Vitamin D bei Herz-Kreislauf-Krankheiten

Eine Reihe der Eigenschaften von Vitamin D könnten sich positiv auf Herz-Kreislauf-Krankheiten auswirken. Nach wie vor sind dazu die Ergebnisse aus Studien jedoch nicht einheitlich. In einer großen Studie aus Australien zeigten sich jetzt bei älteren Menschen einige Vorteile von Vitamin D bei den kardiovaskulären Krankheiten.

Die Herz-Kreislauf-Krankheiten, z. B. koronare Herzkrankheit (Verengung der Herzkranzgefäße) und Schlaganfälle, gehören nach wie vor weltweit zu den häufigsten Ursachen für Krankheits- und Todesfälle. Das Risiko nimmt mit dem Alter zu, dabei sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Von Vitamin D sind aus vielen Studien Wirkungen bekannt, die darauf hinweisen, dass es die kardiovaskulären Erkrankungen beeinflussen könnte. Bevor Vitamin D im Körper wirksam werden kann, muss es zu Calcidiol (hydroxiliertes Vitamin D3) umgewandelt werden, dazu bindet sich Vitamin D an Rezeptoren (intrazelluläre Proteine), die diesen Prozess synthetisieren. 

Im zweiten Schritt wird Vitamin D in seine biologisch aktive Form Calcitriol (doppelt hydroxiliertes Vitamin D3) überführt. Es hat entzündungshemmende Wirkungen, reguliert die Konzentration von Kalzium in den Zellen sowie den Flüssigkeits- und Elektrolyt-Haushalt (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System) und hemmt die Proliferation (Wachstum und Teilung) der glatten Muskelzellen in den arteriellen Gefäßwänden. Daher könnte Vitamin D günstig auf die Atherosklerose wirken, die für die meisten Herz-Kreislauf-Krankheiten mit verantwortlich ist. In Beobachtungsstudien zeigte sich bisher durchweg ein positiver Einfluss von guten Vitamin-D-Konzentrationen auf kardiovaskuläre Krankheiten. In (randomisierten, kontrollierten) Studien ließ sich dies bisher jedoch noch nicht schlüssig bestätigen. 

Dazu wird jedoch eingeräumt, dass hier die meisten Studien nicht ausreichend leistungsfähig waren, um diese Frage zu untersuchen. Daher wird weiter über die Beziehungen von Vitamin D und kardiovaskulären Krankheiten geforscht. Eine Gruppe australischer Forscher stellte jetzt eine umfassende (randomisierte, kontrollierte) Studie bei älteren Menschen vor. Sie nutzten die „D-Health-Trial", eine Langzeitstudie, in der Vitamin D fünf Jahre lang in Bezug auf die Prävention von Krebs und den häufig damit verbundenen Sterbefällen untersucht wurde. Erste Analysen hatten gezeigt, dass Vitamin D die Sterblichkeit nicht beeinflusst hatte. Dabei wurden die Wirkungen auf die Häufigkeit schwerer kardiovaskulärer Ereignisse jedoch nicht geprüft. Das holten die Forscher nun in einer neuen Auswertung der Studienergebnisse nach.

An der „D-Health-Studie" hatten in Australien ab 2014 rund 21.000 ältere Menschen von 60 bis zu 84 Jahren aus der allgemeinen Bevölkerung teilgenommen. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die eine erhielt fünf Jahre lang einmal pro Monat hoch dosiertes Vitamin D3 (60.000 I. E., entspricht 2.000 I.E. pro Tag bzw. 50 mcg), die andere nahm zur Kontrolle ein Placebo. Knapp 17.000 Teilnehmer blieben bis zum Ende der Studie dabei. Bei jeweils rund 800 Teilnehmern wurden jährlich auch die Werte von Vitamin D bestimmt. Die Versorgung war insgesamt recht gut und für Australien repräsentativ, nur 13 % der Teilnehmer hatten eher geringe Vitamin-D-Werte. Untersucht wurde das Auftreten von schweren kardiovaskulären Ereignissen, besonders von Herzinfarkt, Schlaganfall und koronarer Revaskularisation (chronischer Koronarverschluss). 

In der gesamten Studienzeit traten bei 1.336 Teilnehmern solche Ereignisse auf, der Anteil war mit 637 Fällen in der Vitamin D-Gruppe etwas geringer (HR 0,91), jedoch nicht signifikant im Vergleich zur Placebo-Gruppe (699 Fälle). Das galt für die Herzinfarkte und den Koronarverschluss, Unterschiede bei Schlaganfällen wurden nicht beobachtet, allerdings waren deren Vorkommen recht gering. Einzeln betrachtet konnte mit Vitamin D das Risiko für Herzinfarkte jedoch signifikant verringert werden (HR 0,81). Stärkere Effekte von Vitamin D wurden bei Teilnehmern beobachtet, die zu Beginn der Studie bereits Arzneimittel für Herz-Kreislauf-Krankheiten einnahmen (Statine etc., HR 0.83) oder besser mit Vitamin D versorgt waren. Hinweise auf Wechselwirkungen mit dem Alter, Geschlecht oder dem Body-Mass-Index zeigten sich nicht.

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse der „D-Health-Studie" deuten darauf hin, dass Ergänzungen von Vitamin D die Vorkommen von schweren kardiovaskulären Ereignissen, vor allem von Herzinfarkten und koronarer Revaskularisation, bei älteren Menschen verringern könnten. Dieser schützende Effekt könnte bei Personen, die kardiovaskuläre Medikamente einnahmen, stärker ausgeprägt sein. Die Beziehungen zwischen Vitamin D und Herz-Kreislauf-Krankheiten sollten weiter, auch in Untergruppen oder z. B. auch in sonnenärmeren Regionen (nördliche Länder) geprüft werden. Bis dahin muss die Klärung, ob Ergänzungen von Vitamin D das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten beeinflussen, weiterhin offenbleiben. Die Forscher empfehlen jedoch, dass Menschen ab dem Alter von 60 Jahren und bei entsprechenden Vorerkrankungen oder Risiken mit ihren Therapeuten über die Ergänzung von Vitamin D sprechen sollten.

Quelle
Bridie Thompson et al., Vitamin D supplementation and major cardiovascular events: D-Health randomised controlled trial. In: The British Medical Journal, online 28.06.2023, doi: 10.1136/bmj-2023-075230.

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