Magnesium spielt eine wichtige Rolle bei verschiedenen Stoffwechselstörungen.
Dazu gehören Einflüsse auf starkes Übergewicht, den Bluthochdruck, das metabolische Syndrom, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Entzündungen. Eine Gruppe polnischer Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse dazu vor.
Magnesium ist ein wichtiger Mineralstoff, der an der Regulierung vieler Funktionen im Organismus beteiligt ist. Es ist Cofaktor oder Aktivator bei mehr als 300 Enzym-Reaktionen, z. B. bei der Synthese von RNA und DNA, dem Stoffwechsel von Proteinen, Lipiden und Kohlenhydraten, der Stabilität der Zellmembranen, dem Knochen- und Kalzium-Stoffwechsel oder den Funktionen des Nerven- und Immunsystems. Damit all diese Prozesse gut ablaufen können, ist die regelmäßige Zufuhr von Magnesium aus der Ernährung oder auch Nahrungsergänzungen nötig. Die empfohlene Tagesdosis beträgt in Deutschland 300 mg bzw. 350 mg Magnesium für erwachsene Frauen und Männer. Die tägliche Zufuhr wird von vielen Menschen jedoch nicht erreicht, das wird vor allem auf die weit verbreitete, ungesunde westliche Ernährung zurückgeführt.
Zu guten Magnesium-Quellen gehören grünes Gemüse, Nüsse, Samen, Vollkorn-Getreide und Trinkwasser. Eher geringe Mengen sind in Obst, Fleisch, Fisch und Milchprodukten enthalten. Studien aus den USA und Europa zeigen, dass die Magnesium-Aufnahmen zu oft unter den empfohlenen Mengen liegen. Man geht davon aus, dass etwa 10-30 % der Bevölkerung einen subklinischen Magnesium-Mangel aufweisen (Serumspiegel <0,80 mmol/L). Neben der an Magnesium armen Ernährung können auch eine zu geringe Absorption, endokrine Ursachen und Nierenkrankheiten etc. zu Defiziten beitragen. Oft sind die Symptome eines Magnesium-Mangels eher unspezifisch, dazu gehören z. B. Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit und Übelkeit.
Bei stärkeren Defiziten kommt es häufiger zu Zittern, Unruhe, Krämpfen und anderen Beschwerden. Anhaltende Defizite an Magnesium werden mit vielen gesundheitlichen Folgen verbunden, dazu gehören z. B. starkes Übergewicht (Adipositas), Insulinresistenz, Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck, ein veränderter Fettstoffwechsel und niedriggradige Entzündungen. Daraus können sich Herz-Kreislauf-Krankheiten (Herzrhythmusstörungen, Präeklampsie, Herzinsuffizienz), neurologische Erkrankungen (Kopfschmerzen, Krampfanfälle, Schlaganfall) und Atemwegs-Krankheiten (Asthma bronchiale, COPD) entwickeln.
Die Bestimmung der Magnesium-Versorgung ist nicht ganz einfach, da der Magnesium-Gehalt im Serum nicht die Vorkommen im gesamten Körper anzeigt. Magnesium ist hauptsächlich in den Knochen und Zähnen (ca. 60 %) sowie im intrazellulären Raum (Muskeln und Weichteile, ca. 40 %) und nur sehr gering im Blut (< 1 %) vorhanden. Magnesium-Serumwerte im unteren Normbereich weisen möglicherweise auf Defizite im gesamten Körper hin. Mit weiteren Untersuchungen (z. B. Magnesium-Konzentration im Urin, evtl. auch Kalzium-, Kalium- und Phosphorwerte) lassen sich genauere oder ergänzende Werte bestimmen.
