Stärkende Mikronährstoffe fürs Immunsystem

Das Immunsystem wird von vielen Faktoren beeinflusst, dazu gehören auch der Lebensstil und die Ernährung. Eine Reihe von Mikronährstoffen spielt dabei eine wichtige Rolle, da sie die Funktionen des angeborenen und erworbenen Immunsystems unterstützen können.

Das Immunsystem ist ein komplexes System, das den Körper vor schädlichen Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten etc. und damit verbundenen Krankheiten schützen soll. Es besteht u. a. aus den Barrieren der Haut und Schleimhäute, aus spezialisierten Immunzellen, dem humoralen Immunsystem (Antikörper etc.) sowie einigen Organen, z. B. Thymus und Milz, in denen Abwehrzellen reifen bzw. gespeichert werden, und nicht zuletzt ist auch der Darm am Immunsystem beteiligt. Einige Funktionen des Immunsystems sind angeboren, andere werden im Lauf des Lebens durch Kontakte mit Erregern erworben, um geeignete Abwehrstoffe zu bilden. Das Immunsystem wird durch viele genetische und Umweltfaktoren reguliert und beeinflusst. Nicht immer reichen seine Fähigkeiten aus, um die Abwehrfunktionen optimal zu erfüllen. Schwächen im Immunsystem können z. B. durch zu viel Stress, Krankheiten, Allergien, höheres Alter sowie durch eine unausgewogene Ernährung entstehen. Bei der Stärkung der Immunfunktionen und der Vorbeugung von Immundefekten hat die gesunde, vollwertige Ernährung eine Schlüsselfunktion. 

Das gilt ein Leben lang vom Säuglings- und Kindesalter bis ins hohe Alter hinein. Dabei spielt die angemessene Versorgung mit Mikronährstoffen, die für das Immunsystem wichtig sind, eine besondere Rolle. Sie können das Immunsystem unterstützen und damit die Abwehr von Krankheiten stärken. Dazu gehören z. B. Vitamin D, pflanzliche Flavonole, Quercetin und Carotinoide, die Omega-3-Fettsäuren und Spurenelemente wie Zink und Selen. Sie haben zum Teil ähnliche, zum Teil spezifische Eigenschaften und wirken alle mit daran, die Immunfunktionen zu verbessern. Eine Gruppe von kanadischen Forschern stellte in einer Übersicht die aktuellen Kenntnisse zum Immunsystem, zur Immunmodulation und zu Mikronährstoffen vor, die bei Bedarf das Immunsystem stärken können.

Defizite oder gar Mängel an wichtigen Mikronährstoffen, die zu Problemen im Immunsystem führen, werden in den Industrieländern hauptsächlich auf stärkere Ernährungseinschränkungen durch kulturelle, religiöse oder persönliche Gewohnheiten zurückgeführt. Dabei werden bestimmte Lebensmittel favorisiert, andere dagegen gemieden. Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung kann solche Mängel vermeiden. Bei Bedarf können Ergänzungen von Mikronährstoffen erforderlich sein, um die Immunität zu verbessern. Die Einnahme sollte möglichst auf Empfehlungen von Therapeuten erfolgen, um eine sinnvolle Auswahl von immunstärkenden Mikronährstoffen zu treffen sowie Überdosierungen oder Interaktionen mit anderen Stoffen zu vermeiden. Eines der wichtigsten immunstärkenden Vitamine ist Vitamin D, dessen Rolle bei der Regulierung des Kalzium- und Phosphor-Stoffwechsels sowie der Knochengesundheit seit langem bekannt ist. In den letzten Jahrzehnten wurde immer deutlicher, dass sich die Funktionen von Vitamin D auch auf das Immunsystem erstrecken. 

