Probiotika unterstützen kognitive Leistungen bei Älteren

Im höheren Alter ist das Nachlassen der kognitiven Funktionen oftmals ein großes Problem, das sich negativ auf die Lebensqualität auswirkt. Probiotika könnten positiv auf die kognitiven Fähigkeiten im Alter einwirken. Doch bisher sind die Zusammenhänge zwischen probiotischen Nahrungsergänzungen und kognitiven Funktionen eher wenig bekannt.

Die kognitiven Funktionen des Gehirns erfordern komplexe Prozesse, einschließlich der Aufnahme, Verarbeitung, Speicherung und Übermittlung von Informationen. Dazu gehören Aspekte wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache sowie exekutive (kognitive Kontrolle) und logische Funktionen. Kognitive Beeinträchtigungen hängen u. a. vom Alter ab, sie nehmen im höheren Alter zu und wirken sich negativ auf viele alltägliche Anforderungen aus. In den letzten Jahren verstärkte sich die Forschung zur sogenannten Darm-Hirn-Achse, die Beziehungen zwischen dem Darm und Gehirn in beide Richtungen untersucht. Mehrere Studien zeigten, dass der Darm und das zentrale Nervensystem über die Darm-Mikrobiota miteinander interagieren. 

Diese Beziehungen haben eine Schlüsselrolle bei der Beeinflussung von Gehirn-Schaltkreisen und neurophysiologischen Funktionen wie Arbeit, Sozialisation und exekutive Funktionen. Das Mikrobiom dehnt seinen Einfluss auf das Gehirn über eine Vielzahl von Wegen aus, die den Darm mit dem zentralen Nervensystem verbinden. Probiotika, die gesunden Darmbakterien, wirken sich nachweislich auf das Gehirn und besonders auf die kognitiven Funktionen aus. Sie sind vor allem in Milchprodukten wie Joghurt, Buttermilch und Kefir sowie im Sauerkraut enthalten. Probiotika als Nahrungsergänzungen können größere Mengen an gesunden lebenden Mikroorganismen liefern, das gilt z. B. für die Milchsäurebakterien Lactobacillus acidophilus und.casei sowie Bifidobacterium bifidum.

In Studien über die Einflüsse von Probiotika auf die kognitiven Funktionen gibt es bisher nicht immer einheitliche Ergebnisse, das liegt zum Teil an verschiedenen Studiengruppen, z. B. Patienten mit Alzheimer oder anderen Beeinträchtigungen sowie Gesunden, zum Teil auch an unterschiedlichen Gaben von Probiotika und ihren Dosierungen. Bisher wurden keine multidimensionalen Analysen der Schlüsselfaktoren durchgeführt, in denen Probiotika bei der Behandlung kognitiver Beeinträchtigungen eine Rolle spielen. 

Eine Gruppe chinesischer Forscher führte daher eine Meta-Analyse von (randomisierten, kontrollierten) Studien durch, um zu bewerten, wie probiotische Nahrungsergänzungen die kognitiven Funktionen verbessern. Nach einer systematischen Recherche konnten sie zehn Studien mit 715 Teilnehmern ab 50 Jahren (mit Probiotika-Gaben bzw. Placebo) in einer Meta-Analyse auswerten. Insgesamt zeigten sich durch die Einnahme von Probiotika signifikante Verbesserungen in den kognitiven Funktionen im Vergleich zu den Placebos. In sieben Studien verbesserten sich die kognitiven Funktionen durch Probiotika signifikant. In den übrigen drei Studien zeigten sich jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Da die Studien recht heterogen waren, analysierten die Forscher außerdem Untergruppen nach Art der Population, Vielfalt der Probiotika, Dauer der Ergänzungen und Dosierung. 

In Studien, die Teilnehmer mit Alzheimer und anderen kognitiven Beeinträchtigungen einbezogen hatten, wurden signifikante Wirkungen von Probiotika auf die Kognition festgestellt. Bei Auswertungen nach Art der Probiotika zeigte ein einzelner Bakterien-Stamm bessere Wirkungen als kombinierte Probiotika. Möglicherweise sind mehrere Bakterien-Stämme in Bezug auf die kognitiven Funktionen weniger wirksam. Das könnte daran liegen, dass die Darm-Mikroben über Metaboliten mit dem Gehirn kommunizieren. Werden sie von mehreren Probiotika-Stämmen produziert, könnten sie sich in ihrer Wirksamkeit möglicherweise gegenseitig stören. In Bezug auf die Dauer von Probiotika-Aufnahmen wurde festgestellt, dass Einnahmen ab einem Zeitraum von 12 Wochen die Kognition signifikant verbesserten. 

Die Analyse der Dosierungen zeigte, dass höhere Probiotika-Dosen (>1 × 109 KbE/g) signifikant verbesserte Wirkungen auf die Kognition hatten. Je höher die Dosis, desto mehr Metaboliten können gebildet werden und desto stärker ist offenbar die Wirkung auf die kognitiven Funktionen.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse zeigten insgesamt, dass probiotische Nahrungsergänzungen eine stark signifikante Wirkung auf die Förderung der kognitiven Funktion bei Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen (aufgrund von Alzheimer und anderen Störungen) haben. Unterschiede in den Wirkungen können mit den verschiedenen Krankheiten bzw. Beeinträchtigungen zusammenhängen. 

Die Beziehungen zwischen der Aufnahme von Probiotika und den kognitiven Funktionen sollten weiter erforscht werden. Das betrifft u. a. die Art der Bakterien-Stämme sowie die Dosierungen und Dauer der Anwendungen.

Quelle
Nanyang Liu et al., Probiotic supplements are effective in people with cognitive impairment: a meta-analysis of randomized controlled trials. In: Nutrition Reviews, Nr. 9, September 2023, S. 1091-1104, doi: 10.1093/nutrit/nuac113.

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