Viele Frauen in den Wechseljahren leiden unter anhaltenden Schlafproblemen. Dabei spielen vermutlich auch oxidative Prozesse eine Rolle. Vitamin E könnte mit seinen antioxidativen Wirkungen dazu beitragen, Schlafprobleme bei Frauen in der Menopause zu verringern, wie eine neue Studie zeigt.
Chronische Schlafstörungen gehören mit zu den häufigsten Beschwerden in den „Wechseljahren" von Frauen. Schlafprobleme können schon zu Beginn häufiger auftreten, z. B. mit nächtlichen Schweißausbrüchen, die den Schlaf beeinträchtigen. Das kann sich mit der Zeit verstärken und in eine chronische Form von Schlafstörungen übergehen. Dazu gehören Probleme beim Einschlafen, beim Durchschlafen oder auch das zu frühe Erwachen. In der Folge kann sich die Leistungsfähigkeit am Tage verringern, es können verstärkt Müdigkeit und Stimmungsschwankungen etc. auftreten.
Die Beschwerden können sich oftmals noch verschlimmern, wenn sie nicht diagnostiziert und behandelt werden. Schlafstörungen im höheren Alter können außerdem mit anderen gesundheitlichen Problemen verbunden sein, die ab dem mittleren Alter häufiger auftreten. Generell kann die Schlaflosigkeit die Entstehung anderer chronischer Krankheiten beeinflussen, dazu gehören z. B. Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes, kognitive Beeinträchtigungen und neurodegenerative Krankheiten.
Bei einem chronischen Schlafmangel kann auch der oxidative Stress eine Rolle spielen, das wurde bereits in vielen Studien untersucht. Die komplexe Beziehung wirkt in beide Richtungen: Während oxidativer Stress durch die Unterbrechung der Schlaf-Wach-Zyklen Schlafstörungen verursachen kann, erhöht eine schlechte Schlafqualität auch den oxidativen Stress und senkt die Antioxidantien. Das zentrale Nervensystem, das einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Lipiden hat, ist ein Ziel für Sauerstoffradikale, die im Übermaß schädlich wirken können. Entsprechend könnten antioxidative Mikronährstoffe, wie z. B. Vitamin E, das in Pflanzenölen enthalten ist und oft auch als Nahrungsergänzung eingenommen wird, dazu beitragen, den oxidativen Stress und damit den chronischen Schlafmangel zu verringern. Die wichtigste Form von Vitamin E ist Alpha-Tocopherol.
Studien zeigten, dass es dazu beiträgt, einige Beschwerden der Menopause zu verringern, z. B. Hitzewallungen, die durch den Östrogenmangel verursacht werden. In einigen Studien zeigte sich auch Wirkungen von Vitamin E bei chronischen Schlafstörungen. Die Einnahme konnte z. B. normale Blutspiegel von Glutathionperoxidase (Enzyme), die vor oxidativem Stress schützen, signifikant wiederherstellen und Malondialdehyd (Marker für oxidativen Stress) unterdrücken, was bei einem gestörten Schlaf wichtig sein kann. Dies führte thailändische Forscher zur Annahme, dass ein verringerter oxidativer Stress ein Mechanismus sein könnte, durch den Vitamin E die Schlafqualität verbessert. Sie führten dazu erstmals eine (randomisierte, kontrollierte) Studie durch, um das Potenzial von Vitamin E bei chronischer Schlaflosigkeit von Frauen in der Menopause zu prüfen.
Bisher werden in solchen Fällen z. B. die Hormontherapie oder beruhigende Mittel eingesetzt, wie z. B. Baldrian oder Schlafmittel, die auch unerwünschte Wirkungen haben können. Häufiger eingenommene Benzodiazepine können z. B. zu erhöhter Schläfrigkeit, Sedierung oder Schwindel führen, die bei Frauen in der Menopause z. B. das Sturzrisiko oder Reaktionen auf Störungen vermindern könnten. Ließe sich ihr Verbrauch durch Vitamin E verringern, würde sich dies auf die Gesundheit der Frauen positiv auswirken.
Die Studie wurde Ende 2021 bis Mai 2022 in Bangkok durchgeführt, daran waren 160 Frauen in der Menopause beteiligt, die unter chronischen Schlafstörungen litten. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt täglich für einen Monat lang 400 Einheiten gemischtes Tocopherol, während die andere Gruppe zur Kontrolle ein Placebo erhielt. Die Schlafqualität der Frauen wurde mit einem speziellen Index (Pittsburgh Sleep Quality Index) bewertet. Darin wird neben Schlafbeschwerden auch abgefragt, ob und welche Schlafmedikamente eingenommen werden und ob durch die Schlafprobleme der Tagesablauf gestört wurde. Bei den Untersuchungen zu Beginn der Studie hatten die Teilnehmerinnen in der Vitamin-E-Gruppe etwas mehr Schlafprobleme im Vergleich zur Kontrollgruppe gehabt.
Nach einem Monat der Einnahme von Vitamin E waren ihre Beschwerden im Vergleich zur Placebo-Gruppe signifikant niedriger, was auf eine deutlich verbesserte Schlafqualität hinweist. Mit der Einnahme von Vitamin E sank auch signifikant der Anteil der Frauen, die beruhigende Mittel zum Schlafen einnahmen. Dieser Rückgang fiel in der Placebogruppe geringer aus. Die positiven Wirkungen auf die Schlafqualität und geringere Medikamenten-Einnahmen lassen sich vermutlich darauf zurückführen, dass Vitamin E die Stress-Situation verringert oder dessen Chronizität auflöst, da es die Biomarker für oxidativen Stress verbessert.
Die Forscher ziehen das Fazit: Erstmals wurden Gaben von Vitamin E bei Frauen in der Menopause mit Schlafstörungen untersucht, die zu den häufigsten Beschwerden in diesen Jahren gehören. Für Schlafstörungen gibt es eine Reihe von medikamentösen und nicht medikamentösen Behandlungs-Strategien. Dazu kann auch die Ergänzung von Vitamin E gehören. Es hat das Potenzial für eine alternative Behandlung chronischer Schlafprobleme, da es die Schlafqualität verbessern und die Einnahme beruhigender Mittel senken kann. Die Beziehungen von chronischen Schlafstörungen und dem oxidativen Stress sowie die Wirkungen von Antioxidantien, speziell von Vitamin E, sollten künftig, z. B. auch über längere Zeit, weiter untersucht werden.
Quelle
Wirun Thongchumnum et al., Effect of Vitamin E Supplementation on Chronic Insomnia Disorder in Postmenopausal Women: A Prospective, Double-Blinded Randomized Controlled Trial. In: Nutrients, online 27.2.2023, doi: 10.3390/nu15051187.