Nierensteine bleiben oft unbemerkt, können jedoch erhebliche Schmerzen verursachen. Zur Vorbeugung gehört neben guten Trinkmengen auch eine gesunde Ernährung samt der Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen. Das betrifft auch Selen, das zum Schutz vor Nierensteinen beitragen könnte.
Nierensteine kommen recht häufig vor, sie entstehen aus gelösten Substanzen im Urin, die sich in den Nieren oder im Nierenbecken kristallisieren und zu kleineren (wenige Millimeter) bis größeren Steinen werden. In Deutschland sind rund ein bis zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung, vor allem Männer, davon betroffen. Die Ursachen für die Entstehung von Nierensteinen sind bisher nicht restlos geklärt. Eine Rolle spielen genetische ebenso wie umweltbedingte Faktoren, das Geschlecht, Fettleibigkeit und der Lebensstil, besonders das Trinkverhalten mit der Aufnahme von zu wenig Flüssigkeit. Viele Nierensteine verursachen keine erkennbaren Beschwerden.
Kleinere Steine werden meist mit dem Urin ausgeschieden, größere Steine können jedoch heftige Beschwerden verursachen. Treten Nierensteine in die Harnleiter ein, können sie, abhängig von ihrer Größe, zu schmerzhaften Koliken führen. Zur Therapie größerer Nierensteine stehen verschiedene Methoden der Entfernung zur Verfügung. Bekannt ist allerdings, dass die Rate der Rückfälle recht hoch ist. Wer einmal Nierensteine hatte, muss davon ausgehen, dass sich erneut Steine bilden können. Zur Vorbeugung gehören die gute Versorgung mit Flüssigkeit und eine gesunde Ernährung, das gilt speziell für die Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen. In früheren Studien wurde die Beziehung zwischen Nierensteinen und der Aufnahme von Koffein, den Vitaminen C, A, B6 sowie von Zink und Kupfer untersucht.
Auch die Beziehungen zu Kalzium, Kalium, Natrium, Albumin (Plasmaprotein) und Magnesium wurden geprüft. Zu den Mineralien, die Nierensteine beeinflussen könnten, gehört aber auch das Spurenelement Selen. Es ist ein Cofaktor für verschiedene Enzyme und hat viele Funktionen, z. B. bei der Regulierung des Stoffwechsels der Schilddrüsenhormone und der Antioxidatien. Einige Studien deuteten bereits eine mögliche Beziehung zwischen Selen und Nierensteinen an. Eine Gruppe chinesischer Forscher untersuchte nun in einer Studie den Zusammenhang zwischen Selen und den Vorkommen von Nierensteinen bei Erwachsenen.
Ausgewertet wurden Daten aus der großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey, 2011 bis 2016). Die Teilnehmer gaben in einer Befragung zu ihrer Gesundheit an, ob sie in der Vergangenheit an Nierensteinen gelitten hatten. Bei allen wurden die Selenspiegel im Serum gemessen, damit waren die Aufnahmen von Selen aus der Nahrung und aus Nahrungsergänzungen einbezogen. Nach der Auswertung zeigte sich eine Korrelation zwischen den Selenwerten und dem Risiko für Nierensteine. Die Gruppe mit den niedrigsten Selenspiegeln hatte ein höheres Risiko für Nierensteine als die anderen Gruppen, die besser mit Selen versorgt waren.
Das Risiko, jemals Nierensteine zu haben, war für die Gruppe mit den höchsten Selenspiegeln am deutlichsten verringert (OR 0,54). Bei der Analyse von Untergruppen blieb diese Beziehung bei den Frauen und in der Altersgruppe der 40-59-Jährigen weiter signifikant. Es zeigte sich außerdem eine (nichtlineare) Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen den Selenspiegeln und der Vorgeschichte von Nierenstein-Erkrankungen. Noch ist der Mechanismus, mit dem Selen auf Nierensteine einwirken könnte, nicht ganz klar. Dabei können die antioxidativen Wirkungen von Selen eine Rolle spielen, sie könnten dazu beitragen, oxidativ bedingte Nierenschäden zu verringern.
Die Forscher ziehen das Fazit: In dieser Studie wurde erstmals die Beziehung zwischen den Selenspiegeln und der Tendenz zu Nierensteinen untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass es einen Zusammenhang zwischen der Versorgung mit Selen in der allgemeinen Bevölkerung und dem Risiko, an Nierensteinen zu leiden, gibt. Eine gute Versorgung mit Selen könnte eine schützende Wirkung haben und zur Vorbeugung vor Nierensteinen beitragen. Die Beziehung zwischen Selen und Nierensteinen sollte künftig weiter erforscht werden.
Quelle
Anni Wang et al., Relationship between Serum Selenium Level and Self-Reported History of Kidney Stone. In: Nutrients, online 30.05.2023, doi: 10.3390/nu15112549.