Bei einem Mangel an Folat in der Ernährung kommt es zu Störungen bei der Zellteilung und in Wachstumsprozessen. Daraus kann eine Blutarmut entstehen, die bei möglicherweise bei Schlaganfällen eine Rolle spielt. Die gute Versorgung mit Folsäure kann zur Prävention beitragen.
Der Schlaganfall ist durch akut auftretende neurologische Defizite gekennzeichnet, ausgelöst durch Schäden im Gehirngewebe. Sie können zum einen aufgrund einer mangelnden Durchblutung durch einen Gefäßverschluss (ischämischer Schlaganfall, ca. 80 bis 85 % der Fälle), zum anderen durch eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall) entstehen. Zu den Symptomen gehören Schwächen oder Lähmungen auf einer Körperseite (z. B. im Arm, Bein, Gesicht), möglich sind auch Störungen im Sehvermögen, Gleichgewicht und Bewusstsein. Das Risiko für Schlaganfälle steigt im höheren Alter, ab 65 Jahren, deutlich an, betroffen sein können jedoch auch Jüngere.
Bei Anzeichen für einen Schlaganfall muss schnell gehandelt werden, um die Therapie im Krankenhaus so rasch wie möglich zu beginnen und die Folgen (Sprachstörungen, Lähmungen etc.) so gering wie möglich zu halten. Viele der betroffenen Patienten sind nach einem Schlaganfall erheblich behindert. Bei den Todesursachen stehen Schlaganfälle nach den Herz- und Krebskrankheiten an dritter Stelle. Eine möglichst frühzeitige Vorbeugung ist daher sehr wichtig. Zu den Risikofaktoren gehören Bluthochdruck, Rauchen, Störungen im Fettstoffwechsel, Übergewicht sowie Diabetes, Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern), Gerinnungsstörungen und eine genetische, familiär bedingte Prädisposition. Davon lassen sich einige Maßnahmen für die Prävention ableiten. Dazu gehören der Verzicht auf das Rauchen und die Verringerung des Alkoholkonsums, Gewichtsreduktion bei Übergewicht, regelmäßige Bewegung sowie die Therapie von Erkrankungen, die zu Schlaganfällen beitragen können.
Nicht zuletzt gehört zur guten Prävention eine gesunde Ernährung, einschließlich der wichtigen Mikronährstoffe. Eine gute Versorgung mit Folat (natürliche Form von Vitamin B9) in der Ernährung und von Folsäure (synthetische B9-Form) aus angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungen steht dabei im Mittelpunkt. In Deutschland werden täglich 300 mcg Folat für Jugendliche ab 13 Jahren sowie für Erwachsene bis ins hohe Alter empfohlen. Diese Aufnahmen werden allerdings von vielen Menschen nicht erreicht (Durchschnitt bei Männern 207 mcg, bei Frauen 184 mcg täglich). Einen etwas erhöhten Bedarf haben Frauen, die schwanger werden wollen sowie schwangere und stillende Frauen.
Folat ist reichlich in grünen Blattgemüsen wie Spinat und Salaten, in Tomaten, Hülsenfrüchten, Nüssen, Orangen, Sprossen und Vollkornprodukten sowie in Kartoffeln, Leber und Eiern enthalten. Bei einer zu geringen Versorgung mit Folat aus der Ernährung sollte Folsäure zur Prävention von Schlaganfällen ergänzt werden. Diese Empfehlung wurde jetzt aufgrund neuerer Studien zur Aufnahme von Folat und Folsäure aktualisiert. Eine Gruppe chinesischer Forscher wertete dazu die relevanten Studien umfassend aus. Einbezogen in ihre Meta-Analyse waren 21 (randomisierte, kontrollierte) Studien zu Folat bzw. Folsäure und Schlaganfällen bis Anfang April 2023, an denen insgesamt rund 115.500 Personen beteiligt waren.
Bewertet wurde vor allem der Zusammenhang zwischen der Ergänzung von Folsäure und dem Risiko für Schlaganfälle. Die Auswertungen zeigten, dass Folsäure-Ergänzungen das Schlaganfall-Risiko signifikant um 10 % verringern konnten. Die Analysen von Untergruppen ergaben weiter, dass die Wirksamkeit von Folsäure in Gebieten, in denen Getreide nicht oder nur teilweise mit Folsäure angereichert wird, größer war. In dieser Gruppe war die Ergänzung von Folsäure bei Teilnehmern ohne Schlaganfall oder Herzinfarkt in der Vorgeschichte am wirksamsten, bei Teilnehmern mit Schlaganfall oder Herzinfarkt war die Wirkung etwas geringer. Die positiven Wirkungen von Folsäure blieben dabei unabhängig von möglichen anderen Einflüssen (z. B. Folatspiegel bei Studienbeginn, Dosierung und Dauer der Intervention) bestehen. Das galt im übrigen auch, wenn die Folsäure allein oder zusammen mit anderen Mikronährstoffen (z. B. Vitamin B12 etc.) eingenommen wurde.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die bei weitem größte Meta-Analyse von (randomisierten, kontrollierten) Studien zur Ergänzung von Folsäure bestätigt deren allgemeinen Nutzen bei der Prävention von Schlaganfällen. Die wichtigsten Einflüsse auf die Wirksamkeit von Folsäure dürften die Anreicherung von Folsäure in Getreidewaren und eine Vorgeschichte der Patienten mit Schlaganfall oder Herzinfarkt haben.
Quelle
Nan Zhang et al., Folic acid supplementation for stroke prevention: A systematic review and meta-analysis of 21 randomized clinical trials. In: Clinical Nutrition, online 27.05.2024, doi: 10.1016/j.clnu.05.034.