Es gibt einige Spurenelemente, die im Körper in nur sehr geringen Mengen notwendig sind. Dazu gehört Bor, dessen Nutzen für die Gesundheit bisher wenig erforscht ist. Eine Gruppe deutscher Forscher hat jetzt die Versorgung mit Bor näher untersucht.
Bor ist in der Natur weit verbreitet und kommt hauptsächlich als Borat (Salz oder Ester der Borsäure) und in sauerstoffhaltigen Verbindungen in Böden, Gestein und Wasser vor. Der Mensch nimmt Bor als Spurenelement in geringen Mengen durch das Trinkwasser und einige Lebensmittel auf. Es ist vor allem in Obst, Gemüse (Blattgemüse), Nüssen, Hülsenfrüchten und in pflanzlichen, fermentierten Getränken (z. B. Wein, Apfelwein, Bier) enthalten. Nur sehr gering kommt Bor in Fleisch, Fisch und Milchprodukten vor. Die Aufnahme über die Nahrung variiert stark, je nachdem wie hoch der Anteil an ballaststoff- und proteinreichen pflanzlichen Lebensmitteln in der Ernährung und die Konzentration von Bor im Boden und Trinkwasser ist.
Man schätzt allgemein, dass eine abwechslungsreiche, pflanzliche Ernährung täglich 1,5 bis 3 mg Bor liefert, für die Europäische Union werden Werte zwischen 0,8 und 1,9 mg pro Tag angegeben. Bor wird über den Magen-Darm-Trakt und die Schleimhäute leicht absorbiert und vor allem über den Urin ausgeschieden. Der genaue Borbedarf des Menschen ist bisher nicht geklärt. Es gibt entsprechend bisher auch keinen geschätzten Referenzwert zur Aufnahme von Bor aus der Nahrung. Für Erwachsene wurde lediglich eine obere Zufuhrmenge von 20 mg pro Tag festgelegt. Bor wird jedoch als ein möglicherweise essentieller Mineralstoff für die menschliche Gesundheit angesehen. Die biologischen Funktionen von Bor sind noch nicht vollständig geklärt, viele Erkenntnisse dazu beruhen bisher auf experimentellen Studien, Daten über den Nutzen beim Menschen sind nur spärlich vorhanden. Bor könnte eine breite Palette an physiologischen Funktionen haben. Es ist möglicherweise z. B. für den Knochen-Stoffwechsel wesentlich, könnte die Absorption anderer Mineralien (z. B. von Magnesium, Kalzium, Phosphat) verbessern, die körpereigene Verwendung von Östrogen, Testosteron und Vitamin D positiv beeinflussen und auf die Konzentrationen entzündlicher Biomarker (z. B. CRP) einwirken.
Weiter könnte es an antioxidativen Abläufen im Körper, an der kognitiven Leistungsfähigkeit beteiligt sein und möglicherweise auch präventiv und therapeutisch auf Krebskrankheiten wirken. Angesichts dieser zahlreichen potenziellen Funktionen für die Gesundheit beim gleichzeitigen Mangel an umfassenden Studien am Menschen untersuchte eine Gruppe deutscher Forscher die Rolle von Bor im menschlichen Stoffwechsel. In bisher vorhandenen Analysen bestimmten sie die Konzentration von Bor (im Plasma) in einer allgemeinen Bevölkerungs-Stichprobe. Sie untersuchten, ob es typische Ernährungsmuster gibt, die mit der Versorgung von Bor in Zusammenhang stehen. Geprüft wurde außerdem, ob es Beziehungen zu Körper- und Skelett-Merkmalen und kardio-metabolische Faktoren gibt, die mit Bor verbunden sind.
Einbezogen wurden Daten von 1.317 Bewohnern der Stadt Kiel und umliegender Gemeinden, die in der PopGen-Biobank (prospektive bevölkerungsbasierte Kohorte) verfügbar waren. Sie wurden von 2005 bis 2007 zufällig für eine Stichprobe aus Einwohnermelderegistern ausgewählt oder kamen aus einem Kreis von Blutspendern. Sie waren damals zwischen 19 und 77 Jahren alt. Die zufällig ausgewählten Teilnehmer waren meist älter und litten häufiger unter kardiometabolischen Krankheiten, hatten aber einen ähnlichen Body Mass Index wie die eher jüngeren Blutspender. Nachuntersuchungen von 929 Teilnehmern wurden von 2010 bis 2012 durchgeführt, dazu gehörten körperliche Untersuchungen, Laboranalysen und Befragungen zu demografischen Daten und Lebensstilen.
