Probiotika können zum Schutz vor Adipositas beitragen

Probiotika enthalten gesunde, lebende Darmbakterien, die das Darmmilieu deutlich verbessern können. Sie spielen vermutlich auch bei der Fettleibigkeit eine wichtige, regulierende Rolle. Das gilt vor allem für die Laktobazillen und Bifidobakterien.

Die Fettleibigkeit (Adipositas) ist eine weit verbreitete Stoffwechselstörung, gekennzeichnet durch die übermäßige Ansammlung des (weißen) Fettgewebes infolge erhöhter Nahrungsaufnahmen. Ein Body Mass Index (BMI) ab 25 gilt als Übergewicht, ab einem BMI von 30 geht man von einem starken Übergewicht bzw. Fettleibigkeit aus. Sie beeinträchtigt die Gesundheit, und das Risiko für ernährungsabhängige Folgekrankheiten steigt. Die Zahl der fettleibigen Menschen hat sich zwischen 1980 und 2016 fast verdreifacht, was die Adipositas zu einer globalen Epidemie macht. Weltweit ist in allen Altersgruppen ein zunehmender Trend zur Fettleibigkeit festzustellen. 2016 waren nach Schätzungen 1,9 Milliarden Erwachsene übergewichtig, von denen etwa 650 Millionen von Fettleibigkeit betroffen waren. Insgesamt waren 2016 in der Welt rund 13 % der Erwachsenen (11 % Männer, 15 % Frauen) adipös, Tendenz weiter steigend. 

Die Masse des Fettgewebes wird durch eine Zunahme der Größe und Anzahl von Adipozyten (Zellen des Fettgewebes) bestimmt, die sich aus verschiedenen Zellarten zusammensetzen (Prä-Adipozyten, reife Adipozyten, Fibroblasten, Makrophagen). Dies hat bei Fettleibigkeit eine entscheidende Bedeutung, da Entzündungen das Adipositas-Risiko deutlich erhöhen. Es kommt zu einer komplexen Veränderung im Fettgewebe, bei der zahlreiche Entzündungs-Marker und proentzündliche Zytokine (Botenstoffe) die Entzündungen im Fettgewebe fördern. Probiotika, die gesunde und lebendige Darmbakterien enthalten, können die Therapie von Übergewicht und Fettleibigkeit sowie der damit verbundenen Krankheiten vorteilhaft ergänzen. Sie haben das Potenzial, den Zustand des Darms zu verbessern, indem sie die Immunreaktionen modulieren. Die Zusammenhänge zwischen Adipositas und Entzündungen und die Wirkung von Probiotika auf die Immun-Signalwege bei der Fettleibigkeit sind bisher nicht vollständig geklärt. Eine Gruppe von asiatischen Forschern stellte die aktuellen Kenntnisse zu diesen Beziehungen vor.

Probiotika fördern die gesunde Darm-Mikrobiota, hemmen das Wachstum von Krankheitserregern, verhindern das Eindringen schädlicher Bakterien in die Darmschleimhaut und verbessern deren Barrierefunktion. Sie fördern auch die Bildung antimikrobieller Chemikalien und verändern die Immunregulation, z. B. durch präventive Moleküle. Dabei sind die Anzahl der gesunden Darmbakterien, ihre verschiedenen Arten und die gesamte Zusammensetzung des Mikrobioms die wichtigsten Faktoren, die bei der Fettleibigkeit zu berücksichtigen sind. Zu den häufigsten Bakterienarten in Probiotika gehören die Milchsäurebakterien (Laktobazillen), die durch die Beeinflussung des Immunsystems und Verbesserung der Darmfunktionen gesundheitliche Vorteile haben. Sie können möglicherweise dazu beitragen, das Körpergewicht zu reduzieren. Probiotika-Ergänzungen regten das Potenzial zur Bekämpfung von Fettleibigkeit an, indem sie die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota positiv veränderten, den Energiestoffwechsel und die Nährstoffaufnahme sowie die Aufrechterhaltung der Immunität unterstützten. Laktobazillen werden häufig bei der Herstellung von fermentierten Lebensmitteln (z. B. Joghurt, Sauerkraut) verwendet und können als Probiotika ergänzt werden. 

Sie wurden früher oft einzeln eingesetzt, heute sind Mischungen von Laktobazillen und Bifidobakterien üblich. Sie wirken direkt auf die Darmflora ein und beeinflussen andere Organe durch Immunmodulation und die Bildung von regulatorischen oder bioaktiven Molekülen. Probiotika mit Laktobazillen können die Funktion der Darmbarriere verbessern und dadurch Darminfektionen und -entzündungen verhindern. Adipositas ist mit einer chronischen Aktivierung von Entzündungswegen im Fettgewebe verbunden. Chronische, niedriggradige Entzündungen (systemisch oder metabolisch) sind ein wichtiges initiales Ereignis bei der Entwicklung der durch Fettleibigkeit verursachten Komplikationen. Vor allem die Insulinresistenz wurde mit der chronischen Entzündung des Fettgewebes in Verbindung gebracht. 

An diesen Entzündungsreaktionen sind z. B. Lipopolysaccharide (LPS) beteiligt (Verbindung von Zucker- und Lipideinheiten). Nimmt die Zahl der nützlichen Bakterien im Darm ab, steigt allgemein die Zahl der schädlichen Bakterien, die im Darm LPS bilden können, an. Eine so gestörte Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota führt zu erhöhten LPS-Konzentrationen im Blut oder in der Leber und provoziert Leberentzündungen wie die NAFLD (nicht-alkoholische Fettleber). Durch verbesserte Barrierefunktionen können Laktobazillen die Freisetzung von LPS aus den Darm-Epithelzellen und die Bildung entzündungsfördernder Zytokine im Fettgewebe verringern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nachweise aus experimentellen Untersuchungen und Humanstudien darauf hindeuten, dass mit der Fettleibigkeit ein Anstieg sowohl von lokalen als auch systemischen Entzündungen verbunden ist. Die Ergänzung von Probiotika kann über verschiedene Mechanismen zum Schutz vor Fettleibigkeit beitragen. Primär hängt dies vermutlich mit Veränderungen in der Gemeinschaft der Darmbakterien zusammen. Probiotika scheinen für die Zusammensetzung und Funktion der Darm-Mikrobiota eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung von Fettleibigkeit zu spielen. Die Ergänzung gesunder Darmbakterien, z. B. von Laktobazillen und Bifidobakterien, kann die Darm-Mikrobiota positiv beeinflussen. In der weiteren Forschung sollte geklärt werden, wie verschiedene Bakterienarten zu einer geringeren Fettleibigkeit beitragen. Probiotika könnten ein wirksamer und gezielter Ansatz zur Bekämpfung von Fettleibigkeit sein, sie könnten auch die damit verbundenen Begleiterkrankungen (z. B. Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes, NAFLD) positiv beeinflussen.

Quelle
A. K. M. Humayun Kober et al., Insights into the Anti-Adipogenic and Anti-Inflammatory Potentialities of Probiotics against Obesity In: Nutrients, online 30.4.2024, doi: 10.3390/nu16091373.

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