Tendopathien, Verletzungen der Sehnen, kommen bei Sportverletzungen häufiger vor und führen zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Vitamin C könnte eine wichtige Rolle bei der Heilung von Sehnen und Bändern spielen.
Sehnen sind Bindegewebs-Fasern, die viele Bewegungsabläufe effizienter gestalten. Sie verbinden die Muskeln mit den Knochen oder dienen als Zwischensehnen in den Muskeln. Sie bestehen hauptsächlich aus Kollagen (Typ I), weitere Bestandteile sind Glukosaminoglykane, Proteoglykane, Glykoproteine und andere Kollagen-Subtypen. Nerven und Blutgefäße sind in den Sehnen nur gering vorhanden, daher sind sie nur wenig regenerationsfähig. Durch hohe mechanische Belastungen, aber auch durch altersbedingte Prozesse verändert sich das Sehnengewebe. Auf das Konto von Fehl- und Überbelastungen der Sehnen im Sport gehen rund 30 bis 50 % der Sportverletzungen.
Zu den Folgen gehören Einschränkungen von Bewegungen und Schmerzen, durch Reizungen können auch Entzündungen entstehen. Bei wiederholten Überlastungen der Sehnen kommt es zu strukturellen Schäden an den Kollagenfasern. Grundsätzlich unterscheidet man drei Stadien, von leichten Sehnenüberlastungen, die noch durch Ruhephasen zu behandeln sind, über mittlere bis zu stärkeren, dauerhaften degenerativen Veränderungen der extrazellulären Matrix und des Sehnen-Kollagens, die zu den typischen Tendopathie-Symptomen führen. Dabei spielen auch individuelle Faktoren eine Rolle, z. B. das genetische Profil, Alter, Geschlecht, Ernährung, Beweglichkeit, Krankheiten und frühere Verletzungen.
Bei Tendopathien werden neben physikalischen Therapien meist nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) eingesetzt. Sie können allerdings die Heilung von Geweben, die an der Struktur des Bewegungsapparats beteiligt sind, auch beeinträchtigen. Das gilt besonders für Veränderungen in den Tendozyten (Zellen im Sehnen-Bindegewebe) nach Verletzungen. Die Kombination mit Nahrungsergänzungen, die Vitamin C oder andere Verbindungen wie Hyaluronsäure enthalten, könnten solche Auswirkungen von NSAIDs abschwächen. Sehnen-Verletzungen können auch zu einer übermäßigen Produktion von freien Radikalen (reaktiven Sauerstoffspezies) und oxidativen Stressprozessen führen, die wesentlich zum Fortschreiten einer Tendopathie beitragen. Ein antioxidativer Schutz scheint für die Heilung von Sehnen sehr wichtig zu sein. Bei Tendopathien können auch Mikronährstoffe eingesetzt werden, die für die Knochen, Knorpel und Bindegewebe wichtig sind und zur Erhaltung oder sogar Reparatur geschädigter Sehnen beitragen können.
Dazu gehören u.a. Glukosamin, Chondroitinsulfat, Vitamin C, hydrolysiertes Typ-I-Kollagen und Curcumin. Es gibt einige Hinweise, dass Vitamin C durch seine antioxidativen Eigenschaften eine wichtige Rolle bei der Heilung von Sehnen und Bändern spielt und ihre mechanischen Eigenschaften beeinflusst. Vitamin C erhöht in den Zellen den Gehalt von (reduziertem) Glutathion, einem der wichtigsten intrazellulären Antioxidantien, und ist als Cofaktor an der Kollagensynthese beteiligt. Eine Gruppe von spanischen Forschern prüfte daher in einem Review die Wirksamkeit von Vitamin-C-Ergänzungen bei Tendopathien. Nach einer Literatursicht konnten sie 16 Studien in ihre Analyse einbeziehen, fünf davon am Menschen, die anderen bezogen sich auf präklinische Studien an Labortieren.
Die Auswertung der Studien zeigte, dass ein Vitamin-C-Mangel vor allem mit einem Rückgang in der Vorstufe (Prokollagen) der Kollagensynthese und einer verminderten Hydroxylierung von Prolin- und Lysinresten (beide sind Bausteine für Kollagen und Elastin) verbunden ist, was den Reparaturprozess der Sehne behindert. Das wichtigste Ergebnis ist, dass eine Vitamin-C-Ergänzung als therapeutischer Ansatz für die Heilung von Tendpathien potenziell nützlich ist. Die Ergänzung von Vitamin C, allein oder in Kombination mit anderen Präparaten, erhöht die Kollagensynthese, was die Genesung der Patienten unterstützt.
Neben Injektionen von Vitamin C können auch orale Aufnahmen eingesetzt werden, dabei ist jedoch die Frage der optimalen Dosierung bisher nicht eindeutig geklärt. 60 mg orales Vitamin C allein oder kombiniert mit anderen Substanzen scheint die am häufigsten vorgeschlagene Dosis für die Behandlung von Tendopathien zu sein. Bei der alleinigen Einnahme von Vitamin C als Antioxidans wurden jedoch auch höhere Dosen eingesetzt. In künftigen Studien sollten die optimalen Dosen für orale Vitamin C-Aufnahmen weiter geprüft werden, die bei Tendopathien nützlich sein können
Quelle
David C. Noeriega-González et al., Effect of Vitamin C on Tendinopathy Recovery: A Scoping Review. In: Nutrients, online 27.6.2022, doi: 10.3390/nu14132663.