Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine recht häufige neurologische, sensomotorische Störung. Typisch sind ein zwingender Bewegungsdrang und Missempfindungen mit Kribbeln, Ameisenlaufen oder Schmerzen, vor allem in den Beinen. Einige Nahrungsergänzungen wie Magnesium und Vitamin B6 könnten dazu beitragen, RLS-Symptome zu verringern.
Das Restless-Legs-Syndrom tritt sehr häufig (doch nicht nur) nachts auf, stört vor allem den Schlaf und die Lebensqualität und wird oft auch mit anderen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Die Intensität der Symptome ist unterschiedlich und reicht von gelegentlichem Auftreten unter stressigen Umständen bis hin zu häufigeren und schweren Beschwerden, die den Schlaf fast vollständig stören. Die Vorkommen können sich durch andere Krankheiten verstärken, z. B. durch Nierenkrankheiten, Eisenmangel, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes, Neuropathien und Migräne.
Das gilt auch für die Schwangerschaft und Parkinson-Patienten (mit dopaminerger Therapie). Die Ursachen für RLS sind nicht vollständig geklärt. Man geht davon aus, dass genetische Varianten, ein gestörter Eisenstoffwechsel sowie Dysfunktionen im Dopamin-Haushalt (Neurotransmitter) eine wichtige Rolle spielen. Die Therapie beginnt in der Regel, wenn die RLS-Symptome die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen und richtet sich auf die Linderung der Beschwerden. Bei leichteren Symptomen oder zur Ergänzung einer medikamentösen Therapie können auch ein veränderter Lebensstil bzw. nicht-pharmakologische Ansätze beitragen.
Dabei könnten Nahrungsergänzungen besonders wichtig sein, basierend auf der Theorie, dass der oxidative Stress und Schäden durch freie Radikale im zentralen Nervensystem das Eisen-Gleichgewicht im Gehirn beeinträchtigen und die Dopamin-Synthese beeinflussen, was bei vielen RLS-Patienten eine Rolle spielt. Die Ergänzung von Magnesium wird häufig bei nächtlichen Wadenkrämpfen eingesetzt und könnte auch bei der Linderung von RLS-Symptomen wirksam sein. In mehreren Beobachtungsstudien wurde ein Zusammenhang zwischen niedrigeren Magnesium-Spiegeln und dem RLS-Schweregrad festgestellt. Auch ein Vitamin-D-Mangel ist bei RLS-Patienten weit verbreitet. Vitamin C hat nachweislich eine Wirkung auf Schlafstörungen und sensomotorische Anomalien wie Beinkrämpfe. Außerdem gibt es Berichte über die Wirksamkeit von Vitamin E bei RLS (ohne bekannte Ursache).
Auch Baldrian, das bei Schlafproblemen im Zusammenhang mit Angst oder mangelnder Ruhe eingesetzt wird, könnte eine Alternative für RLS-Patienten sein. Doch bisher gibt es nur wenige Nachweise für die Auswirkungen von Nahrungsergänzungen bei RLS-Patienten. Eine Gruppe spanischer Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse zur Wirkung von Nahrungsergänzungen bei RLS-Patienten vor.
Ausgewertet wurden zehn (randomisierte, klinische) Studien mit 482 Teilnehmern, wobei der Schwerpunkt auf den Wirkungen verschiedener Nahrungsergänzungen auf die Schwere von RLS-Symptomen, Schlafqualität und Tagesschläfrigkeit, lag. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige Nahrungsergänzungen sich positiv auswirken können. Vor allem Magnesium(oxid) und Vitamin B6 (Pyridoxin) verbesserten die Schlafqualität und RLS-Symptome deutlich, wobei Magnesium eine größere Wirksamkeit zeigte. Eine mögliche Erklärung für die Wirkung von Magnesium auf das Nervensystem könnte sein, dass seine hemmende Wirkung auf die neuronale Erregbarkeit seit langem bekannt ist und auf seinen physiologischen Antagonismus mit Kalzium zurückgeführt wird. Im zentralen Nervensystem scheint Magnesium eine regulierende Rolle bei der Funktion verschiedener Neurotransmitter zu spielen (z. B. Acetylcholin, GABA).
