Die weibliche Fruchtbarkeit wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, ein häufiger Grund sind Ovulationsstörungen, oft in Verbindung mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS). Eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Eisprungs spielen auch die Ernährung und die gute Versorgung mit Mikronährstoffen.
Weltweit sind Millionen von Paaren von Unfruchtbarkeit betroffen. Sie wird laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Unfähigkeit definiert, trotz eines regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs über mindestens ein Jahr nicht schwanger zu werden. Die weibliche Fruchtbarkeit und speziell der Eisprung werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst, zu denen u. a. das Alter, Rauchen, Stress und körperliche Aktivität gehören. Auch ernährungsbedingte Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Eisprungs. Sie können die weibliche Fertilität über Wirkungen auf den Stoffwechsel, das endokrine Profil und den Kohlenhydrat-Haushalt beeinflussen. Bei Ovulationsstörungen ist die Insulinresistenz ein wichtiger Faktor, hinzu kommen Belastungen durch oxidativen Stress und chronische Entzündungen, die sich auf den Menstruationszyklus und die Eierstöcke auswirken können.
Zu den Nährstoffen mit einem positiven Einfluss auf den Eisprung gehören vor allem Kohlenhydrate mit einem niedrigen glykämischen Index, pflanzliches Eiweiß, einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Folsäure, Vitamin D, Antioxidantien und Eisen. Eine Ernährung, die sich an der gesunden Mittelmeerdiät orientiert, scheint durch entzündungshemmende Eigenschaften vorteilhaft zu sein. Negativ wirken sich vor allem Kohlenhydrate mit einem hohen glykämischen Index, große Mengen an tierischem Eiweiß, gesättigte Fettsäuren und Transfettsäuren aus. Noch gibt es nur wenige Studien, in denen der Zusammenhang zwischen der Ernährung und den Störungen der Fruchtbarkeit bei Frauen näher erforscht wird. Zwei polnische Forscherinnen stellten in einer Übersicht die aktuellen Kenntnisse dazu vor.
Bei Störungen der Fruchtbarkeit haben Frauen einen Anteil von 35 bis 40 %, zu den möglichen Ursachen können z. B. die Endometriose, Eileiterverletzungen, Infektionen oder Umweltfaktoren gehören. Ein Hauptgrund sind Ovulationsstörungen, viele davon sind auf das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) zurückzuführen, die als häufigste endokrine Störung bei Frauen im gebärfähigen Alter gilt. Daran sind erhöhte Spiegel von Androgenen und luteinisierendem Hormon (LH) sowie leicht verringerte Spiegel des follikelstimulierenden Hormons (FSH) beteiligt. Anpassungen des Hormonspiegels stellen normalerweise den Eisprung und die Fruchtbarkeit wieder her. Generell spielt auch das Übergewicht und die Adipositas (BMI ab 30) bei der Fruchtbarkeit von Frauen eine wichtige Rolle. Sie können hormonelle Anomalien durch die damit verbundene Insulinresistenz und Hyperinsulinämie (zu hohes Insulin im Blut) verstärken, das wirkt sich auch auf die Fruchtbarkeit aus.
Speziell bei PCOS kommt es zu Störungen bei den vom Fettgewebe sezernierten Adipokinen (Signalmoleküle), vor allem bei Leptin, dessen Konzentration bei Frauen mit Adipositas deutlich erhöht ist. Der Leptin-Spiegel variiert je nach Phase des Menstruationszyklus, er spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Hormonhaushalts und für den Eisprung, da er die Sekretion von LH beeinflussen kann. Die Senkung des Körpergewichts kann bei Frauen mit Übergewicht zum Erfolg bei der Empfängnis beitragen sowie das hormonelle Gleichgewicht regulieren, die Leptin-Konzentration senken und Eisprünge auslösen. Darüber hinaus haben Frauen mit PCOS in der Regel verminderte Konzentrationen von Adiponektin (Gewebshormon), dessen Wirkung mit der Erhöhung der Insulinempfindlichkeit verbunden ist. Es kann die Expression von Insulinrezeptoren in den Eierstöcken erhöhen und dort die Androgensynthese verringern, was zu einem verbesserten Eisprung führen kann.
