Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Arthrose an. Neben der üblichen Therapie steigt das Interesse an Auswirkungen der Ernährung auf die Arthrose. Ein hoher Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und Polyphenolen kann sich bei Erwachsenen mit Arthrose günstig auf die Schmerzen und körperlichen Funktionen auswirken.
Arthrose ist die häufigste Ursache für Behinderungen von älteren Erwachsenen, in Deutschland sind rund fünf Millionen Menschen davon betroffen. Ursachen sind chronisch degenerative Veränderungen in den Gelenken mit umgestalteten Knorpel- und Knochenstrukturen. Dadurch entstehen Gelenkschmerzen, Steifheit und Einschränkungen der Funktionen. Zur Therapie gehören die Schmerzbehandlung, die Erhaltung der Gelenkfunktionen und die Fähigkeit zur Durchführung von Aktivitäten des täglichen Lebens. Ohne erfolgreiche Intervention kann die Arthrose bis zu schwereren Stadien fortschreiten und einen operativen Gelenkersatz erfordern.
Zusätzlich zur konservativen oder operativen Therapie wird auch die Auswirkung der Ernährung auf die Gelenkfunktionen und das Fortschreiten der Krankheit als ergänzende Therapie untersucht. Zu den Risikofaktoren für Arthrose gehört neben einem höheren Alter, dem weiblichen Geschlecht und eine genetische Veranlagung auch das Übergewicht. Eine Gewichtsabnahme von 5 % bis 20 % führte bei übergewichtigen oder adipösen (BMI ab 30) Patienten zu einer wirksamen Schmerzlinderung und verbesserten Funktionen.
Ein neuerer Schwerpunkt liegt auf dem Nährstoff-Haushalt, einschließlich der Mikronährstoffe, da es Hinweise gibt, dass Nährstoffe die Umgebung der Knorpelzellen im Gelenk beeinflussen. Dabei spielt der oxidative Stress eine wichtige Rolle, bei dem freie Radikale im Übermaß vorhanden und die vorhandenen Antioxidantien nicht ausreichen, um diesen Stress zu bekämpfen. In den Chondrozyten (Knorpelzellen) kann oxidativer Stress als Reaktion auf eine ungesunde Ernährung auftreten, eine Entzündung auslösen oder proentzündliche Mediatoren verbreiten, die Schmerzreize stimulieren. Diese Reaktion trägt zur Degradation der Chondrozyten bei. Schreitet sie durch chronisch oxidativen Stress in den Zellen weiter voran, führt dies zu strukturellen Veränderungen im Gelenk, im umgebenden Gewebe und in der Gelenkfunktion.
Chronische Entzündungen des Gelenkknorpels können auch zu chronischen Schmerzen führen. Antioxidantien können in die reaktiven oxidativen Stresswege der Chondrozyten eingreifen. Sie können die schädigenden Prozesse unterbrechen, die entzündlichen Reaktionen verringern und die Synthese und den Abbau von Knorpelzellen ausgleichen. Antioxidantien sind in vielen pflanzlichen Lebensmitteln als Vitamine, Mineralien und Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe) enthalten. Die Konzentration von Polyphenolen ist in Samenschalen, Kleie, Rinde, Frucht, Kern und Blättern am höchsten. Pflanzliche Lebensmittel, bei denen diese Teile bei der Verarbeitung entfernt werden, weisen einen geringeren Gehalt an Polyphenolen auf und können als raffinierte Kohlenhydrate bezeichnet werden. Es gibt Nachweise, dass eine synergistische Wirkung mehrerer Polyphenole den oxidativen Stress in den Chondrozyten wirksam reduzieren kann. Trotz dieser Schutzwirkung sind die Auswirkungen von Polyphenolen auf die Schmerzen und körperlichen Funktionen bei Arthrose bisher nicht einheitlich. Fettsäuren sind eine weitere Gruppe von Nährstoffen, die am Stoffwechsel und der Homöostase der Chondrozyten beteiligt sind.
Es gibt Hinweise darauf, dass die gesunden, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren Chondrozyten schützen können, z. B. durch den Abbau von oxidativem Stress. Polyphenole und Fettsäuren in der Ernährung beeinflussen möglicherweise die Homöostase der Chondrozyten und Arthrose erheblich. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher prüfte in einem Review, ob Erwachsene mit Arthrose, die eine Ernährung mit einem höheren Anteil an pflanzlichen Polyphenolen und Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen, weniger Schmerzen und bessere Gelenkfunktionen haben im Vergleich zu anderen mit einem höheren Anteil an gesättigten Fettsäuren, Omega-6-Fettsäuren und raffinierten Kohlenhydraten.