In den letzten Jahren widmete man der Beteiligung von Magnesium an der Entstehung von Stoffwechselkrankheiten besondere Aufmerksamkeit. Der genaue Mechanismus der Wirkung ist bisher nicht vollständig geklärt, eine besondere Rolle spielen dabei chronische, niedriggradige Entzündungen. Zu den schützenden Wirkungen von Magnesium gehört die Abschwächung von Entzündungsprozessen, der verbesserte Stoffwechsel von Glukose und Insulin, die endothelabhängige Gefäßerweiterung und normalisierte Lipidprofile. Daraus ergibt sich, dass Magnesium eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Stoffwechselstörungen im Zusammenhang mit Fettleibigkeit spielt. Wir stellen hier besonders die Wirkungen auf die Entwicklung von Diabetes und dem metabolischen Syndrom vor.
Diabetes ist eine schwere chronische Krankheit, die bei Insulinresistenz und einem chronisch erhöhten Blutzucker auftritt. Ein Mangel an Magnesium kommt bei Diabetes-Patienten häufiger vor, das weist auf einen engen Zusammenhang hin. Unzureichende Aufnahmen und/oder ein erhöhter Verlust von Magnesium mit dem Urin scheinen wichtige Ursachen dafür zu sein. Studien bestätigten, dass Serum-Magnesium bei Diabetes-Patienten im Vergleich zu Gesunden niedriger war. Geringere Magnesium-Werte zeigen sich oft schon bei einem Prädiabetes, sie können das Diabetes-Risiko erhöhen. Gute Versorgungen mit Magnesium konnten in einer Meta-Analyse das Risiko für den Typ 2 Diabetes verringern (8-13 %). Dabei ist zu berücksichtigen, dass Diabetes und andere Stoffwechselstörungen wie übermäßiges Körpergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen häufig gemeinsam als metabolisches Syndrom auftreten. Letzteres ist häufig mit Defiziten an Magnesium und seiner schlechten Aufnahme verbunden.
Auch hier bestätigen Studien, dass eine höhere Zufuhr an Magnesium das Risiko für das metabolische Syndrom verringern kann. Es scheint, dass nicht nur die Magnesium-Konzentration im Serum und die -Zufuhr mit der Nahrung das Risiko für Diabetes und Stoffwechselstörungen verändern können, sondern dass Magnesium auch die Glukose- und Insulinwerte direkt beeinflussen kann. Es gibt einige Meta-Analysen, die die Wirkung von Magnesium-Ergänzungen beim Typ 2 Diabetes untersuchten. In einer Studie führte die Ergänzung zu signifikant verbesserten Werten der Nüchtern-Blutglukose und anderen Komponenten des metabolischen Syndroms (HDL- und LDL-Cholesterin, Triglyzeride, Blutdruck). Eine aktuelle Metaanalyse kommt zum Schluss, dass ergänztes Magnesium im Vergleich zu einem Placebo die Werte der Nüchtern-Glukose bei Diabetikern senkt und die Sensitivitäts-Marker von Insulin bei Personen mit einem hohen Diabetesrisiko verbessert.
Die Autoren ziehen das Fazit: Gute Aufnahmen von Magnesium aus der Ernährung und/oder Nahrungsergänzungen scheinen chronischen Entwicklungen im Stoffwechsel vorzubeugen. Magnesium scheint eine wichtige Rolle bei Stoffwechselstörungen, vor allem im Zusammenhang mit übermäßiger Fettleibigkeit, zu spielen. Beim Typ 2 Diabetes kommt eine zu geringe Versorgung mit Magnesium häufiger vor, diese Defizite sind mit schwereren Entwicklungen verbunden. Die Ergänzung von Magnesium kann offenbar dazu beitragen, der Entwicklung des metabolischen Syndroms und eines Typ 2 Diabetes vorzubeugen. Diese Beziehungen sollten künftig in weiteren Studien untersucht werden.
Quelle
Marta Pelczyńska et al., Role of Magnesium in the Pathogenesis of Metabolic Disorders. In: Nutrients, online 20.4.2022, doi: 10.3390/nu14091714.