Lykopin schützt möglicherweise bei Leberkrankheiten

Lykopin gehört zu den Carotinoiden und ist vor allem in Tomaten reichlich vorhanden. Mit seinen starken antientzündlichen und antioxidativen Wirkungen könnte es zur Prävention von Leberkrankheiten beitragen und möglicherweise auch auf den Verlauf dieser Krankheiten positiv einwirken.

Lebererkrankungen nehmen weltweit zu und sind oft mit anderen Krankheiten verbunden. Das gilt besonders für die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD), sie ist die häufigste Ursache für eine chronische Leberfunktionsstörung. In den westlichen Ländern sind bis zu 25 % der Erwachsenen von dieser Form der Fettleber betroffen, die Vorkommen steigen z. B. bei starkem Übergewicht (Adipositas) und Diabetes Typ 2 auf bis zu 75 % an. Auch bei Kindern und Jugendlichen nimmt die Erkrankung zu. Die NAFLD ist durch die Ansammlung von Fett in mehr als 5 % der Hepatozyten (Leberzellen) charakterisiert, ohne dass ein signifikanter Alkohol- oder Drogenkonsum sowie eine andere Leberkrankheit vorliegen. 

Chronische Entzündungen, der oxidative Stress und Störungen in den Funktionen der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) sind wichtige Faktoren für die Entstehung und das Fortschreiten der NAFLD. Bisher gibt es keine spezifischen Medikamente oder Therapien für die Therapie, empfohlen wird vor allem ein verbesserter Lebensstil, das gilt ganz besonders für eine gesunde Ernährung. Sie kann dazu beitragen, die Fettleber zu modulieren und Leberschäden entgegenzuwirken, wodurch sich schwerere Entwicklungen zur NASH (Fettleber-Hepatitis) verhindern lassen. Die NAFLD wird vor allem durch eine schlechte, ungesunde Ernährung verursacht. Eine gesündere, pflanzenreiche Ernährung kann zur Prävention beitragen und Krankheiten lindern. So wirkte sich z. B. die Einhaltung der Mittelmeerdiät auf die Prävention und auf die Therapie der NAFLD positiv aus. 

Das wird vor allem auf die enthaltene Vielzahl an spezifischen Antioxidantien zurückgeführt, die den oxidativen Stress und Entzündungen verringern können und damit auch Leberschäden entgegenwirken. Einige Studien berichteten über positive Wirkungen von Antioxidantien aus Obst und Gemüse auf die Biomarker von Leberschäden, sowohl bei Tieren als auch bei Menschen. Zu ihnen gehört Lykopin, das zur Familie der Carotinoide gehört. Es kommt reichlich in rotem Gemüse und Obst vor und ist für deren charakteristische Farbe verantwortlich. Die Hauptquellen für Lykopin sind Tomaten und Produkte auf Tomatenbasis (Soßen, Konzentrate), die eine größere Menge an bioverfügbarem Lykopin enthalten als frische Produkte. Es ist weiter z. B. in Kirschen, Granatäpfeln, Papaya, rosa Grapefruits, Paprika, Karotten und Wassermelonen enthalten. Die Eigenschaften von Lykopin werden von vielen Faktoren beeinflusst, dazu gehören z. B. die Bioverfügbarkeit, der Stoffwechsel oder Wechselwirkungen mit anderen Carotinoiden. Bekannt ist, dass Hitzeeinwirkungen, z. B. durch das Kochen, die Bioverfügbarkeit von Lykopin erhöhen. 

