Probiotika und Synbiotika bei Diabetes

Die steigenden Vorkommen des Diabetes mellitus könnten mit zusätzlichen therapeutischen Ansätzen gesenkt werden. Dazu gehört möglicherweise auch die gute Versorgung mit Pro- und Synbiotika, gesunden Darmbakterien und ihren Nährstoffen.

Die Vorkommen von Diabetes (Zuckerkrankheit), zu dem der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes gehören, sind weltweit stark angestiegen. Nach neueren Daten sind etwa 465 Millionen Erwachsene im Alter von 20 bis 79 Jahren betroffen, Tendenz weiter steigend. Mit den aktuellen Diabetes-Therapien wurden deutliche Fortschritte bei der Kontrolle des Blutzucker-Spiegels erzielt, doch in einigen Fällen ist die Einstellung noch immer suboptimal. Daher ist es weiterhin notwendig, ergänzende oder alternative Wege zu erforschen, um mehr therapeutische Strategien für den Diabetes anzubieten. 

Das Mikrobiom im Darm, das für seine zentrale Rolle bei der metabolischen Gesundheit zunehmend anerkannt wird, könnte mit seiner komplexen Gemeinschaft von Mikroorganismen neue Wege der Diabetes-Therapie eröffnen. Beim Typ-1-Diabetes richtet sich das körpereigene Immunsystem gegen die insulinbildenden Betazellen im Pankreas, was zu einem Insulinmangel führt. Das Darm-Mikrobiom verändert sich dabei auf spezifische Weise, was auf einen möglichen Zusammenhang zu Autoimmunreaktionen hinweist. Im Gegensatz dazu ist der Typ-2-Diabetes, der durch einen gestörten Stoffwechsel gekennzeichnet ist, in erster Linie mit einer Insulinresistenz verbunden, die auf Faktoren wie der Genetik und des Lebensstils zurückzuführen ist. Dabei wurde eine Darm-Dysbiose (Störung der Darmflora) beobachtet, die zur erhöhten Durchlässigkeit des Darms (Darmpermeabilität) und zu chronischen Entzündungen beiträgt, was die Insulinresistenz weiter verschlimmert. 

Probiotika können mit ihren gesunden, lebenden Darmbakterien beim Typ-1- und Typ-2-Diabetes sowohl die Prävention als auch die therapeutische Strategie unterstützen. Sie tragen dazu bei, das Gleichgewicht des Darm-Mikrobioms wiederherzustellen, die Barrierefunktionen des Darms zu verbessern und Entzündungen zu verringern. In Verbindung damit wuchs auch das Interesse an der Erforschung von Synbiotika, die Probiotika mit den Präbiotika (Substanzen, die gesunden Darmbakterien als Nahrung dienen) verbinden. Beide verstärken sich in der Wirkung und könnten weitere Vorteile bei Krankheiten wie dem Diabetes bieten, die einen ganzheitlicheren Ansatz für die Darmgesundheit und Stoffwechsel-Regulierung erfordern. Eine Gruppe italienischer Forscher stellte in einem Review die aktuellen Kenntnisse zur Beziehung von Typ-1- und Typ-2-Diabetes zu Pro- und Synbiotika in Bezug auf die Kontrolle des Blutzuckers vor, und sie führten dazu auch eine Meta-Analyse durch.

Nach einer umfassenden Recherche in den relevanten Datenbanken konnten sie 41 (randomisiert kontrollierte) Studien mit insgesamt knapp 3.000 erwachsenen Teilnehmern (54 % Frauen) in die Auswertung einbeziehen. Die Meta-Analyse ergab statistisch signifikante Verbesserungen für die Werte von HbA1c (glykiertes Hämoglobin, Wert zur Einstellung des Blutzuckers), FPG (Fasting Plasma Glucose bzw. Nüchternblutzucker) und des Serum-Insulinspiegels. Besonders für den HbA1c-Wert wurde ein moderater Effekt festgestellt, der über verschiedene Untergruppen hinweg bestehen blieb. Allerdings waren die Studienergebnisse relativ heterogen, das deutet darauf hin, dass die Wirksamkeit von mehreren Faktoren abhängt, dazu gehören z. B. der Diabetes-Typ und die spezifischen Stämme der verwendeten Probiotika oder die Art der Synbiotika. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der zunehmenden Literatur, die den potenziellen Nutzen von Probiotika und Synbiotika bei der Diabetes-Therapie hervorhebt, besonders bei der Verbesserung der Blutzuckerkontrolle. 

Die Wirkungen auf den Nüchternblutzucker und den Serum-Insulinspiegel waren ebenfalls bemerkenswert, wenn auch mit größeren Schwankungen verbunden als beim HbA1c-Wert. Der Gesamteffekt für den Nüchternblutzucker war zwar gering, jedoch statistisch signifikant. Für den Serum-Insulinspiegel ergab die Meta-Analyse einen mäßigen, ebenfalls statistisch signifikanten Effekt, was auf eine potenzielle Rolle von Pro- und Synbiotika bei der Regulation von Insulin hinweist. Die Analyse von Untergruppen zeigte, dass Synbiotika bei der Verbesserung des Insulinspiegels besonders wirksam waren, mit einem mäßigen, aber statistisch signifikanten Effekt. Dies deutet darauf hin, dass Synbiotika bei der Regulierung des Insulinspiegels zusätzliche Vorteile bieten könnten. Die Analysen von Untergruppen zeigten weiter, dass die Wirksamkeit z. B. je nach Art der verwendeten Probiotika-Stämme variierte. 

Dabei zeigten bestimmte Stämme von Laktobazillen (Milchsäurebakterien), darunter vor allem L. acidophilus und L. casei, sowie die Bifidobakterien (B. lactis) ausgeprägte Wirkungen. Multispezies-Stämme wirkten sich signifikant auf den HbA1c-Wert, ein Marker für die langfristige Blutzucker-Kontrolle, aus, waren jedoch beim Nüchternblutzucker weniger wirksam. Dagegen zeigten Monospezies-Stämme eine konsistentere Wirkung auf verschiedene Ergebnisse, was auf ihre breitere Anwendbarkeit im Diabetes-Management hinweist.

Die Autoren ziehen das Fazit: Die Ergebnisse zeigten, dass sich mit Pro- und Synbiotika beim Diabetes wichtige Merkmale wie HbA1c, Nüchternblutzucker und Serum-Insulinspiegel signifikant verbessern lassen. Damit bestätigt sich ihr Potenzial als mögliche Ergänzung der Diabetes-Therapie. Die Wirksamkeit könnte von verschiedenen Faktoren, z. B. von der Art der verwendeten Bakterienstämme, beeinflusst werden. Die ausgewerteten Studien waren zum Teil recht heterogen, das gilt z. B. für die verwendeten Stämme und Unterschiede im Studiendesign (Zahl derTeilnehmer, Dauer und Ort der Studien etc.). Daher sollten die Beziehungen zwischen Diabetes und Pro- und Synbiotika mit den zugrundeliegenden Mechanismen künftig weiter untersucht werden, um das Verständnis ihrer Rolle in der Diabetes-Therapie zu vertiefen.

Quelle
Irene Baroni et al., Probiotics and synbiotics for glycemic control in diabetes: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. In: Clinical Nutrition, online 20.3.2024, doi: 10.1016/j.clnu.2024.03.006.

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