Mikronährstoffe bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD)

COPD-Patienten sind häufiger zu gering mit wichtigen Mikronährstoffen versorgt. Ergänzungen von Mikronährstoffen könnten dazu beitragen, ihren Zustand zu stabilisieren und die Atemfunktionen zu verbessern.

Die COPD ist durch anhaltenden Beschwerden der Atemwege und eine zunehmend eingeschränkte Lungenventilation gekennzeichnet, die durch Anomalien in den Atemwegen und/oder in den Lungenbläschen (Alveolen) verursacht wird. Zu den typischen Symptomen gehören Husten, Auswurf, Atemnot (Dyspnoe) und Engegefühle in der Brust sowie verminderte Immunfunktionen. Der wichtigste Risikofaktor ist das Rauchen, wodurch Entzündungsreaktionen in den Atemwegen ausgelöst werden. Erhöhte Risiken bestehen auch bei Luftverschmutzung und einigen anderen Faktoren (Berufskontakte mit Schadstoffen, chronisch rezidivierende Atemwegsinfekte, genetische Disposition). Zu den üblichen Therapien der COPD gehören vor allem Medikamente, gegebenenfalls eine Beratung zur Rauchentwöhnung, die Lungen-Rehabilitation sowie ergänzende Maßnahmen, zu denen auch die Ernährung und Nahrungsergänzungen gehören. 

Die gesunde, ausgewogene Ernährung spielt bei Atemwegserkrankungen eine wesentliche Rolle. Da ein Mangel an Mikronährstoffen bei COPD-Patienten relativ häufig vorkommt, könnten sich Nahrungsergänzungen positiv auf die Gesundheit auswirken. Es wurde z. B. gezeigt, dass die Aufnahmen von Kalzium, Kalium, Folat sowie den Vitaminen A und B1 bei über 75 % der COPD-Patienten unter der empfohlenen Tagesdosis lagen. Gute Zufuhren an den Vitaminen A, C, D, E, B12 sowie an Carotinoiden und Magnesium hatten eine schützende Wirkung, indem sie die Lungenfunktionen verbesserten. COPD-Patienten mit verminderten Immunfunktionen sind für bakterielle und virale Infektionen stärker anfällig, die zu verschlechterten COPD-Symptomen führen. 

Viele Mikronährstoffe spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der Immunfunktionen. Einige Studien zeigten bereits, dass die Vitamine C und D bei COPD-Patienten zu Verbesserungen führten, doch noch fehlt es an einer umfassenden Analyse von komplexen Mikronährstoffen. Eine Gruppe chinesischer Forscher stellte die Kenntnisse zur Beziehung von COPD und Mikronährstoffen vor und führte eine Meta-Analyse durch, um die Wirkungen auf die Lungenfunktion, T-Zellen-Immunität und andere Faktoren zu bewerten. Dabei wurde ein umfassendes Spektrum von Mikronährstoffen einbezogen, darunter die Vitamine D, C, E und Magnesium allein sowie Multi-Mikronährstoffe.

Nach einer Recherche in den einschlägigen Datenbanken konnten 43 (randomisierte, kontrollierte) Studien in die Meta-Analyse einbezogen werden. Positive Wirkungen zeigten sich in verbesserten Lungenfunktionen und damit verbundenen Indikatoren für die Schwere der COPD-Erkrankung, z. B. bei den T-Lymphozyten. Dagegen hatte die alleinige Ergänzung der Vitamine C und E keine signifikanten positiven Effekte. Eine Verbesserung bei Patienten, die Magnesium erhielten, spiegelt sich möglicherweise in einem verringerten Entzündungs-Niveau wider, während andere Mineralien allein bei COPD bisher nur selten geprüft wurden. 

Die Meta-Analyse zeigte weiter, dass mit Vitamin D allein bei COPD-Patienten gewisse Verbesserungen in der Lungenfunktion und Immunität erreicht werden. Dabei verringerte sich die Zahl akuter Verschlechterungen, und die T-Zell-Werte verbesserten sich. Die Forscher sind der Ansicht, dass Vitamin D im Rahmen der allgemeinen Behandlung von COPD-Patienten verabreicht werden kann. Vitamin D lindert u. a. Entzündungen der Atemwege und kann die Lungenfunktionen verbessern. Die Vitamine C und E gehören zu den wichtigsten Antioxidantien. Der oxidative Stress ist der wichtigste Mechanismus bei der COPD-Entstehung. 

Er belastet die Lunge durch äußerlich und innerliche Prozesse, zum einen durch Rauchen und/oder Luftverschmutzung, zum anderen durch aktivierte Entzündungs-Zellen, besonders durch Neutrophile (Leukozyten-Untergruppe). Die Stärkung der Antioxidantien im Körper könnte als wirksame Strategie zur Therapie der COPD beitragen. Frühere Studien, z. B. mit Vitamin C, hatten dazu einige Wirkungen gezeigt. In der aktuellen Meta-Analyse wurden hier jedoch keine signifikante Verbesserung beobachtet, da es nur wenige Studien zu den Interventionen mit Vitamin C gab. Effektiver war die Kombination antioxidativer Vitamine und anderer Mikronährstoffe. Bestandteile in Multi-Mikronährstoffen, wie die Vitamine A, C, D und E sowie die Mineralien Zink, Selen, Eisen und Magnesium und andere Substanzen, spielen eine wichtige Rolle beim verringerten Risiko für chronische Lungenerkrankungen und virale Infektionen. 

Sie können einen stabileren Zustand unterstützen, dabei können die Mikronährstoffe sich zum Teil auch durch die gegenseitige Absorption ergänzen, z. B. die Vitamine C und E bei antioxidativen Wirkungen. Multi-Mikronährstoffe können das Ernährungs-Niveau der COPD-Patienten verbessern, das u. a. signifikant mit der Lungenfunktion und der Lebensqualität korreliert ist. Sie beeinflussen auch die Körperzusammensetzung und senken die Entzündungs-Werte. Die Auswertungen zeigten, dass sich die Wirkungen komplexer Mikronährstoffe hauptsächlich auf verbesserte Lungenfunktionen konzentrieren. Der Zusatz von Vitamin D könnte dabei eine wichtige Rolle spielen. Multi-Mikronährstoffe haben weiter gewisse Effekte auf die Senkung der Entzündungs-Werte. Daher könnte die Zufuhr komplexer Mikronährstoffe dazu beitragen, den Krankheits-Status und die Lungenfunktionen bei COPD-Patienten zu verbessern.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse zeigten, dass Nahrungsergänzungen mit Mikronährstoffen wichtige Wirkungen für COPD-Patienten haben. Gaben von Vitamin D allein und Multi-Mikronährstoffe führten zu signifikant verbesserten Lungenfunktionen und einen besseren Erkrankungs-Zustand. Aufgrund der geringen Zahl von Artikeln über die alleinige Ergänzung der Vitamine C und E bei COPD-Patienten zeigten sich hier jedoch keine signifikanten Wirkungen. Da die einbezogenen Studien zum Teil außerdem recht heterogen waren, sollten die Beziehungen zwischen COPD und Mikronährstoffen weiter erforscht werden. Die aktuellen Ergebnisse legen bereits jetzt nahe, dass angemessene Ergänzungen mit Mikronährstoffen vorteilhaft für die Stabilisierung des Zustands und die Wiederherstellung der Atmungsfunktionen von COPD-Patienten sein können.

Quelle
Mingxin Li et al., Improvement of Lung Function by Micronutrient Supplementation in Patients with COPD: A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Nutrients, online 01.04.2024, doi: 10.3390/nu16071028.

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