Die Aufnahme der gesunden, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren hat sich bei der Prävention vor koronaren Herzkrankheiten als vorteilhaft erwiesen. Die Auswirkungen des Gehalts an Omega-3-Fettsäuren auf das Herz-Kreislauf-Krankheitsrisiko werden noch immer diskutiert. Deutsche und chinesische Forscher untersuchten diesen Zusammenhang in einer Studie.
In den 1970er Jahren wurden die herzschützende Wirkungen der Omega-3-Fettsäuren (ALA, EPA, DHA, DPA) erstmals nachgewiesen. In den folgenden Jahrzehnten konnten die kardiovaskulären Schutzmechanismen von Omega-3-Fettsäuren umfassend geklärt werden. Es ist allgemein anerkannt, dass sie die Blutfette verbessern und den Bluthochdruck bekämpfen können. Antientzündliche und antioxidative Wirkungen wurden besonders für EPA (Eicosapentaensäure), DHA (Docosahexaensäure) und DPA (Docosapentaensäure) aus Fischölen nachgewiesen. Für die primäre und sekundäre Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten werden seit rund 20 Jahren der Verzehr von mindestens zwei Portionen Fisch pro Woche empfohlen, um die herzschützenden Wirkungen mit diesen Omega-3-Fettsäuren zu erreichen.
In mehreren, großen Bevölkerungs- und klinischen Studien wurde der Zusammenhang mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachgewiesen. Einige nachfolgende Studien waren jedoch nicht immer einheitlich, die widersprüchlichen Ergebnisse könnten auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein. Der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren kann durch die Genetik und Ernährungsgewohnheiten beeinflusst werden. Darüber hinaus können bestimmte Medikamente den Stoffwechsel und die gesamte Konzentration der Fettsäuren beeinflussen.
Hinzu kommt, dass sich viele Studien auf Selbstauskünfte der Teilnehmer zu Aufnahmen von Omega-3-Fettsäuren oder Fischölen stützten, was die Zuverlässigkeit der Ergebnisse beeinträchtigen kann. Objektive Messungen, z. B. geeignete Biomarker, die dazu beitragen, die Einschränkungen von Selbstauskünften zu überwinden, gibt es bisher eher wenige, und sie liegen schon länger zurück. Eine Gruppe deutscher und chinesischer Forscher führte dazu jetzt einen Review und eine Meta-Analyse relevanter Studien durch.
Nach einer umfassenden Recherche wurden 20 prospektive Studien und 16 retrospektive Fall-Kontroll-Studien ausgewählt, die bis Ende Juli 2022 veröffentlicht wurden. Einbezogen waren darin rund 29.000 Teilnehmer aus 13 Ländern, darunter waren Personen mit koronaren Herzkrankheiten oder allgemein mit Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Gesunde. Bei allen Teilnehmern wurde der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren analysiert. Höhere Werte der Omega-3-Fettsäuren (ALA, EPA, DPA, DHA, EPA+DHA und der Gesamtwert) waren mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden (Relatives Risiko ALA 0,89, EPA 0,80, DPA 0,75, DHA 0,83, EPA+DHA 0,80). Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten hatten im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen signifikant niedrigere Werte für die Omega-3-Fettsäuren.
Durchgeführt wurden einige Analysen von Untergruppen, das betraf die Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Gruppen, die solche Krankheiten überlebt oder daran verstorben waren. Dabei zeigte sich ein signifikant schützender Trend durch die kombinierten Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA sowohl für koronare Herzkrankheiten als auch bei den Überlebenden und den Sterbefällen. Außerdem war der Zusammenhang zwischen den Omega-3-Fettsäure-Spiegeln in den Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und den gesamten Fällen von Herz-Kreislauf-Krankheiten generell stärker im Vergleich zu anderen Fettsäuren. Üblicherweise kommen die Omega-3-Fettsäuren in den Zellmembranen (schützen den Innenraum der Zellen) vor, in geringem Maß auch im Fettgewebe. Erythrozyten besitzen viele Eigenschaften, die sie zu einem guten Messtyp für die Kontrolle des Status von Omega-3-Fettsäuren machen.
Im Vergleich zu den Erythrozyten können Messungen im Serum, Plasma und Vollblut durch mehr Faktoren beeinflusst werden. Erythrozyten können aufgrund ihres relativ konstanten Lebenszyklus und ihrer Zusammensetzung eine stabilere Umgebung für die Messung bestimmter Biomarker bieten.
Die Forscher ziehen das Fazit: Insgesamt deuten die Ergebnisse dieser Meta-Analyse darauf hin, dass höhere zirkulierende Werte von Omega-3-Fettsäuren (ALA, EPA, DPA, DHA, EPA+DHA) mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden waren. Außerdem wiesen die davon betroffenen Patienten signifikant niedrigere Spiegel in den Omega-3-Fettsäuren (außer ALA) auf. Diese Ergebnisse sprechen für eine schützende Rolle der Omega-3-Fettsäuren für kardiovaskuläre Krankheiten.
Quelle
Yanan Xiao et al., Circulating Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids Levels in Coronary Heart Disease: Pooled Analysis of 36 Observational Studies. In: Nutrients, online 24.05.2024, doi: 10.3390/nu16111610.