Eine gute Versorgung mit Vitamin D kann die Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, die zu den chronisch entzündlichen Darmkrankheiten gehören, verbessern, wie eine neue Studie zeigt.
Vitamin D (Calciferol) umfasst eine Gruppe fettlöslicher Vitamine, die wichtigsten sind Ergocalciferol (D2) und Cholecalciferol (D3). Vitamin D ist ein Prohormon und Vorstufe für das Hormon Calcitriol (biologisch aktive Form von D3), das vor allem für die Kalzium-Homöostase wichtig ist. Vitamin D ist für seine Beteiligung am Knochenstoffwechsel bekannt, hat jedoch noch viele andere Funktionen im Stoffwechsel. Es wirkt auf fast alle Zellsysteme und Organe im Körper ein, das gilt besonders für das Immunsystem. Anders als andere Vitamine wird Vitamin D aus der Nahrung nur zu einem geringen Teil (10 bis 20 %) aufgenommen, gute Quellen sind z. B. Lachs, Hering, Makrele sowie Milchprodukte und Eier. Hauptsächlich wird Vitamin D im Körper über die Sonneneinwirkung auf die Haut selbst gebildet.
Die gute Versorgung wird daher von vielen Faktoren beeinflusst, z. B. von Regionen, Jahres- und Tageszeiten, Wetter, Kleidung und dem Aufenthalt im Freien. In den nördlichen Ländern reicht die körpereigene Bildung von Vitamin D im Herbst und Winter über die Sonneneinwirkung auf die Haut nicht aus, es kommt daher häufiger zu Defiziten. Eine zu geringe Versorgung oder gar Mängel an Vitamin D sind aufgrund seiner komplexen Wirkungen im Körper mit vielen Krankheiten verbunden. Defizite an Vitamin D spielen auch bei der Entstehung der chronisch entzündlichen Darmkrankheiten eine zentrale Rolle, zu denen der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa gehören. Sie sind durch chronische Entzündungen in verschiedenen Abschnitten im Magen-Darm-Trakt gekennzeichnet, die zu Diarrhö, Bauchschmerzen und anderen Beschwerden führen und sich auf den gesamten Magen-Darm-Trakt auswirken können.
Typisch sind meist wechselnde aktive Phasen der Krankheiten und Zeiten der Remission. Ziel der Therapie ist es, die Entzündungen im Darm mit ihren Symptomen zu lindern und möglichst lange, beschwerdefreie Zeiten mit einer normalen Lebensqualität zu ermöglichen. Als Medikamente stehen z. B. Steroide zur Verfügung, die langfristig jedoch oft höhere Nebenwirkungen haben. Um dies zu vermeiden und bei schwereren Verläufen sind meist intensivierte Therapien mit Immunsuppressiva oder Biologika (z. B. anti-TNT-alpha-Antikörper) notwendig. Vermutlich kann auch Vitamin D die Verläufe bei chronischen Darmkrankheiten beeinflussen. Niedrige Spiegel von Vitamin D werden mit aktiven Entzündungen, dem Schweregrad der Krankheit, einer schlechteren Lebensqualität und ungünstigen klinischen Ergebnissen in Verbindung gebracht.
Eine gute Versorgung mit Vitamin D könnte dagegen den Verlauf von chronischen Darmkrankheiten positiv beeinflussen. Es gibt bereits einige Hinweise, dass eine Vorbehandlung mit Vitamin D die Wirkungen von Biologika verbessern könnte. Eine Gruppe deutscher Forscher prüfte nun in einer Studie, wie sich die Vitamin D-Spiegel (im Serum) auf eine Biologika-Therapie bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmkrankheiten auswirken.
In der Studie wurde die ambulante Behandlung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmkrankheiten, die mit Biologika behandelt wurden, in Bezug auf ihren Vitamin-D-Spiegel überwacht. Beteiligt waren 162 erwachsene Patienten (91 mit Morbus Crohn, 71 mit Colitis ulcerosa), deren Krankenakten sowie Blut- und Stuhlproben ausgewertet werden konnten. Sie wurden ein Jahr lang mit verschiedenen Biologika behandelt, 10,5 % der Patienten hatten bisher keine solche Therapie erhalten, insgesamt sprachen 72,8 % der Patienten auf diese Therapie an. Zu Beginn der Studie wiesen 50,6 % der Patienten einen Mangel an Vitamin D auf, bei 40,7 % wurde Vitamin D ergänzt.
Im Lauf der einjährigen Studienzeit waren höhere Vitamin-D-Werte bei den Patienten mit einem positiven Ansprechen auf die Behandlung verbunden. Dies hing mit der Lokalisation der Darmkrankheiten zusammen und wirkte sich auch positiv bei der erstmaligen Therapie von Biologika aus. Patienten, die auf die Behandlung ansprachen, hatten zum Studienbeginn noch einige weitere Merkmale, signifikant höhere Werte bei Hämoglobin, Eisen und Transferrin-Sättigung (Eisenstoffwechsel-Wert) und signifikant niedrigere Werte bei Entzündungsmarkern (Blutsenkung, hochsensivitives CRP, Calprotectin).
Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse zeigen eine schützende Rolle von Vitamin D bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmkrankheiten, die mit Biologika behandelt wurden. Dabei war nicht der anfängliche Status von Vitamin D, sondern ein dauerhaft ausreichender Vitamin-D-Spiegel für das bessere Ansprechen auf die Behandlung entscheidend. Die Forscher halten die regelmäßige Kontrolle von Vitamin D und eine langfristige Ergänzung von Vitamin D bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmkrankheiten, die niedrige Vitamin-D-Spiegel haben, für sinnvoll.
Quelle
O. Schütte et al., Influence of vitamin D on effectiveness of biologic therapy in patients with inflammatory bowel disease (Kongress-Kurzvortrag), In: Zeitschrift für Gastroenterologie, online 28.8.2023, doi: 10.1055/s-0043-1771742.