Vitamin D gilt unter den Immuntherapeutika als einzigartig, weil es sowohl frühe immunologische Aktivierungen als auch angeborene Abwehrmechanismen unterstützt. Es trägt außerdem dazu bei, das Gleichgewicht im Immunsystem nach Reaktionen des Immunsystems wiederherzustellen. Vitamin D wird im Körper hauptsächlich durch die Einwirkung des Sonnenlichts auf die Haut gebildet. In den nördlichen Regionen ist die Versorgung in den kalten Jahreszeiten entsprechend geringer. Vitamin D wird zu einem geringen Teil auch aus der Ernährung (Lachs, Makrele, Sardinen, Lebertran etc.) sowie aus mit Vitamin D angereicherten Lebensmitteln aufgenommen. Der Vitamin-D-Status hängt u. a. von der körpereigenen Vitamin-D-Bildung ab, die von genetischen Bedingungen, dem Breitengrad des Wohnorts, der Jahreszeit, Sonneneinwirkung (inkl. Verwendung von Sonnenschutzmitteln), der Hautpigmentierung, dem Alter, Lebensstil sowie Ernährungsgewohnheiten beeinflusst wird. Ein Mangel an Vitamin D führt zu unzureichenden Reaktionen des Immunsystems, wodurch sich das Risiko für Infektionen etc. erhöhen kann. Dann sind möglicherweise höhere Aufnahmen von Vitamin D nötig.

Auch eine Reihe pflanzlicher Substanzen können die Immunfunktionen unterstützen. Das gilt z. B. für die Flavonole (Flavonoid-Untergruppe) Kaempferol und Quercetin. Sie sind reichlich in vielen Obst- und Gemüsesorten enthalten, z. B. in Zwiebeln, Grünkohl, Salat, Tomaten, Äpfeln, Trauben und Beeren, einigen Teesorten und Wein. Dabei sind Zwiebeln die wichtigste Quelle für Quercetin, während grünes Blattgemüse wie Spinat, Grünkohl, Dill, Schnittlauch und Estragon die reichhaltigsten Quellen für Kaempferol sind. Sie haben entzündungshemmende Wirkungen und können sowohl die angeborenen als auch die im Lauf des Lebens erworbenen Immunreaktionen beeinflussen. Für Quercetin gibt es außerdem (experimentelle) Nachweise für antiallergische Eigenschaften, die mit der Modulation des Immunsystems verbunden sind. 

Quercetin könnte die Produktion und Freisetzung von Histamin und anderen allergischen und entzündlichen Substanzen hemmen. Es könnte daher möglicherweise z. B. bei Asthma, Sinusitis und rheumatoider Arthritis unterstützen. Auch von Curcumin (Kurkuma-Extrakt) und Resveratrol (Polyphenol in Weintrauben, Himbeeren, Erdnüssen, Knöterich etc.) sind antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften bekannt. Sie tragen zum Schutz vor dem oxidativen Stress bei, das könnte eine Rolle bei der Prävention entzündlicher Krankheiten spielen. So konnten z. B. Ergänzungen von Resveratrol und Curcumin dazu beitragen, eine akute Dünndarmentzündung zu hemmen, indem sie die Immunreaktionen beeinflussten und die Aufrechterhaltung der Darmbarriere-Funktion förderten. Es gibt für Curcumin und Resveratrol außerdem Hinweise auf krebshemmende Eigenschaften.

Die Forscher ziehen das Fazit: Es besteht ein wachsender Bedarf an innovativen und alternativen Möglichkeiten für die Therapie von Infektionen, Krebs- und Autoimmun-Krankheiten, Entzündungen und Allergien. Eine Reihe von Mikronährstoffen haben immunologische Wirkungen und könnten daher eine Alternative zu herkömmlichen Medikamenten sein. Sie haben das Potenzial, die Art und Weise zu verändern, wie Krankheiten durch die Beeinflussung des Immunsystems behandelt oder gar verhindert werden könnten. Die Wirkungen dieser Mikronährstoffe auf das Immunsystem sollten künftig weiter erforscht werden.

Quelle
Sophie Tieu et al, Immunoceuticals: Harnessing Their Immunomodulatory Potential to Promote Health and Wellness. In: Nutrients, online 30.9.2022, doi: 10.3390/nu14194075.

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