Ernährung und weibliche Fertilität nach einer Krebskrankheit

Nach einer Krebstherapie steigt bei den Patientinnen das Risiko für die Unfruchtbarkeit an. Eine gute Ernährung, einschließlich der guten Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, kann dazu beitragen, die Chancen für die Fruchtbarkeit zu verbessern.

Die weibliche Fruchtbarkeit kann durch Krebskrankheiten und ihre Therapie deutlich verringert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen im gebärfähigen Alter nach einer Krebskrankheit schwanger werden, ist um fast 40 % verringert. Krebstherapien mit Operationen, Chemo- und Strahlentherapie schwächen das neuroendokrine System, die Eierstock-Funktionen und andere für die Fortpflanzung wichtige Prozesse, doch bisher gibt es dazu wenig Untersuchungen. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse zur Beziehung von Krebskrankheiten und der verringerten Fruchtbarkeit von Frauen vor. Ein Kind zu bekommen kann für viele Krebspatientinnen ein wichtiges Ziel sein, auch in Verbindung mit der Bewältigung der Krebskrankheit. 

Mehrere Faktoren können den Erfolg einer Fruchtbarkeits-Therapie bei krebskranken Frauen beeinflussen, dazu gehören z. B. das Alter und die Art der Krebstherapie. Positiv auf die Fruchtbarkeit kann sich ein gesunder Lebensstil auswirken, dazu gehören die körperliche Aktivität, geringer Stress und nicht zuletzt eine gute Ernährung. Obst und Gemüse sind wichtige Quellen für viele Mikronährstoffe und Antioxidantien. Sie können die Fruchtbarkeit verbessern, indem sie die embryonale Entwicklung fördern. Die Forscher werteten den Einfluss verschiedener Lebensmittel auf die Fruchtbarkeit aus. Das galt für rotes und prozessiertes Fleisch, ungesättigte Fette, Fisch und Meeresfrüchte (Omega-3-Fettsäuren), Vollkornprodukte, Soja, Hülsenfrüchte, Milchprodukte sowie Zucker und Kaffee.

Wir stellen hier die Kenntnisse zu Obst und Gemüse näher vor. Sie enthalten viele Vitamine, Mineralien und andere Mikronährstoffe, die Krebskrankheiten beeinflussen können. Viele Früchte und (nicht stärkehaltige) Gemüse, z. B. Äpfel, Karotten, Brokkoli und viele Kohlsorten (Kreuzblütler), enthalten sekundäre Pflanzenstoffe wie Glucosinolate und Carotinoide, dazu Ballaststoffe, Vitamin C und Folsäure. Sie haben zum Teil antioxidative Eigenschaften, können zur Vorbeugung vor Krebs und zum Verlauf der Krankheit beitragen. Darüber hinaus verringern Carotinoide das Zellwachstum und stimulieren den programmierten Zelltod. Folat erhält die zelluläre DNA aufrecht, indem es Onkogene ausschaltet, während Glucosinolate Entzündungen und davon abhängige Zellschäden reduzieren können. 

Solche Beziehungen wurden in mehreren Studien nachgewiesen. Eine Metaanalyse von 95 Bevölkerungs-Studien, in der ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Obst, Gemüse sowie Herz-Kreislauf- und Krebskrankheiten untersucht wurde, ergab z. B. ein signifikant verringertes Krebsrisiko (um ≤15 %) bei einer Aufnahme von 550 bis 600 g pro Tag (5 bis 6 Portionen) an Obst und Gemüse. Doch viele Untersuchungen zeigen, dass Krebsüberlebende oft mehr als die empfohlene Tagesdosis an Zucker und Fett, weniger Portionen von Obst und Gemüse zu sich nehmen und seltener die Empfehlungen für körperliche Aktivitäten erreichen als die Allgemeinbevölkerung. Folglich sind in Bezug auf die Fruchtbarkeit Programme wichtig, die sich auf die gesunde Ernährung und körperliche Aktivitäten konzentrieren, die auf die besonderen Bedürfnisse von jüngeren Krebspatientinnen zugeschnitten sind. Generell sollten Frauen, die eine Schwangerschaft planen, darin bestärkt werden, die täglich empfohlenen Mengen an Mikronährstoffen aus der Nahrung aufzunehmen und bei Bedarf Mikronährstoffe zu ergänzen. 

