Ernährungsabhängige Entzündungen erhöhen das Risiko für die weibliche Infertilität

Entzündungen, die mit einer ungesunden Ernährung verbunden sind, werden zunehmend mit weiblicher Unfruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Antioxidative Mikronährstoffe in der Ernährung können dabei vorteilhaft sein.

Die weibliche Infertilität (Unfruchtbarkeit) wird allgemein definiert als das Ausbleiben einer Schwangerschaft bei einem Paar mit regelmäßigem, ungeschützten Geschlechtsverkehr innerhalb eines bestimmten Zeitraums, in der Regel ein Jahr. Die Infertilitäts-Rate liegt bei Paaren im fortpflanzungsfähigen Alter weltweit zwischen 8 und 12 %, etwa 40 bis 50 % der Fälle werden auf weibliche Faktoren zurückgeführt. Dazu tragen einige weit verbreitete Krankheiten bei, z. B. Ovulationsstörungen, Anomalien der Gebärmutter, Eileiterobstruktion, Endometriose oder chronische Entzündungskrankheiten. Weiter stehen einige durch den Lebensstil bedingte Risikofaktoren in engem Zusammenhang mit der Infertilität, z. B. Rauchen, starker Alkoholkonsum, Fettleibigkeit, Stress und eine ungesunde Ernährung. Unter diesen Faktoren gilt die Ernährung als am einfachsten veränderbar. 

Es gibt zunehmend Hinweise, dass präkonzeptionelle Ernährungsweisen die Ergebnisse der assistierten Reproduktion verbessern können. Es gibt außerdem deutliche Hinweise, dass sich ernährungsbedingte, chronische Entzündungen negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken, dazu gehören Störungen des Eisprungs, hormonelles Ungleichgewicht, Endometriose, Implantationsversagen und wiederholte Fehlgeburten. Die Hauptursache für chronische Entzündungen ist eine ungesunde Ernährung. Eine gesunde, antientzündliche Ernährung, z. B. die nordische Diät und die Mittelmeerdiät, wirken sich positiv auf die Entzündungswerte aus. Diese Ernährungsweisen sind reich an den Vitaminen C und E, Flavonoiden, Polyphenolen und einfach ungesättigten Fettsäuren, die häufig in Fisch, Getreidewaren, Beeren und pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. 

Sie gehören zu den wichtigsten Bestandteilen einer antientzündlichen Ernährung. Mit einem diätetischen Entzündungs-Index, dem DII (Dietary Inflammation Index), lässt sich das entzündliche Potenzial der Ernährung anhand der pro- und antientzündlichen Eigenschaften verschiedener Nahrungsmittel bzw. -bestandteile bestimmen. Der DII beschränkt sich nicht allein auf die Bewertung von Makro- und Mikronährstoffen in der Ernährung, sondern bezieht auch häufig verzehrte bioaktive Komponenten, z. B. Flavonoide, Gewürze und Tee, ein. Höhere DII-Werte spiegeln ein größeres Entzündungs-Potenzial wider, was u. a. mit erhöhten Spiegeln von Entzündungs-Biomarkern (z. B. IL-1, -4, -6, -10, CRP, TNF-α) verbunden ist. 

Sie sind auch mit einem erhöhten Risiko für Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und Krebs Krankheiten verbunden sowie mit Endometriose, polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS), Abbruch der Schwangerschaft, Eierstock- und Endometriumkrebs, depressiven Symptomen und Osteoporose in der Perimenopause. Darüber hinaus kann der DII mit dem Sexualhormon-bindenden Globulin und Sexualhormonen bei erwachsenen Frauen verbunden sein. Die Forschung über den Zusammenhang zwischen DII und weiblicher Infertilität ist bisher jedoch noch begrenzt.

Eine Gruppe chinesischer Forscher untersuchte daher den Zusammenhang zwischen dem DII und der Infertilität von Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren. Sie nutzten dafür Daten aus der großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey) aus den Jahren 2013 bis 2018. Einbezogen waren rund 2.600 Frauen, 13 % von ihnen waren von Infertilität betroffen. Für alle Teilnehmerinnen wurde der DII anhand der Informationen aus der ersten Ernährungs-Befragung berechnet und nach den jeweiligen Werten in vier Gruppen von gering bis hoch eingeteilt. Im Vergleich zur ersten Gruppe mit antientzündlicher Ernährung war die vierte Gruppe mit einer entzündungsfördernden Ernährung deutlich stärker mit einem erhöhten Infertilitäts-Risiko verbunden. 

Dabei zeigten sich ein J-förmiger, nichtlinearer Zusammenhang zwischen DII und Infertilität (mit einem Grenzwert von 2,45). Lag der DII-Wert darunter, dann stieg das Risiko der weiblichen Infertilität nur langsam (nicht signifikant) an. Waren die DII-Werte höher als 2,45, stieg das Risiko stärker und signifikant an. Das galt auch nach der Kontrolle von weiteren Einflussfaktoren in verschiedenen Untergruppen (z. B. nach Alter, BMI, Rauchen, Alkohol etc.). Direkt auf die Ernährung bezogen zeigte sich, dass die Aufnahme von Ballaststoffen, der Vitamine E und C sowie von Eisen in den ersten 24 Stunden dazu beitrug, das Risiko für die Infertilität zu senken. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass pflanzliche Ernährungsweisen oxidative Stressreaktionen und den Gehalt an proentzündlichen Biomarkern verringern können. Eine antientzündliche Ernährung vor der Empfängnis könnte sich auf die Qualität von Eizellen und Embryonen auswirken und die Rate der Einnistung von Embryonen sowie die von Lebendgeburten bei künstlicher Befruchtung erhöhen.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass sich mit dem DII die pro- und antientzündlichen Faktoren in der Ernährung bestimmen lassen, wobei hohe Entzündungs-Werte mit dem Risiko für die weibliche Unfruchtbarkeit verbunden sind. In den Analysen zeigte sich ein J-förmiger, nichtlinearer Zusammenhang mit der weiblichen Infertilität, ab einem Grenzwert stieg das Risiko für die Infertilität deutlich stärker an. Bestätigt sich die Beziehung, könnte dies künftig dazu beitragen, Strategien zur Vorbeugung und Therapie weiblicher Unfruchtbarkeit durch die Kontrolle von Entzündungen in der Ernährung zu entwickeln. Dazu tragen eine gesunde Ernährung mit antientzündlichen Mikronährstoffen und bioaktiven Inhaltsstoffen bei, z. B. einige Vitamine und Polyphenole etc. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien untersucht werden, um den kausalen Zusammenhang zwischen dem DII und der Infertilität zu bestimmen.

Quelle
Huanying Xu et al., High Dietary Inflammatory Index increases the risk of female infertility: An analysis of NHANES 2013-2018. In: Nutrition Research, online 24.2.2024, doi: 10.1016/j.nutres.2024.02.006.

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