Viele schwangere Frauen nehmen zur Verbesserung und Ergänzung ihres Bedarfs Mikronährstoffe ein. Das zeigt eine Studie an Schwangeren von Nord bis Süd in vier europäischen Ländern. Dabei zeigte sich auch, dass die Kenntnisse der Frauen über Mikronährstoffe in der Schwangerschaft besser sein könnten.
Die angemessene Zufuhr von Vitaminen und Mineralien ist in der Schwangerschaft sehr wichtig. Sie unterstützen das Wachstum und die Entwicklung des Fötus, das gilt auch für das Gewebewachstum und den Stoffwechsel der werdenden Mütter. Allgemein deckt eine gesunde Ernährung den Bedarf in der Schwangerschaft. Um eine angemessene Versorgung mit Vitaminen und Mineralien zu gewährleisten, gibt es einige Empfehlungen für eine meist etwas erhöhte Tageszufuhr. Am bekanntesten und sehr wichtig ist die gute Aufnahme von Folsäure, die möglichst schon bei Kinderwunsch und vor allem in den ersten Monaten der Schwangerschaft ergänzt werden sollte, um von Defiziten beeinflusste Entwicklungsstörungen des Fötus zu vermeiden. Dazu gehören Neuralrohrdefekte bzw. beeinträchtigte Entwicklungen des Gehirns und Nervensystems.
Die angemessene Zufuhr von Folsäure ist jedoch nicht nur in der Frühzeit der Schwangerschaft, sondern über die gesamte Zeit hinweg wichtig (z. B. für die Blutbildung, Nukleinsäure-Synthese und Genregulation). Auch der Bedarf einer Reihe anderer Mikronährstoffe verändert sich, z. B. bei Eisen. Defizite an Mikronährstoffen sollten in der Schwangerschaft möglichst ausgeglichen werden. Nahrungsergänzungen sollte an den individuellen Bedarf angepasst sein und sich nach Empfehlungen von Therapeuten und Ernährungsfachleuten richten. Es gibt einige Nachweise zur Verwendung von Nahrungsergänzungen in der Schwangerschaft. Man geht davon aus, dass 70 bis 96 % der Schwangeren in den westlichen Ländern solche Präparate einnehmen. Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, wie sich die tägliche Aufnahme von Mikronährstoffen aus der Nahrung und Ergänzungen zusammensetzt und ob die Dosierungen mit den regionalen Empfehlungen übereinstimmen.
Eine Rolle spielen auch die Kenntnisse schwangerer Frauen über den Bedarf an Mikronährstoffen, z. B. ob sie sich über die Vorteile von Nahrungsergänzungen, aber auch über eventuell mögliche Risiken bewusst sind. Wie es tatsächlich damit steht, das prüfte eine Gruppe europäischer Forscher in einer Studie.
In die Studie waren 1.804 schwangere Frauen aus Finnland, Italien, Polen und Großbritannien einbezogen. Ihre täglichen Aufnahmen von Vitaminen und Mineralien wurden anhand ihrer Ernährung und Verwendung von Nahrungsergänzungen bestimmt. Dabei zeigten sich bei den vier Ländern sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede. Rund 91 % der Frauen nahmen in der Schwangerschaft mindestens eine bis zwei Nahrungsergänzungen ein. Nur die Finninnen lagen mit bis zu 9 verschiedenen Ergänzungen deutlich darüber. Am häufigsten wurden pränatale Multivitamin-Präparate verwendet (84 %).
Die große Mehrheit der Frauen (81 %) wusste, dass Folsäure in der Schwangerschaft besonders wichtig ist. Etwas weniger bekannt waren die Empfehlungen zu Vitamin D, das allgemein zur Einnahme für Schwangere empfohlen wird, eine Ausnahme ist hier nur Italien. Nur etwa die Hälfte der Frauen kannte jedoch die in Finnland, Großbritannien und Polen empfohlenen Vitamin D-Werte. Die Frauen waren weitgehend überzeugt, dass sie wussten, welche Nahrungsergänzungen und welche Dosierungen für sie empfehlenswert waren (87 %). Bei 19 % der Frauen zeigte sich, dass die als sicher angesetzten Tages-Höchstmengen für Schwangere zumindest bei einem Mikronährstoff überschritten wurden. Vielen Frauen fehlte es an Kenntnissen über sichere Aufnahmen in der Schwangerschaft, z. B. von Vitamin A oder Magnesium. Bei den Multivitaminen, deren Einnahme nicht für alle Schwangeren empfohlen wird, waren drei von vier Teilnehmerinnen der Meinung, dass sie empfohlen werden.
Die Frage nach den Informationsquellen der Frauen deutete darauf hin, dass medizinisches Fachpersonal der wichtigste Informant ist. Viele Frauen verlassen sich auch auf ihre eigene Initiative, auf die Erfahrungen anderer Frauen in der Schwangerschaft und Informationen in den sozialen Medien.
Die Forscher ziehen das Fazit: Dies ist die erste multinationale Untersuchung zur Verwendung von Nahrungsergänzungen in der Schwangerschaft. Sie liefert nützliche Informationen über die Verwendung von Mikronährstoffen in dieser Zeit. Die große Mehrheit der Schwangeren in den vier Ländern nahm entsprechende Präparate ein. Dabei wurden zum Teil etwas höhere Dosen als empfohlen aufgenommen, hin und wieder wurden auch sichere Obergrenzen für einzelne Nährstoffe überschritten. Insgesamt kannte nur ein geringerer Teil der Schwangeren die täglich empfohlenen Bedarfswerte für die einzelnen Stoffe bzw. hielten sie nicht immer ein. In den vier Ländern wurden Unterschiede bei der Verwendung von Nahrungsergänzungen sowie bei den Kenntnissen und Überzeugungen beobachtet.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Nahrungsergänzungen im Rahmen der Schwangeren-Vorsorge besser bewertet und überwacht werden sollten, um die angemessene Versorgung der Frauen sicherzustellen. Dazu gehört auch, dass die Schwangeren besser über die für sie wichtigen Mikronährstoffe und Nahrungsergänzungen informiert sein sollten. Eine stärkere Angleichung der Empfehlungen für Nahrungsergänzungen in den einzelnen Ländern könnte weiter dazu beitragen, Verwirrungen über unterschiedliche Empfehlungen zu verringern.
Quelle
Ella Koivuniemi et al., Food Supplement Use Differs from the Recommendations in Pregnant Women: A Multinational Survey. In: Nutrients, 15.7.2022, doi: 10.3390/nu14142909.