Die gute Versorgung ist während der Schwangerschaft sehr wichtig, um unerwünschten Erkrankungen wie Präeklampsie, Frühgeburt, Neuralrohrdefekt, geringes Geburtsgewicht und angeborenen Anomalien vorzubeugen. So wird z. B. Folat in ausreichender Menge für die Qualität, Reifung, Befruchtung und Einnistung der Eizellen benötigt. Eine gute Folsäure-Ergänzung verbessert den Folat-Spiegel und senkt Homocystein (im Übermaß schädliche Aminosäure) in der Follikel-Flüssigkeit. In mehreren Fruchtbarkeits-Studien wurde festgestellt, dass eine Folsäure-Ergänzung vorteilhaft ist.

Krebspatientinnen, die schwanger werden wollen, sollten möglichst früh an einer Fruchtbarkeits-Beratung teilnehmen, die auch in der Nachsorge weitergeführt werden kann. Sie können dadurch für sich bessere Entscheidungen in den Optionen zur Erhaltung der Fruchtbarkeit finden und ihre Lebensqualität verbessern. Dabei sollte die gesunde Ernährung zur Unterstützung der Fruchtbarkeit einbezogen werden. Krebspatientinnen fällt es oftmals jedoch schwer, die Empfehlungen zur gesunden Ernährung einzuhalten. Bis zu 94 % der jungen Krebspatientinnen erreichen nicht die (nationalen) Empfehlungen für die Aufnahme mehrerer Nährstoffe. Sie ernähren sich zu oft ungesund mit zu viel Fett und zu wenig Obst und Gemüse. Generell gilt, dass eine gesunde Ernährung mit Vollkornprodukten, Soja, Obst, Gemüse, Meeresfrüchten und ungesättigten Fettsäuren sowohl die weibliche Fruchtbarkeit als auch die Prognosen nach einer Krebskrankheit verbessern kann. 

Dabei gibt es meist mehrere Barrieren. Eine Studie mit Brustkrebs-Patientinnen identifizierte mögliche Hindernisse auf individueller, sozialer und organisatorischer Ebene für eine gesunde Ernährung und einen gesunden Lebensstil. Dazu gehören individuelle Probleme, z. B. mit Zeit- oder Motivations-Mangel, und Barrieren auf sozialer Ebene, z. B. durch mangelnde Unterstützung. Krebspatientinnen mit solchen Problemen berichteten über einen geringeren Verzehr von Obst und Gemüse als diejenigen, die hier keine Barriere wahrnahmen.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Unfruchtbarkeit ist für viele Krebspatientinnen eine große Herausforderung für die Lebensqualität. Obwohl sich die Methoden zur Erhaltung der Fruchtbarkeit und zur Therapie in letzter Zeit verbesserten, ist die Unfruchtbarkeit bei Krebspatientinnen nach wie vor hoch. Gesunde Ernährungsweisen können die Fruchtbarkeit unterstützen. In mehreren Studien wurde festgestellt, dass ein hoher Verzehr von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, mageren Fleisch, Soja und Meeresfrüchten bei gleichzeitiger Begrenzung des Verzehrs von rotem und verarbeitetem Fleisch sowie zuckergesüßten Getränken sowohl die Fruchtbarkeit als auch die Prognosen nach Krebs verbesserten. Ernährungs-Interventionen, einschließlich der guten Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, sind eine vielversprechende Strategie, um die Lebensqualität und die Chancen für eine Schwangerschaft nach einer Krebskrankheit zu verbessern.

Quelle

Cynthia Klobodu et al., Examining the Role of Nutrition in Cancer Survivorship and Female Fertility: A Narrative Review. In: CDN Current Developments in Nutrition, online 11.3.2024, doi: 10.1016/j.cdnut.2024.102134.

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