Einbezogen waren auch die Ernährung, Körperaktivität, der Raucherstatus sowie die Krankengeschichte. Für diese Teilnehmer lagen Blutwerte (z B. Entzündungs-Marker CRP, Cholesterin und typische Werte für Diabetes und Nierenkrankheiten) und dazu die Borwerte im Plasma vor. Aus der Ernährungsbefragung ließ sich der Anteil von pflanzlicher und tierischer Nahrung ermitteln. Vollständige Daten von 899 Teilnehmer (57 % Männer, Durchschnittsalter 61 Jahre) konnten schließlich in die Analyse der Beziehungen zwischen Borwerten, Ernährungsmustern und anderen Faktoren einbezogen werden. Viele der Teilnehmer waren übergewichtig, Bluthochdruck war bei zwei Dritteln vorhanden. Ihre Borwerte reichten von 17 bis zu 80 mcg/L (Durchschnitt 33,8 mcg/L).
Es zeigte sich ein Ernährungsmuster, mit dem rund 30 % der individuellen Schwankungen der Borwerte erklärt werden konnte. Höhere Werte waren mit einer erhöhten Zufuhr an pflanzlichen, gesunden Lebensmitteln (z. B. Obst, Nüsse/Samen, Tee, Wein) verbunden, dabei wurden weniger gesunde Lebensmittel aus pflanzlichen und tierischen Quellen (z. B. verarbeitetes Fleisch, Schokolade, Süßigkeiten, Softdrinks) seltener gegessen. Die Borwerte zeigten Beziehungen zum Body Mass Index, zum Entzündungs-Marker CRP, zu den Lipid-Konzentrationen sowie zum Alter und Phosphat-Konzentrationen. Außerdem zeigten sich saisonale Schwankungen, die möglicherweise durch Beziehungen zum Stoffwechsel von Vitamin D beeinflusst sind, das hauptsächlich über den Aufenthalt in der Sonne gebildet wird und damit in nördlichen Regionen im sonnenärmeren Herbst und Winter geringer ist.
Vielleicht könnten Borergänzungen die Bioverfügbarkeit von Vitamin D erhöhen. Es gibt weiter Hinweise darauf, dass Ergänzungen von Bor die Absorption von Phosphat, Kalzium und Magnesium verbessert und deren Ausscheidungen im Körper verringern könnte. Durch ein Zusammenspiel von Bor mit Phosphat und Vitamin D übernimmt Bor vermutlich auch wesentliche Funktionen im Knochenstoffwechsel und könnte vorbeugend auf die Entstehung von Osteoporose wirken.
Die Forscher ziehen das Fazit. In dieser bevölkerungsbasierten Stichprobe mit meist älteren Teilnehmern schienen höhere Borwerte mit einer gesünderen Ernährung, einem geringeren Body Mass Index und einem günstigeren kardiometabolischen Risikoprofil verbunden zu sein. Eine borreiche Ernährung zeichnet sich durch eine hohe Aufnahme von pflanzlichen, gesunden Lebensmitteln aus, ungesunde pflanzliche und tierische Lebensmittel werden dabei entsprechend seltener verzehrt. Höhere Borwerte standen in Beziehung zum Entzündungs-Marker CRP. Weiter zeigten sich Beziehungen zum Alter, dem Stoffwechsel von Phosphat und Lipiden sowie saisonale Schwankungen in der Versorgung, die im Sommer höher war als im Winter. Künftig sollten die Beziehungen zwischen Bor und der Gesundheit weiter untersucht werden. Daraus lassen sich möglicherweise dann auch Empfehlungen für eine ausreichende Boraufnahme festlegen, mit der die positiven Funktionen von Bor im Körper erfolgen.
Quelle
Katharina S. Weber et al., Plasma boron concentrations in the general population: a cross-sectional analysis of cardio-metabolic and dietary cor