Bei Menschen mit starkem Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck interagieren der Stoffwechsel von Fetten und Glukose. Das wirkt sich auf den oxidativen Stress und das Entstehen des metabolischen Syndroms aus, dabei steigt auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Antioxidative Mikronährstoffe können zur Kontrolle des oxidativen Stresses beim metabolischen Syndrom nützlich sein.
Bei Menschen mit Adipositas (BMI ab 30) sind Veränderungen im Stoffwechsel als typische Komponenten des metabolischen Syndroms weit verbreitet. Es wird als eine Kombination von Übergewicht und mindestens zwei von drei Kriterien definiert: Bluthochdruck, gestörter Glukose-Stoffwechsel und (mit Atherosklerose verbundene) Fettstoffwechselstörungen (Triglyzeride und LDL-Cholesterin erhöht, HDL-Cholesterin verringert). Das metabolische Syndrom ist außerdem ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten und Diabetes, wobei sich das Risiko verdoppelt.
Daher sind Maßnahmen zur Kontrolle und zum Umgang mit dem metabolischen Syndrom sehr wichtig, um weitere Entwicklungen zu verringern oder zu verhindern. Beim Umbau des Fettgewebes, bei erhöhtem Blutzucker, Insulinresistenz, gestörter Insulinproduktion und Bluthochdruck, spielen offenbar Entzündungen und der oxidative Stress eine zentrale Rolle. Die Senkung des oxidativen Stresses könnte ein geeigneter Ansatz sein, um das metabolische Syndrom positiv zu beeinflussen. Da bei den Patienten ein Ungleichgewicht zwischen Oxidantien und Antioxidantien besteht, könnten Antioxidantien ein wirksames Mittel sein, um das gestörte Gleichgewicht zu normalisieren. Eine Gruppe internationaler Forscher stellte die Kenntnisse zum oxidativen Stress als zentralen Mechanismus des metabolischen Syndroms und die Vorteile einer antioxidativen Therapie vor.
Ein hoher oxidativer Stress resultiert aus zwei gleichzeitig vorhandenen Phänomenen: der übermäßigen Bildung von Oxidantien und Beeinträchtigung der antioxidativen Systeme. Beim metabolischen Syndrom führen verschiedene Mechanismen zu einer übermäßigen Bildung von Sauerstoff-Radikalen (ROS). Dazu gehört Überernährung, die an der erhöhten ROS-Produktion beteiligt ist. Ein erhöhter Stoffwechsel von Fettsäuren und Glukose, salzsensitiver Bluthochdruck, durch Adipositas bedingter Umbau des Fettgewebes, hohe Insulinwerte und Entzündungen tragen dazu bei. Auch Entzündungen spielen hier eine zentrale Rolle, die den erhöhten oxidativen Stress fördern und die antioxidative Aktivität verringern.
In der Therapie sollten die verschiedenen Aspekte dieses Netzwerks berücksichtigt werden. Zu den wichtigsten antioxidativen Ergänzungen gehören bei den sekundären Pflanzenstoffen Resveratrol, Quercetin und Anthocyane. Antioxidativ wirken auch die Vitamine C und E sowie Carotinoide, Mineralien wie Zink, Kupfer und Selen, außerdem N-Acetylcystein, Melatonin und L-Arginin. Wir stellen hier als Beispiel die antioxidativen Funktionen von Resveratrol, der Vitamine C und E sowie von Zink und Selen kurz vor.
Resveratrol ist u. a. in Trauben, Äpfeln, Blaubeeren und Wein reichlich enthalten. Es hat antioxidative und antientzündliche Wirkungen und kann dazu beitragen, die Insulinsekretion und einen erhöhten Blutzucker zu verbessern, indem es den Blutdruck durch die Natriumausscheidung über die Nieren senkt. Kiwis und Citrusfrüchte, Tomaten, Pflanzenöle, Oliven und Nüsse sind gute Quellen für die Vitamine C und E. Sie können sowohl den oxidativen Stress als auch Entzündungen und die Lipolyse (Fettabbau im Fettgewebe) eindämmen, indem sie freie Radikale neutralisieren. Vitamin C kann auch dazu beitragen, den Glukose-Stoffwechsel bei Patienten mit dem metabolischen Syndrom zu modulieren.
Es verbessert die Funktion des Endothels (Zellschicht im Inneren von Blutgefäßen) und senkt den systolischen Blutdruck. Bei den Mineralien scheinen Zink, Kupfer und Selen geeignete antioxidative Ergänzungen für das metabolische Syndrom zu sein. Zu den zinkreichen Nahrungsmitteln gehören Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte. Zink ist für seine wichtige Rolle beim reibungslosen Funktionieren der Zellen bekannt. Als Cofaktor für das Enzym Superoxiddismutase wirkt es als Fänger von Sauerstoff-Radikalen, schützt die Zellmembranen und hemmt die Lipidperoxidation. Zink wirkt auch antientzündlich und beeinflusst den Stoffwechsel von Lipoproteinen und Glukose. Auf eine geeignete Dosierung sollte geachtet werden, übermäßiges Zink kann zum unerwünschten Anstieg von HbA1c (glykiertes Hämoglobin) und Bluthochdruck führen.
Die antioxidativen Funktionen von Selen beziehen sich auf die Erhöhung der antioxidativen Aktivität und speziell des Glutathion-Spiegels sowie auf die Hemmung der Lipidperoxidation. Selen hat auch antientzündliche Funktionen. Die Verringerung von Störungen im Fettstoffwechsel und die Leptinresistenz (gestörte Sättigung) sowie die Verbesserung des Blutzuckers und der Insulinresistenz sind weitere Effekte von Selen.
Die Forscher ziehen das Fazit: Das metabolische Syndrom ist eine sehr komplexe Erkrankung. Für die Therapie scheint ein ganzheitlicher und individueller Ansatz am besten zu sein. Dabei sollten alle Komponenten, einschließlich Fettleibigkeit, Umbau des Fettgewebes und Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Insulinresistenz sowie Bluthochdruck eingeschlossen sein. Da Herz-Kreislauf-Krankheiten zu den wichtigsten Komplikationen des metabolischen Syndroms gehören, sollte auch die Verbesserung der Endothel-Funktionen ein Ziel sein.
An der Erhöhung des oxidativen Stresses sind alle Komponenten des metabolischen Syndroms beteiligt. Die Kontrolle des oxidativen Stresses und der damit verbundenen Entzündungen sollte eine zentrale Rolle in der Therapie spielen. Verschiedene Antioxidantien können, abgestimmt auf die Komponenten des metabolischen Syndroms, zur Linderung des oxidativen Stresses eingesetzt werden.
Quelle
Hiva Sharebiani et al., The Effects of Antioxidant Supplementation on the Pathologic Mechanisms of Metabolic Syndrome and Cardiovascular Disease Development. In: Nutrients, online 27.05.2024, doi: 10.3390/nu16111641.