Sie werteten dazu acht klinische Studien mit rund 1.100 Arthrose-Patienten aus, die an leichteren bis mittleren Symptomen litten. Die Teilnehmer wurden angewiesen, raffiniertes Getreide oder raffinierte Kohlenhydrate zu ersetzen oder zu eliminieren. In sieben Studien wurden den Teilnehmern außerdem empfohlen, Lebensmittel zu verzehren, die Polyphenole und Omega-3-Fettsäuren enthalten, während sie die gesättigten Fettsäuren reduzieren sollten. Die Ergebnisse zeigten, dass Teilnehmer, die raffinierte pflanzliche Lebensmittel durch ganze oder nicht-raffinierte pflanzliche Lebensmittel ersetzten, über weniger Schmerzen und bessere Gelenkfunktion berichteten. Die größten Unterschiede zeigten Teilnehmer, die entweder eine an Polyphenolen arme, fettreiche Diät oder eine rein pflanzliche Ernährung zu sich nahmen.
Bei Teilnehmern, die andere Diäten einhielten, zeigten sich nur mäßige Veränderungen. Insgesamt berichteten die Gruppen, die einen leicht höheren Konsum an Fisch, Obst, Gemüse und Vollkornwaren aufnahmen, über signifikante Verbesserungen der Schmerzen und körperlichen Funktionen. Umstellungen in der Ernährung verändern die Zusammensetzung der aufgenommenen Nähr- und Mikronährstoffe. In einer Studie wurde der Gehalt an Mikronährstoffen in der Ernährung ermittelt. Eine Gruppe folgte einer Kontrolldiät mit einem niedrigen Gehalt an Polyphenolen und einem geringen Fettgehalt, die andere Gruppe hielt eine Diät mit einem hohen Gehalt an Polyphenolen und Omega-3-Fettsäuren ein. Es zeigten sich signifikante Unterschiede in den Nährstoffen zwischen beiden Diäten. Teilnehmer mit Polyphenolen und Omega-3-Fettsäuren nahmen weniger gesättigte Fette, mehr Magnesium und weniger Natrium auf. Die Umstellung auf mehr vollwertige, pflanzliche Lebensmittel, führte zur Aufnahme von mehr Ballaststoffen, den Mineralien Magnesium und Zink, Polyphenolen und den Vitaminen E, A und C sowie Beta-Carotin.
Hinsichtlich der Schmerzwerte berichteten die meisten Teilnehmer über verbesserte Werte bei ein bis zwei Punkten oder 20 %. Mit einem hohen Anteil von Polyphenolen sowie von Omega-3-Fettsäuren und pflanzlichen Ölen wurden deutlich mehr Verbesserungen erreicht. Da die Studien jedoch recht heterogen waren, sollte künftig weiter untersucht werden, wie Patienten von Ernährungs-Interventionen profitieren können, dabei könnte z. B. der Einsatz von Nahrungsergänzungen die Vergleiche erleichtern. Geprüft werden sollte weiter, ob die Umstellung der Ernährung auch eine schwerere Arthrose beeinflussen kann.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass Erwachsene mit Arthrose, die eine Ernährung mit einem höheren Anteil an Polyphenolen und Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen, weniger Schmerzen und bessere Gelenkfunktionen haben. Dies galt im Vergleich zu Teilnehmern, die höhere Anteile an raffinierten Kohlenhydraten, gesättigten Fetten und Gesamtfett aufnahmen. Eine geeignete Ernährung, begleitend zur Arthrose-Therapie, kann dazu beitragen, Schmerzmedikamente zu reduzieren sowie die Gelenkfunktionen besser zu erhalten. Das könnte die Lebensqualität von Arthrose-Patienten fördern und möglicherweise dazu beitragen, auch Operationen für den Gelenkersatz zu verzögern oder gar zu vermeiden.
Quelle
Karen Stanfar et al., Diet modification reduces pain and improves function in adults with osteoarthritis: a systematic review. In: Journal of Human Nutrition and Dietetics, online 13.05.2024, doi: 10.1111/jhn.13317.