Die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen bei der Gewichtsreduktion

Zur Senkung von Übergewicht und Adipositas wird meist empfohlen, die Ernährung einzuschränken, um ein Defizit an Kalorien zu schaffen. In einer Studie wurde nun untersucht, wie sich die verringerten Kalorien mit verschiedenen Graden der Reduktion auf die Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen auswirken.

Übergewicht und Adipositas (BMI ab 30) sind in vielen Ländern recht weit verbreitet. Damit steigt das Risiko für begleitende Erkrankungen, z. B. koronare Herzkrankheiten und der Typ-2-Diabetes. Das Gewichtsmanagement ist die erste Verteidigungslinie bei der Prävention dieser Krankheiten. Das derzeitige Spektrum der Adipositas-Therapie basiert auf den Säulen Ernährung, körperliche Aktivität, Verhaltensänderungen und medizinische Therapie. Dazu gehören Maßnahmen zu einem veränderten Lebensstil, Medikamente gegen Fettleibigkeit bis hin zur Adipositas-Chirurgie. 

Bei Erwachsenen mit Übergewicht oder Adipositas lässt sich in der Regel mit geeigneten Ernährungs-Programmen eine tägliche Kalorienreduktion von 16 % bis zu 32 % erreichen. Dadurch lässt sich ein Gewichtsverlust von 5 % bis 9 % des Körpergewichts über einen Zeitraum von ≥12 Monaten erzielen. Mit dieser moderaten, gut verträglichen Gewichtsreduktion lässt sich das Fortschreiten von gewichtsbedingten Komplikationen verringern oder gar verhindern. Gleich welche Art der Kalorienreduzierung zur Gewichtsabnahme eingesetzt wird, immer kommt es zu einem erhöhten Risiko der unzureichenden Aufnahme von Nährstoffen. 

Dabei ist eine unzureichende Zufuhr von Proteinen wegen des Verlusts an fettfreier Körpermasse besonders besorgniserregend. Die Aufrechterhaltung einer angemessenen Proteinzufuhr kann während einer Gewichtsreduktion dazu beitragen, den Verlust an Muskelmasse abzuschwächen. Die unzureichende Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen ist bei Übergewichtigen oder Fettleibigen bedenklich, da sie ein erhöhtes Risiko für einige chronische Krankheiten haben und ihre Gesundheit bereits beeinträchtigt sein kann. Eine Gruppe US-amerikanischer und kanadischer Forscher prüfte in einer Studie die Auswirkungen einer simulierten Kalorienreduktion auf die Nährstoffversorgung von Erwachsenen ab 19 Jahren mit Übergewicht oder Adipositas. Sie nutzten dafür Daten aus der US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey, 2015-2018).

Die Forscher modellierten vier Stufen der Kalorieneinschränkung um jeweils 20 %, 30 %, 40 % und 50 %. Die niedrigsten Werte mit 20 % und 30 % entsprechen denen, die zur Gewichtsreduktions-Programmen bei Erwachsenen mit Übergewicht oder Adipositas eingesetzt werden. Dabei wurde die tägliche Kalorienzufuhr anteilig so berechnet, dass die übliche Zufuhr von 14 Nähr- und Mikronährstoffen proportional zur Kalorienreduktion gesenkt wurde. Außerdem wurden die Prozentsätze unter dem geschätzten durchschnittlichen Bedarf bzw. über der angemessenen Zufuhr für jede Stufe der Kalorienreduktion mit und ohne Verwendung von Nahrungsergänzungen eingeschätzt. 

Der dramatischste Anstieg der Anteile mit Zufuhren unterhalb des durchschnittlichen Bedarfs an Mikronährstoffen wurde bei der höchsten Kalorienreduktion mit 50 % beobachtet. Doch auch bei den geringeren Niveaus der Kalorienreduktion kam es zu beträchtlichen Einschränkungen in den Aufnahmen an Mikronährstoffen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Vitamine A, C, D und E sowie die Mineralien Kalzium und Magnesium bei einem großen Teil der übergewichtigen oder fettleibigen Erwachsenen unabhängig vom Grad der Kalorienreduktion unter den empfohlenen Werten des täglichen Bedarfs lag. Eine unzureichende Zufuhr an einigen dieser Mikronährstoffe könnte z. B. zu einem beeinträchtigten antioxidativen Schutz (Vitamin C) und einer schlechteren Knochengesundheit (Vitamin D, Kalzium, Magnesium) führen. Ihre verringerten Aufnahmen sind für Erwachsene mit Übergewicht oder Adipositas, die typischerweise ein höheres Risiko für Gesundheitsprobleme aufweisen, von Bedeutung. Lag die relativ niedrige Kalorienreduktion in der Simulation bei 30 %, so hatten z. B. 25 % bis 40 % der Bevölkerung eine Zufuhr unterhalb des geschätzten durchschnittlichen Bedarfs für Protein, Vitamin B6 und Zink. 75 % bis 91 % der Bevölkerung hatten Defizite für Vitamin A, Kalzium und Magnesium. 

Zu beobachten war eine besondere Situation bei der Versorgung mit den Vitaminen D und E. Schon zu Beginn der Studie lagen 80-90 % der Bevölkerung unter dem durchschnittlichen Bedarf für diese Vitamine. Besonders für Vitamin D sind die Quellen in der Nahrung begrenzt, gute Werte liefern fettreiche Fische ( u.a. Hering, Makrele, Lachs) sowie Lebertran (Fischöl) und Eigelb. Hier war selbst mit der Einbeziehung von Nahrungsergänzungen keine nennenswerte Veränderung bei einer Kalorienreduktion zu verzeichnen. Allgemein zeigte sich, dass die Defizite an Mikronährstoffen in der Bevölkerung bei jeder Stufe der Kalorienreduzierung mit der zusätzlichen Aufnahme von Nahrungsergänzungen etwas geringer.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Nahrungsergänzungen bei Übergewicht und Adipositas dazu beitragen könnten, die Auswirkungen einer Kalorienreduktion auf die Versorgung mit Mikronährstoffen auszugleichen. Die Kalorienreduktion bei Erwachsenen mit Übergewicht oder Adipositas kann, wie diese Modell-Simulation zeigt, die Defizite an Protein und speziell an einer Reihe von Mikronährstoffen verstärken. Die Einbeziehung von nährstoffreichen und angereicherten Lebensmitteln, speziell formulierten Produkten und/oder Nahrungsergänzungen in eine kalorienreduzierte Ernährung könnte dazu beitragen, die potenziellen Risiken eines Mangels an Nährstoffen bei Gewichtsabnahmen zu senken. Diese Beziehungen sollten künftig weiter untersucht werden.

Quelle:
Victor L. Fulgoni III. et al., Impact of Simulated Caloric Reduction on Nutrient Adequacy Among U.S. Adults with Overweight or Obesity (National Health and Nutrition Examination Survey [NHANES] 2015–2018). In: The Journal of Nutrition, online 16.07.2024, doi: 10.1016/j.tjnut.2024.07.022.

Als registrierter/angemeldeter Benutzer erhalten Sie zusätzlich Empfehlungen und Informationen unserer Redaktion.