Folat gehört zu den B-Vitaminen, es ist an der Teilung, Bildung und Regeneration der Zellen sowie an der Blutbildung beteiligt und trägt zu den kognitiven Funktionen bei. Eine gute Versorgung könnte zur Vorbeugung des altersbedingten Abbaus der kognitiven Leistungen beitragen. Die Folatwerte könnten im Alter ein nützlicher Marker für den kognitiven Leistungsabbau sein.
Annähernd 7 % der Weltbevölkerung über 65 Jahren leidet unter Demenz, die mit zunehmendem Alter weiter ansteigt. Kognitive Beeinträchtigungen erfahren viele ältere Menschen, sie reichen von leichten bis zu schweren Störungen in der Aufmerksamkeit, geringerer kognitiver Kontrolle, Lern- und Gedächtnisstörungen. Die Aufrechterhaltung der kognitiven Leistungen ist für die Unabhängigkeit im Alter sehr wichtig. Darauf nimmt eine gesunde Ernährung Einfluss, sie kann zur Prävention kognitiver Störungen, einschließlich der Demenz, kardiovaskulären Krankheiten und strukturellen Veränderungen, im Gehirn beitragen. Daran ist die Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen beteiligt, das gilt besonders für die Vitamine Folat und B12. Beide spielen z. B. im Stoffwechsel von Homocystein eine Rolle, eine im Übermaß schädlich wirkende Aminosäure, die an kardiovaskulären Krankheiten und Schlaganfällen sowie am kognitiven Abbau beteiligt ist.
Die Beziehungen zwischen Folatdefiziten und kognitiven Störungen und Demenz wurden in den letzten Jahren untersucht. Dabei zeigte sich u.a., dass geringes Folat zum Risiko für kognitive Störungen und Demenz beitragen kann. Geringe Folatwerte wurden mit einem beschleunigten Altersprozess im Gehirn verbunden. Die Versorgung mit Folat aus der Ernährung ist bei vielen Menschen zu niedrig. Davon sind ältere Menschen häufiger betroffen, ihre Defizite steigen mit dem Alter an. Zu den Ursachen gehören aber auch altersbedingte Störungen im Folat-Transport und -Stoffwechsel, einige Medikamente und übermäßiger Alkoholkonsum. Die Hauptquellen für Folat in der Ernährung sind grünblättrige Gemüse, z. B. Spinat, Salat, Kohl, Tomaten, sowie Hülsenfrüchte. In einigen Ländern, z. B. in den USA und Kanada, werden daher z.B. Getreidewaren mit Folsäure (synthetische Form von Folat) angereichert. Europäische Länder bevorzugen, abgesehen von der Anreicherung einiger Lebensmittel, bisher die individuellen Möglichkeiten der Ergänzung von Folsäure.
Sie wird z. B. Frauen bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft empfohlen, um die gesunde Entwicklung des Fötus zu fördern. Ob auch ältere Menschen von einer guten Folat-Versorgung profitieren, das untersuchte eine irische Forschergruppe in einer Studie, da in Irland Lebensmittel nicht mit Folsäure angereichert werden.
An der TILDA-Studie (The Longitudinal Study of Ageing) nahmen 3.140 gesunde Teilnehmer ab 50 Jahren teil (national-repräsentative Auswahl). Sie gaben zu Beginn der Studie detaillierte Auskünfte über ihre Ernährung, Gesundheit und Lebensstil. Bei allen wurden Blutproben genommen, darin konnte man u.a. die Folat- und B12-Konzentrationen bestimmen. Danach wurden sie acht Jahre lang weiter beobachtet. Alle zwei Jahre nahmen die Teilnehmer an verschiedenen Tests teil (Mini-Mental State Examination, verbale Flüssigkeit, Wörter-Erinnerungs-Tests, Montreal Cognitive Assessment), in denen die allgemeinen kognitiven Leistungen sowie das semantische und episodische Gedächtnis geprüft wurden.
Sehr geringe Folatwerte zu Beginn der Studie waren im Lauf von acht Jahren allgemein mit einem höheren Anteil von Fehlern in den kognitiven Tests verbunden. Bei nur leicht geringeren Folat-Werten war vor allem das episodische Gedächtnis beeinträchtigt. Geringes Folat war allgemein mit einem beschleunigten Abbau in den kognitiven Funktionen verbunden.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass ältere Menschen, die gering mit Folat versorgt sind, ein erhöhtes Risiko für einen schnelleren Abbau der kognitiven Leistungen und im episodischen Gedächtnis haben. Geringe Folat-Werte könnten daher ein wichtiger Marker für das erhöhte Risiko von kognitiven Beeinträchtigungen im Alter sein. Eine gute Versorgung mit Folat könnte für die Stärkung der geistigen Leistungen in dieser Lebenszeit wichtig sein, dazu können eine folatreiche Ernährung und bei Bedarf auch Folsäure-Ergänzungen beitragen.
Quelle
Deirdre M. A. O´Connor et al., Low folate predicts accelerated cognitive decline: 8-year follow-up of 3140 older adults in Ireland. In: European Journal of Clinical Nutrition, Nr. 76, 2022, S. 950-957, doi: 10.1038/s41430-021-01057-3.