Dazu wird von den Forschern angemerkt, dass eine kürzlich durchgeführte offene, kleine Pilotstudie, die im Review noch nicht einbezogen war, die Verwendung von Magnesiumcitrat anstelle von Magnesiumoxid bei täglicher Verabreichung über acht Wochen untersucht hat. Die Ergebnisse zeigten signifikant verringerte RLS-Scores bei den Teilnehmern. Daher sollte diese Form der Magnesiumergänzung künftig weiter untersucht werden. Obwohl die Wirksamkeit von Vitamin B6 im Vergleich zu Magnesium etwas geringer war, verbesserte es die RLS-Ergebnisse im Vergleich zur Placebogruppe erheblich. Der Grund könnte sein Einfluss auf den Schlaf sein, Studien stellten einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Vitamin B6 und der Schlafqualität her und zeigten ein verringertes nächtliches Erwachen. Ein B6-Mangel kann z. B. zur gestörten Signalübertragung zwischen Neuronen führen, was sich in Muskelkrämpfen und peripherer Neuropathie äußern kann.
Außerdem sind Pyridoxalphosphat-Moleküle für die Aufrechterhaltung der enzymatischen Aktivität und der Muskelfunktion von entscheidender Bedeutung. Die Ergebnisse von Eisenergänzungen waren gemischt und zeigten einige Verbesserungen der Symptome, doch keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zu anderen Anwendungen. Bei Eisengaben gab es einige Probleme mit der Compliance (Therapietreue) und Absorption. Regionale Eisendefizite im Gehirn scheinen eine zentrale Rolle bei RLS zu spielen, was zu Veränderungen in verschiedenen Neurotransmitter-Systemen führen könnte. Der Eisenmangel erhöht die RLS-Häufigkeit und ist mit der Schwere der Symptome verbunden. Nach Empfehlungen der „International Restless Legs Syndrome Study Group" sollte eine orale Eisentherapie nur bei Erwachsenen mit Serum-Ferritinwerten unter 75 µg/L in Betracht gezogen werden.
Eisengaben sollten individuell angepasst und kontrolliert werden. Wird Eisen zusammen mit Vitamin C verabreicht, verbessert es die Eisenabsorption durch die Reduktion von Eisen(III) zu Eisen(II) aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften, verhindert die Rückumwandlung in Eisen(III) und hat das Potenzial, Eisen zu chelatisieren, wodurch die Absorption verbessert wird. Darüber hinaus wurde Vitamin C allein oder kombiniert mit anderen Nahrungsergänzungen wie Vitamin E bei den RLS-Patienten eingesetzt. Die Vitamine C und E wirkten sich positiv auf RLS-Symptome aus, was wahrscheinlich auf ihre starken antioxidativen Eigenschaften zurückzuführen ist. Eine Ergänzung von Vitamin D hatte dagegen keine signifikanten Vorteile. Baldrian wirkte sich in einigen Studien positiv auf die Schlafqualität und den Schweregrad der RLS-Symptome aus, obwohl die statistische Signifikanz in den einbezogenen Studien nicht durchgängig erreicht wurde.
Die Forscher ziehen das Fazit: Bei den untersuchten Nahrungsergänzungen sind die Ergebnisse unterschiedlich. Eine Studie zeigt, dass Magnesium- und Vitamin-B6-Ergänzungen die RLS-Symptome lindern, wobei Magnesium in Bezug auf die Wirksamkeit überlegen ist, wenn auch mit begrenztem Nachweis. Eine Vitamin-D-Ergänzung brachte keine signifikanten RLS-Vorteile. Die Eisenergänzung könnte vielversprechend sein, besonders für Personen mit Eisenmangel, auch wenn die Therapietreue und die Absorption einige Probleme bereiten können.
Ergänzungen mit den Vitaminen C und E verbesserten die Symptome, was vermutlich auf die antioxidativen Eigenschaften zurückzuführen ist. Die Wirksamkeit von Baldrian bleibt aufgrund widersprüchlicher Ergebnisse und fehlender Belege bei RLS ungewiss. Die Studien hatten zum Teil kleinere Teilnehmergruppen, kurze Zeiten der Nachbeobachtung und waren recht heterogen. Dennoch unterstützen die Forscher die Bedeutung alternativer Therapiemöglichkeiten für RLS. Die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungen beim Restless-Legs-Syndrom sollte künftig weiter untersucht werden.
Quelle
Pedro Gonzàlez-Parejo et al., Effects of Dietary Supplementation in Patients with Restless Legs Syndrome: A Systematic Review. In: Nutrients, online 18.07.2024, doi: 10.3390/nu16142315.