Mikronährstoffe bei Depressionen von Frauen

Frauen sind von Depressionen häufiger betroffen. Ihnen fehlt es oftmals an einer ausreichenden Versorgung mit Mikronährstoffen, die an einer ganzen Reihe von neurologischen Funktionen beteiligt sind. Ergänzungen von Mikronährstoffen können dann dazu beitragen, Depressionen zu verbessern.

Depressionen sind eine belastende Erkrankung, die durch Interessen- und Freudlosigkeit, bedrückte Stimmungen sowie beeinträchtigte kognitive und vegetative Funktionen gekennzeichnet sind. Ihre Verbreitung nimmt weltweit zu, Frauen sind dabei von Depressionen doppelt so häufig betroffen wie Männer. Eine der möglichen Erklärungen dafür ist, dass Frauen, abhängig von ihrem Alter und den Lebensphasen, stärkere Schwankungen in den Sexualhormonen haben (z. B. durch Menstruation und Prämenstruation, Schwangerschaft, Wochenbett, Menopause). Bekannt ist außerdem, dass sich unterschiedliche Ernährungsweisen in verschiedenen Lebensabschnitten auf Depressionen auswirken können. Fachleute gehen davon aus, dass die Ernährung ein Schlüssel für die Prävention und Therapie von Depressionen sein könnte, dabei spielen möglicherweise auch geschlechtsspezifische Beziehungen eine Rolle. Eine Gruppe von spanischen Forschern stellte die aktuellen Kenntnisse zur Mangel- und Fehlernährung bei der Entstehung und dem Verlauf von Depressionen vor, mit einem Schwerpunkt auf den Defiziten an Mikronährstoffen bei Frauen.

Es ist gibt einige Nachweise, dass depressive Frauen ihren Bedarf an Mikronährstoffen oftmals nicht ausreichend decken, das gilt vor allem für die Versorgung mit Vitamin D und den B-Vitaminen. Vitamin D beeinflusst nicht nur die Knochengesundheit, es ist auch an der neurologischen Entwicklung entscheidend beteiligt und könnte dazu beitragen, depressive Symptome zu verbessern. Bei den B-Vitaminen ist vor allem Vitamin B12 an neurologischen Funktionen beteiligt, dabei spielt die Beziehung zu Folat eine wichtige Rolle. Beide sind am Stoffwechsel von Homocystein und C1 (Ein-Kohlenstoff) sowie an Methylierungsprozessen von Neurotransmittern, Proteinen und den Phospholipiden der Zellmembranen beteiligt. Bei unzureichender Versorgung können Vitamin B12 und Folat zu Depressionen beitragen. 

Allgemein scheint der Mangel an B-Vitaminen ein Risikofaktor für die Entwicklung gestörter Funktionen im Gehirn, z.B. bei kognitiven Störungen oder Demenz, zu sein. Das beruht vor allem auf der Beteiligung am Folat- und Methionin-Zyklus, die für die Biosynthese von wichtigen Stoffen notwendig sind (z. B. für Adrenalin, Cholin, Kreatin etc.). Darüber hinaus sind sie wichtige Kofaktoren bei der Biosynthese von Phospholipiden und Neurotransmittern. Niedrige Vitamin-B-Spiegel fördern die Bildung von Homocystein, das bei zu hohen Mengen schädlich wirken kann. Beobachtet wurde, dass zu hohes Homocystein u.a. mit hormonellen Veränderungen einhergeht, es kann ein Risikofaktor für depressive Symptome und andere psychische Störungen sein. Die Empfehlung von Folsäure für schwangere Frauen dient offenbar nicht nur der Prävention von Fehlbildungen im Gehirn und Rückenmark (Spina bifida). Neuere Forschungen bringen die Folsäure auch mit einem geringeren Risiko für psychische Symptome in der Schwangerschaft in Verbindung. Auch bei den Mineralien sind einige an neuronalen und depressiven Prozessen beteiligt. 

Bei Depressionen fehlt es oftmals an der ausreichenden Versorgung mit Zink, Selen, Eisen und Magnesium. Letzteres ist in hohem Maß an neurologischen Störungen beteiligt und kann bei ausreichender Versorgung dazu beitragen, leichte bis mittelschwere Depressionen zu bessern. Hinzu kommen andere Mikronährstoffe, darunter SAMe (S-Adenosylmethionin, aktive Form von Methionin). Es ist ein Methylspender, hat u.a. Funktionen im zentralen Nervensystem und kann die Therapie von Depressionen ergänzen. Weiter ist Kreatin neben seiner Bedeutung für den Muskeltonus auch für das Gehirn und die Nerven wichtig und hat antidepressive Wirkungen. Es gibt außerdem Nachweise, dass bei Depressionen die Versorgung mit Aminosäuren meist verringert ist. Eine besondere Rolle könnten auch einige sekundäre Pflanzenstoffe spielen, darunter Flavonoide und Phytoöstrogene.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Häufigkeit von Depressionen nimmt weltweit zu und betrifft besonders Frauen, die etwa zweimal häufiger daran erkranken als Männer. Trotz der Ähnlichkeiten wurden einige Unterschiede in der Entwicklung und im Verlauf von Depressionen bei Frauen festgestellt. Es gibt z.B. spezifische Untergruppen, etwa die prämenstruellen und postpartalen Depressionen (Wochenbettdepression). Generell ist die Ernährung ein zentrales Element bei der Entstehung und dem Fortschreiten von Depressionen, da viele Frauen mit dieser Krankheit offenbar unter- oder fehlernährt sind. Das betrifft neben der zum Teil unzureichenden Aufnahme von Makronährstoffen vor allem Defizite an verschiedenen Mikronährstoffen. 

Diese Veränderungen können mit gestörten Funktionen der Neurotransmitter zusammenhängen, die sich negativ auf den Spiegel von Sexualhormonen auswirken. Darüber hinaus können sie ein entzündliches Milieu mit einer Darm-Dysbiose fördern, dies kann (z.B. über Verbindungen zwischen dem Darm und dem Gehirn) eine Reihe von Mechanismen verändern, die bei Depressionen eine Rolle spielen. Frauen, die an Depressionen leiden, sollten unter Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Bedingungen behandelt werden, um ihre psychische Gesundheit zu verbessern. Ernährungsprogramme können ein nützliches Hilfsmittel bei der Therapie sein. In der Schwangerschaft, nach der Geburt, in der Menopause und sogar während der hormonellen Schwankungen des Menstruationszyklus wurden besondere Ernährungsbedürfnisse festgestellt. Nicht immer ist bei Frauen eine medikamentöse Therapie der Depressionen sinnvoll, das gilt vor allem während der Schwangerschaft und Stillzeit. Auch unter diesem Aspekt kann die Einbeziehung der Ernährung und die gute Versorgung mit geeigneten Mikronährstoffen sehr wichtig sein.

Quelle
Cielo García-Montero et al., The Problem of Malnutrition Associated with Major Depressive Disorder from a Sex-Gender Perspective. In: Nutrients, online 6.3.2022, doi: 10.3390/nu14051107.

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