Nahrungsergänzungen bei chronischen Wunden

Der Heilungsprozess von chronischen Wunden kann durch Nahrungsergänzungen gefördert werden. Dabei erweisen sich Proteine als zentraler Makronährstoff, und die Antioxidantien spielen offenbar eine entscheidende Rolle für beschleunigte Heilungsprozesse.

Eine Wunde ist durch die unterbrochene Kontinuität von funktionellen Geweben gekennzeichnet. Dies kann durch verschiedene Ursachen, Trauma, Schnittwunden, Verbrennungen oder Druck, entstehen. Der Gesundheitszustand der Patienten, z. B. beeinflusst durch vorhandene Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Gefäßerkrankungen, kann zur Wundentwicklung beitragen. Die Klassifizierung richtet sich nach der Ursache der Wunden, ihrer Dauer und besonders danach, ob es sich um akute oder chronische Wunden handelt. Letztere sind eine große Herausforderung und beeinträchtigen die Lebensqualität aufgrund von Schmerzen und Empfindlichkeit. Die Heilung chronischer Wunden ist verzögert und hält oft mehrere Wochen oder noch länger an. 

Faktoren, die zur Entwicklung chronischer Wunden beitragen, können lokal oder systemisch sein. Zu den lokalen Faktoren zählen Druck, Infektion, wiederholte Traumata und Strahlung. Zu den systemischen Faktoren gehören das Alter, Medikamente (z. B. Kortikosteroide, Immunsuppressiva), der Lebensstil (z. B. Rauchen, Alkohol) sowie chronische Krankheiten und Mangelernährung. Zu den chronischen Wunden gehören u. a. vaskuläre (arteriell, venös) und diabetische Geschwüre sowie die häufigen Druckverletzungen (Dekubitus). Der Heilungsprozess bei chronischen Wunden ist sehr viel komplexer und umfasst eine Reihe von Therapien, darunter topische (äußerlich angewendete) und systemische Medikamente, Wundauflagen und in bestimmten Fällen auch chirurgische Eingriffe. Darüber hinaus können spezifische Nährstoffe, einschließlich der Mikronährstoffe, verordnet werden, um die Bildung neuer Gewebe zu erleichtern, die Oxidation zu mindern und die Heilung zu fördern.

Eine gesunde Ernährung beeinflusst den Wundheilungs-Prozess erheblich und stärkt die Immunkompetenz, wodurch das Infektionsrisiko verringert wird. In der Ernährungstherapie wird zunehmend untersucht, wie sich Heilungsprozesse beschleunigen lassen. Nahrungsergänzungen können eine potenziell wirksame Strategie für die Therapie chronischer Wunden sein. Die Verabreichung spezieller Formeln, die Makro- und Mikronährstoffe enthalten, ist für die verbesserte Wundheilung von Bedeutung, besonders bei Schwerkranken. Nahrungsergänzungen, die mit Proteinen, Vitamin C, Zink und Arginin angereichert sind, haben sich bei der Therapie von Druckgeschwüren als wirksam erwiesen. Weiter gibt es neuere Nachweise über die Bedeutung der Aminosäuren Arginin und Glutamin für die Wundheilung. Die optimale Zusammensetzung von Nahrungsergänzungen für die Heilung chronischer Wunden ist allerdings bisher nicht ausreichend geprüft. Vor diesem Hintergrund stellte eine Gruppe brasilianischer Forscher in einem Review die Auswirkungen von Nahrungsergänzungen auf die Heilung chronischer Wunden vor.

Nach Recherchen in den einschlägigen Datenbanken konnten sie neun Studien aus den letzten zehn Jahren auswerten. Daran waren 741 Patienten im Alter von 52 bis 81 Jahren aus verschiedenen Pflegebereichen (Krankenhäuser, Pflegeheime, häusliche Pflege) beteiligt. Zu den primären Wundtypen gehörten Druckverletzungen (58 %), diabetische Fußgeschwüre (40 %) und venöse Geschwüre (2 %, „offenes Bein"). Die Interventionen in den Studien reichten von 2 bis zu 16 Wochen, die Zahl der Teilnehmer variierte zwischen 24 und 270 Patienten. 

Vier Studien berichteten über verringerte Wundflächen und erhöhte Heilungsraten durch eine hyperkalorische, hyperprotektive Formel, die mit Zink und den Vitaminen A, C und E angereichert war. Zwei weitere Studien untersuchten eine Kombination aus den Aminosäuren Arginin, Glutamin und HMB (β-Hydroxy-β-Methylbutyrat, Stoffwechselprodukt von L-Leucin), sie lieferten jedoch keine signifikanten Ergebnisse. Die Übersicht liefert Belege für das Potenzial von Nahrungsergänzungen für die verbesserten Heilungsprozesse chronischer Wunden. Ausgehend von diesen Ergebnissen sollte eine optimale Formel für die chronische Wundheilung durch einen hohen Kalorien- und Proteingehalt und die Aufnahme antioxidativer Mikronährstoffe gekennzeichnet sein. Dazu gehören vor allem die Vitamine A, E, C und Zink, weitere Antioxidantien bzw. andere Mikronährstoffe können bei Bedarf hinzukommen.

Die Forscher ziehen das Fazit: Erstmals wurden in einem Review Nahrungsergänzungen in Bezug auf die Wirksamkeit bei der Heilung chronischer Wunden systematisch untersucht. Die Auswertung zeigte, dass Nahrungsergänzungen für die Heilung chronischer Wunden ein vielversprechendes Mittel sind. Das gilt einschließlich von Druckgeschwüren, dem diabetischen Fuß und venösen Geschwüren. Die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungen auf den Heilungsprozess kann jedoch durch die Zusammensetzung der Rezeptur und individuelle Merkmale der Patienten, z. B. Alter und vorhandene Krankheiten wie Diabetes etc., beeinflusst werden. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse sollte eine wünschenswerte, individuell angepasste Formel durch einen erhöhten Kaloriengehalt, die reichliche Versorgung mit Proteinen und die Einbeziehung von antioxidativen Mikronährstoffen gekennzeichnet sein.

Quelle
Allan Carlos Soares do Espírito Santo et al., Impact of oral nutritional supplement composition on healing of different chronic wounds: A systematic review. In: Nutrition, Vol. 124, August 2024, doi: 10.1016/j.nut.112449.

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