Da Lykopin fettlöslich ist, wird seine Bioverfügbarkeit auch durch den Verzehr mit Fett in der Nahrung (z. B. Öle) gesteigert. In Europa nimmt man im Durchschnitt zwischen 5 und 7 mg Lykopin täglich auf, mehr als 80 % der täglichen Zufuhr stammt dabei aus Tomatenprodukten. Mehrere Studien zeigten die gesundheitlichen Vorteile von Lykopin mit antientzündlichen und antioxidativen Wirkungen. Es ist z. B. ein viel stärkeres Antioxidans als Alpha-Tocopherol oder Beta-Carotin und fördert die antioxidativen Enzyme Superoxiddismutase und Katalase. Frühere Studien brachten eine hohe Aufnahme von Lykopin mit einem geringen Taillenumfang sowie einer niedrigeren subkutanen und viszeralen Fettmasse (in der Unterhaut und der Bauchhöhle) in Verbindung, was darauf hindeutet, dass Lykopin die Physiologie der Fettzellen beeinflusst. Noch aber fehlt es an klinischen Studien, um die potenziellen Vorteile von Lykopin bei der Prävention und Therapie der NAFLD zu prüfen.

Eine Gruppe italienischer Forscher untersuchte nun in einer Bevölkerungsstudie die schützenden Wirkungen von Lykopin aus gekochten und frischen Tomaten in Bezug auf die Beeinflussung des Risikos von Leberkrankheiten (nichtalkoholische und alkoholische Fettleber sowie Fettleber aus anderen Gründen) in Süditalien. Einbezogen waren 969 Teilnehmer an der NutriHep-Studie (Nutrition Hepatology, 2005-2006), die nach einigen Jahren auch an einer Nachbeobachtung (2014-2016) teilnahmen. Alle gaben in einer Befragung ausführliche Auskünfte über ihre Ernährung. Die Teilnehmer waren entweder gesund oder litten an einer Lebererkrankung. 

Je nach Art dieser Erkrankungen wurden sie in zwei Gruppen (Gruppe 1 NAFLD, Gruppe 2 alkoholische Fettleber und Fettleber aus anderen Gründen) eingeteilt. Bei allen wurden die Konzentrationen von Lykopin aus der Ernährung untersucht, wobei zwischen dem Konsum von frischen und gekochten Tomaten unterschieden wurde. Obwohl die Lykopin-Konzentration in gekochten Tomaten höher ist, verzehrten die Teilnehmer mehr frische Tomaten und nahmen darüber mehr Lykopin auf. Insgesamt lagen ihre durchschnittlichen täglichen Lykopin-Aufnahmen im Bereich der üblichen Aufnahmen von 5 bis 7 mg. Geprüft wurde, wie sich diese Aufnahmen auf die Leberkrankheiten auswirkten. 

Gute Aufnahmen von Lykopin konnten das NAFLD-Risiko positiv beeinflussen. Die Ergebnisse weisen auf eine (statistisch signifikante) Wirkung des Lykopin-Konsums hin und zeigten eine mögliche, schützende Rolle gegen Lebererkrankungen. Die beste Konzentration lag bei der Aufnahme von 9,50 mg bis 10 mg Lykopin täglich, sie konnte das Fettleber-Risiko am wirksamsten verringern. Diese Menge ist zwar höher als die durchschnittliche Lykopin-Aufnahme der Teilnehmer, sie ist jedoch mit an Lykopin reichhaltigen Lebensmitteln zu erreichen, z. B. mit etwa vier mittelgroßen frischen Tomaten oder 50 g Tomatensauce.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Lykopin mit seinen starken entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften als Schutzfaktor gegen die Entwicklung und das Fortschreiten von Fettleber-Krankheiten und Leberschäden dienen kann. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien untersucht werden, um den Weg für personalisierte Ernährungs-Strategien bei der Behandlung von Fettleber-Krankheiten zu ebnen. Die Aufnahme von Lykopin aus pflanzlichen Lebensmitteln oder als Nahrungsergänzung zur Ernährung könnte für Menschen mit einem erhöhten Krankheitsrisiko für Fettleber-Krankheiten eine praktikable Strategie werden.

Quelle
Rossella Donghia et al., Protective Role of Lycopene in Subjects with Liver Disease: NUTRIHEP Study. In: Nutrients, online 17.2.2024, doi: 10.3390/nu16040562.

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