidonsäure ist auch in einigen Lebensmitteln, z.B. in Rindfleisch, Leber und Nieren sowie in Garnelen und einigen Fischen (z.B. Thunfisch), enthalten. Arachidonsäure ist eine wichtige Komponente der Zellmembranen (Zellwände) und der Phospholipide. Sie ist im Gehirn enthalten und für gute Hirnfunktionen sehr wichtig.

Voraussetzung dafür ist, dass sie dort in einem guten Verhältnis zur Omega-3-Fettsäure DHA (Docosahexaensäure) vorhanden ist. Arachidonsäure ist weiter ein Präkursor (Vorläufer) für die Bildung verschiedener Eicosanoide (Prostaglandine, Thromboxane und Leukotriene). Diese sind u.a. für die glatte Muskulatur sowie für Entzündungs- und Immunreaktionen wichtig.

Arachidonsäure ist auch in Spermien enthalten und wird für die Bildung von Testosteron benötigt. Übermäßig vorhandene Arachidonsäure kann unerwünschte Wirkungen haben. Dazu gehören ein erhöhtes Risiko für Atherosklerose, die Beteiligung an entzündlichen Prozessen (beispielsweise bei Rheuma und Allergien) und der verstärkte Abbau der Skelett-Muskulatur.