Probiotika bei entzündlichen Darmkrankheiten

Zu den chronisch entzündlichen Darmkrankheiten gehören vor allem der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa. Sie sind mit schubweise auftretenden Entzündungen im Darm verbunden. Probiotika könnten dazu beitragen, die Symptome und Entzündungen zu verringern.

Bei chronisch entzündlichen Darmkrankheiten entstehen schubweise Entzündungen im Darm. Zu den typischen Symptomen gehören vor allem Bauchschmerzen, Verstopfungen und Diarrhö. Beim Morbus Crohn ist die gesamte Darmwand, bei der Colitis ulcerosa sind allein der Dickdarm und die oberen Schichten der Darmwand betroffen. Für beide Krankheiten ist bisher nicht eindeutig geklärt, wie sie entstehen. Beim Morbus Crohn geht man heute von einer komplexen Erkrankung der Darmbarriere aus, bei der die antimikrobielle Abwehr verringert ist. In der Folge könnte z. B. das Mikrobiom im Darm, die Gemeinschaft der Darmbakterien, verändert und gestört werden. Durch vermehrt eindringende schädliche Bakterien könnten dann die lokalen Entzündungen entstehen und die Immunreaktionen beeinträchtigt werden. Aber auch bestimmte, schädliche Mikroorganismen könnten im Darm-Mikrobiom zur Entstehung der Krankheit beitragen. Bei der Colitis ulcerosa könnten z. B. autoimmune Prozesse, Infektionen sowie die Ernährung und Störungen der Darmflora eine Rolle spielen. 

Zu den Zielen der Therapie gehört es jeweils, die Entzündungen und Beschwerden zu verringern und dabei auch mögliche Verluste an Flüssigkeit und Nährstoffen, einschließlich von wichtigen Mikronährstoffen (z. B. Kalzium, Vitamin D), auszugleichen. Auch die Gabe von Probiotika, gesunden Darmbakterien, könnte bei chronisch entzündlichen Darmkrankheiten eine Rolle spielen. Die Forschung zu Probiotika bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist komplex. Es gibt verschiedene Bakterienstämme mit jeweils mehreren Arten, von denen längst nicht alle umfassend untersucht sind. Die meisten Studien wurden bisher mit Bifidobakterien und Lactobazillen (Milchsäurebakterien) durchgeführt, doch es gibt eine ganze Reihe anderer Bakterien, die ebenfalls zur Darmgesundheit beitragen könnten. 

Zur Folge der oft sehr unterschiedlich angelegten Studien gehört, dass bei entzündlichen Darmkrankheiten oftmals keine einheitlichen Ergebnisse erreicht werden konnten. Eine Gruppe chinesischer Forscher prüfte in einer Meta-Analyse die Wirksamkeit von Probiotika-Ergänzungen bei Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten. Nach einer umfassenden Recherche konnten sie sieben relevante (randomisiert, kontrollierte) Studien auswerten, an denen insgesamt 795 Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten beteiligt waren.

Um die Wirksamkeit der Probiotika auf die entzündlichen Darmkrankheiten zu bewerten, wählten die Forscher wichtige Endpunkte aus. Einbezogen waren der Entzündungs-Marker C-reaktives Protein (CRP), die Anzahl der fäkalen Bifido- und Lactobacillus-Bakterien sowie die Krankheitsaktivität bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Für drei dieser Kriterien zeigte sich nach der Auswertung ein statistisch signifikanter Unterschied in der Wirksamkeit. Das galt für CRP sowie für die Anzahl der fäkalen Bifido- und Milchsäure-Bakterien. Für die anderen beiden Indikatoren, den Krankheitsaktivitäten bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede, dabei konnte jedoch das Chancen-Verhältnis (Odds Ratio) eine positive Korrelation widerspiegeln.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Einnahme von Probiotika kann sich positiv auf die entzündlichen Darmkrankheiten auswirken. Sie kann dazu beitragen, Symptome ebenso wie Entzündungs-Marker im Blutserum zu verringern und die Darmflora von Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu verbessern. Künftig sollten weitere Forschungen durchgeführt werden, um die therapeutischen Wirkungen von Probiotika bei entzündlichen Darmkrankheiten zu untersuchen.

Quelle
Mengque Xu et al., Efficacy of probiotic supplementation and impact on fecal microbiota in patients with inflammatory bowel disease: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. In: Nutrition Reviews, online 29.3.2024, doi: 10.1093/nutrit/nuae022.

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