Mängel an Mikronährstoffen, vor allem an Zink, werden bei entzündlichen Darmkrankheiten, beim Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa, häufiger entdeckt. Bei einer guten Versorgung mit Zink kann der Verlauf dieser Krankheiten beeinflusst, die Erholung gefördert und Rückfällen besser vorgebeugt werden.
Störungen in der Aufnahme von Nährstoffen (Malabsorption) sind eng mit Defiziten an Mikronährstoffen verbunden. Bei entzündlichen Darmkrankheiten (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) wirken zu geringe Zufuhren an Spurenelementen, besonders von Zink, belastend. Dies kann den Verlauf der Krankheiten und die Lebensqualität beeinträchtigen. Zink kommt in den Körperflüssigkeiten und -geweben, vor allem in den Muskeln und Knochen, vor, es ist für das Wachstum und die Körperfunktionen unerlässlich. Zink ist an vielen Enzymen beteiligt, die u.a. für Zellsignale, Zellaktivitäten, Immunfunktionen und die Gewebereparatur wichtig sind. Der tägliche Bedarf von Erwachsenen liegt zwischen 7 bis 15 mg Zink, abhängig von der Aufnahme von Phytaten. Zink ist reichlich in rotem Fleisch und Geflügel vorhanden, gute Quellen sind auch Bohnen, Nüsse, Meeresfrüchte (Austern, Krabben etc.) und Vollkornprodukte.
Phytate (schwer-lösliche Verbindungen) in Vollkornbrot, Getreide und Hülsenfrüchten etc. können Zink binden und dessen Aufnahme im Körper hemmen. Daher ist die Bioverfügbarkeit von Zink aus Getreidewaren und pflanzlichen Lebensmitteln allgemein geringer als aus tierischen Lebensmitteln. Die Absorption von Zink kann außerdem durch Eisen, Kupfer, Kalzium und Ballaststoffe verringert werden. Bekannt ist, dass bei Patienten mit chronischer Diarrhöe und Störungen der Absorption von Mikronährstoffen die Zinkspiegel oftmals zu niedrig sind. Ein Mangel an Spurenelementen und speziell erhöhte Zinkverluste treten sowohl in aktiven Krankheitsphasen als auch in der Remission häufiger auf. Ein (subklinischer) Zinkmangel kann bei entzündlichen Darmkrankheiten zu Entzündungen der Schleimhaut führen, die Kolitis (Darmentzündungen) verschlimmern und die Bildung entzündungsfördernder Zytokine (regulatorische Peptide und Proteine) begünstigen. Eine Gruppe von italienischen Forschern führte eine Übersicht und Metaanalyse mit neun relevanten Studien (aus Asien, Europa und Amerika) durch, um die Vorkommen von Zinkmangel bei entzündlichen Darmkrankheiten zu überprüfen.
Die Auswertungen zeigten, dass die Hälfte der 1.700 Teilnehmer einen Zinkmangel hatte, der beim Morbus Crohn stärker ausgeprägt (54 %) war. Bei Teilnehmern mit Colitis ulcerosa war der Zinkmangel mit 41 % etwas geringer. Dieser Unterschied könnte z. B. mit daran liegen, dass beim Morbus Crohn der gastrointestinale Trakt, von Mund und Speiseröhre über Magen und Darm (mit allen Darmwand-Schichten) bis zum Rektum betroffen ist. Die Colitis ulcerosa ist dagegen auf den Dickdarm und das Rektum beschränkt, die Entzündungen treten in der innersten Darmwand auf und dehnen sich in den Dickdarm aus. Ein Zinkmangel kann bei entzündlichen Darmkrankheiten aus einer unzureichenden Aufnahme entstehen, vor allem ist er aber auf die Malabsorption bei der Krankheit zurückzuführen.
Der oft unzureichende Umgang mit Defiziten an Mikronährstoffen spielt bei entzündlichen Darmkrankheiten eine wichtige Rolle beim Krankheitsverlauf und damit verbundenen Folgen. Vor kurzem wurde berichtet, dass Zinkergänzungen bei Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten die Funktion der Darmbarriere verbessern. Damit könnte die Remission gefördert und das Risiko eines Rückfalls verringert werden. Bei Patienten mit einer Malabsorption von Mikronährstoffen könnten Zinkergänzungen eine wichtige Rolle durch den Einfluss auf die Darmbarriere spielen. Die bekannten Wirkungen von Zink auf das Immunsystem, z. B. mit geringeren Entzündungen etc., stehen außerdem in einer symbiotischen Beziehung zur Mikrobiota im Darm. Möglichst frühzeitige Zinkgaben könnten dazu beitragen, die Prävention und Lebensqualität von Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten zu verbessern.
Die Foscher ziehen das Fazit: Die Vorbeugung vor einem Mangel an Mikronährstoffen hat bei entzündlichen Darmkrankheiten das Potenzial, das Risiko krankheitsbedingter Beeinträchtigungen zu verringern. Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig Zink bei diesen Krankheiten ist, daher sollten die Zinkwerte beobachtet werden. Jeder zweite Patient hatte in den analysierten Studien einen Zinkmangel. Dies ist wahrscheinlich auf die häufiger vorhandene Malabsorption bei entzündlichen Darmkrankheiten zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund weisen die jüngsten Empfehlungen für Mikronährstoffe darauf hin, dass die tägliche Aufnahme von Zink bei Erwachsenen 7 bis16 mg, abhängig von der Aufnahme an Phytaten, betragen sollte. Bei Malabsorption, die bei chronischen Darmentzündungen häufiger vorkommt, müssen eventuell höhere Zinkmengen (c. 30 bis 40 mg täglich) zur Aufrechterhaltung des Zinkgleichgewichts in Betracht gezogen werden.
Quelle
Roberta Zupo et al., Prevalence of Zinc Deficiency in Inflammatory Bowel Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Nutrients, online 29.9.2022, doi: 10.3390/nu14194052.