Probiotika beim polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS)

PCOS ist eine Folge von beeinträchtigten Funktionen der Eierstöcke. Dazu können z. B. Störungen im Hormonhaushalt und Übergewicht beitragen. Die ersten Symptome entwickeln sich meist schon in der Pubertät. Probiotika könnten dazu beitragen, solchen Entwicklungen vorzubeugen und zu verringern.

Das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) ist eine komplexe Funktionsstörung der Eierstöcke. Zu den typischen Symptomen gehören u. a. Unregelmäßigkeiten in der Menstruation (Oligo- und Amenorrhoe) und erhöhte Androgenspiegel (männliche Hormone). PCOS tritt bei Frauen im gebärfähigen Alter auf, meist im Alter von 20 bis zu 30 Jahren. Man schätzt, dass rund 4 bis 15 % der Frauen davon betroffen sind. Für die Therapie stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, sie werden z. B. abhängig davon, ob ein Kinderwunsch vorhanden oder nicht vorhanden ist, eingesetzt. Auch wenn von PCOS meist bei erwachsenen Frauen die Rede ist, so entwickelt sich die Krankheit meist sehr viel früher. Sie kann bereits in frühen Entwicklungsstadien entstehen und schon im Jugendalter, etwa im Alter von 12 bis zu 18 Jahren, erste Merkmale, z. B. mit Zyklusstörungen, zeigen. 

Die Diagnose ist dann jedoch komplizierter, weil bei den jugendlichen Mädchen Störungen der Menstruation etc. häufiger auftreten, die von PCOS abgegrenzt werden müssen. Die Ursachen der Krankheit sind komplex und bisher nicht vollständig geklärt. Eine Rolle spielen umweltbedingte Faktoren, endokrine Störungen und genetische Veranlagungen. PCOS ist häufiger auch mit dem Übergewicht verbunden, vor allem die Adipositas (starkes Übergewicht ab BMI 30) kann die Krankheit verstärken und zu einem schwereren Verlauf führen. Übergewichtige Frauen haben häufig auch eine Insulinresistenz, die wiederum Störungen im Stoffwechsel erhöht und sich auch auf die Fruchtbarkeit auswirken kann. Beides sind wichtige Faktoren, die häufig mit PCOS verbunden sind. 

Weiter wurden Beziehungen zur Darm-Mikrobiota und der Dysbiose (gestörte Darmbarriere) in Bezug auf die Entstehung und das Fortschreiten von PCOS nachgewiesen. Möglicherweise könnten Probiotika und Synbiotika (Kombination von Prä- und Probiotika) die Prävention und Therapie von PCOS unterstützen. Eine Gruppe von italienischen Forschern stellte dazu in einem Review die aktuellen Kenntnisse vor.

Die Beziehungen zwischen PCOS und Veränderungen in der Darm-Mikrobiota wurden in den letzten Jahren in mehreren Studien untersucht. Dabei wurde nachgewiesen, dass sich bei den betroffenen Frauen eine geringere Vielfalt in der Bakteriengemeinschaft des Darms im Vergleich zu gesunden Frauen zeigt. Das betraf vor allem geringere Vorkommen der nützlichen Laktobazillen und Bifidobakterien. Dies wurde sowohl mit der erhöhten Konzentration von Androgenen als auch mit dem Anstieg der Entzündungswerte verbunden. Es gibt weiter Hinweise, dass es bei PCOS häufiger zur Dysbiose kommt. Dabei wird die schützende Funktion der Darmschleimhaut gestört, sie wird durchlässiger und schädliche Stoffe gelangen leichter in den Blutkreislauf. 

Probiotika, gesunde Darmbakterien, können dazu beitragen, das gestörte Milieu im Darm zu verbessern. Sie sind in fermentierten Lebensmitteln enthalten und stehen höher konzentriert als Nahrungsergänzung zur Verfügung. In Studien konnten Gaben von Probiotika, vor allem mit Laktobazillen und Bifidobakterien, die Stoffwechsel-Profile von PCOS-Patientinnen verbessern. Das gilt auch für Synbiotika, in denen Probiotika mit Präbiotika verbunden sind, einbezogen sind meist die Fructo-Oligosaccharide, die gesunden Bakterien als Nahrung dienen. Studien deuten darauf hin, dass Ergänzungen mit Probiotika und Synbiotika bei PCOS die beeinträchtigten Hormonprofile, systemischen Entzündungen und Störungen des Fettstoffwechsels verbessern können. 

Einige Studien zeigten auch Einflüsse auf das Gewicht, den BMI und Insulin, einschließlich einer möglichen Rolle beim Schutz der Fruchtbarkeit, doch hier gibt es noch nicht genügend Nachweise. Die Forscher weisen auch auf mögliche präventive Wirkungen von Probiotika in Bezug auf PCOS hin. Bei jungen Mädchen könnte eine frühzeitige Überwachung des Mikrobioms, gegebenenfalls mit Gaben von Probiotika, nützlich sein. Sie tragen möglicherweise zur Prävention von PCOS bei und könnten auch die Darm-Dysbiose als eine der Ursachen von PCOS verhindern.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die PCOS ist häufig mit Fettleibigkeit verbunden, was die Krankheit erheblich verstärken kann. Bei PCOS-Patientinnen wurde häufiger auch eine beeinträchtigte Mikrobiota im Darm und Dysbiose beobachtet. Gaben von Probiotika und Synbiotika sind, wie Studien zeigten, bei PCOS wirksam und können dazu beitragen, die Darm-Mikrobiota sowie Hormonprofile, Entzündungen und Störungen im Fettstoffwechsel zu verbessern. Die Beziehungen zwischen PCOS und Probiotika sollten künftig weiter erforscht werden.

Quelle
Valeria Calcaterra et al, Probiotics and Polycystic Overy Syndrome: A Perspective for Management in Adolescents with Obesity. In Nutrients, online 14.07.2023, doi: 10.3390/nu15143144.

Als registrierter/angemeldeter Benutzer erhalten Sie zusätzlich Empfehlungen und Informationen unserer Redaktion.