Auch die gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralien beeinflusst die Fruchtbarkeit von Frauen. Das gilt vor allem für die B-Vitamine (besonders B6, B12, Folsäure), antioxidative Vitamine (A, C, E), Vitamin D und Eisen. Eine Studie zeigte z. B., dass die wenigstens dreimalige Einnahme von Multivitaminen pro Woche mit einem geringeren Risiko für (anovulatorische) Unfruchtbarkeit verbunden war. Dabei scheint die Folsäure eine besondere Rolle zu spielen, deren gute Versorgung konnte in zwei Studien das Risiko von Ovulationsstörungen senken. Interessanterweise wurde die Korrelation nicht beim Verzehr von Folsäure mit der Nahrung festgestellt.
Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass synthetische Folsäure im Vergleich zu natürlichen Äquivalenten leichter absorbiert wird. Die Wirkung von Folsäure auf die weibliche Fruchtbarkeit wird z. B. auf ihren Einfluss auf den oxidativen Stress und proentzündliche Zytokine zurückgeführt, die den Eisprung und die Entwicklung der Eizellen beeinflussen können. Entscheidend scheint der Einfluss auf die Konzentration von Homocystein zu sein, die von Folsäure und den Vitaminen B6 und B12 reguliert wird. Höhere Homocystein-Werte steigerten in einer Studie das Risiko einer Anovulation um 33 %. Homocystein kann offenbar die Fortpflanzungs-Hormone in den verschiedenen Phasen des Menstruationszyklus und den Eisprung beeinflussen. Weiter gibt es Nachweise, dass Antioxidantien für den Eisprung wichtig sind. Oxidativer Stress kann das Risiko der Unfruchtbarkeit erhöhen.
Eine gute Versorgung mit Antioxidantien verbessert vermutlich die Durchblutung des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut), die Insulinempfindlichkeit und beeinflusst den Eisprung. Vitamin C kommt in hohen Konzentrationen im Zytosol (Zellmatrix) der Eizelle vor und ist an der Kollagensynthese beteiligt, die wiederum den Einsprung beeinflussen kann. Sehr wichtig ist auch die gute Versorgung mit Vitamin D für die Eierstöcke, die Gebärmutterschleimhaut und die Plazenta, es kann die Reifung der Eizellen und den Eisprung fördern. Bei den Mineralien scheint Eisen am wichtigsten zu sein, Defizite werden bei Frauen im gebärfähigen Alter häufig als Folge des Eisenverlusts durch die Menstruationsblutungen beobachtet. Eisenergänzungen konnten in einer Studie das Risiko für Ovulationsstörungen senken, was vermutlich mit den Vorkommen von Transferrin in den Eierstöcken zusammenhängt und die Entwicklung der Eierstock-Follikel und der weiblichen Keimzellen beeinflusst. Auch andere Mineralien können sich auf die Ovulation auswirken, dazu gehören niedrige Werte von Natrium, Selen und Mangan.
Die Forscher ziehen das Fazit: Eine ausgewogene Ernährung mit allen notwendigen Nähr- und Mikronährstoffen hat einen erheblichen Einfluss auf die weibliche Fruchtbarkeit und das Risiko von Ovulationsstörungen. Sehr wichtig ist die ausreichende Versorgung mit pflanzlichem Eiweiß, ungesättigten Fetten sowie Kohlenhydraten mit niedrigem glykämischen Index. Auch die angemessene Versorgung mit Vitaminen und Mineralien kann die Fruchtbarkeit verbessern. Das gilt vor allem für Folsäure, Vitamin D, antioxidative Vitamine und Eisen. Die Zufuhr von gesättigten Fettsäuren, Transfettsäuren und Kohlenhydraten mit einem hohen glykämischen Index sollte begrenzt werden. Noch untersuchten bisher nur wenige Studien die Beziehungen zwischen der Ernährung, Mikronährstoffen und Ovulationsstörungen. In künftigen Studien sollten diese Beziehungen weiter erforscht werden, um die Therapie von Frauen mit Unfruchtbarkeit zu verbessern.
Quelle
Justyna Jarczewska und Dorota Szostatk-Wegierek, The Influence of Diet on Evolution Disorders in Women — A Narrative Review. In: Nutrients, online 8.4.2022, doi: 10.3390/nu14081556.