Männer mit Parkinson profitieren von mehr Flavonoiden

Zu einer gesunden Ernährung gehören reichlich pflanzliche Lebensmittel, von denen viele Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe) enthalten. Bei einer erhöhten Flavonoid-Aufnahme verbesserte sich bei Männern, die an Parkinson litten, in einer Studie die Lebensperspektive.

Das Parkinson-Syndrom (Schüttellähmung) entsteht durch einen Untergang von Nervenzellen (Neuronen), ausgelöst durch den Mangel an Dopamin, einem Neurotransmitter. Zu den typischen Symptomen gehören eine verringerte bzw. verlangsamte Motorik (Bewegungsstörungen), eine verminderte Mimik (Maskengesicht), Ruhetremor (Zittern bei körperlicher Ruhe) und schließlich eine Bewegungsstarre. Die Krankheit beginnt meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, Männer sind häufiger betroffen. Parkinson ist nicht direkt lebensgefährlich, doch damit verbundene Komplikationen können zu einem erhöhten Sterberisiko führen. 

Ursachen für die Parkinson-Krankheit sind bis heute nicht bekannt. Es gibt Hinweise, dass der oxidative Stress, neuronale Entzündungen und Störungen in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) an der Entstehung beteiligt sind. Es gibt weiter Hinweise, dass Flavonoide den Verlauf der Krankheit günstig beeinflussen können. Sie sind in vielen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, vor allem in Obst und vielen Beerensorten. Flavonoide beeinflussen die Farben von Pflanzen und Früchten, haben Abwehrfunktionen und können vor schädlichen (reaktiven) Sauerstoffverbindungen durch UV-Strahlen schützen. Diese antioxidative Wirkung könnte durch pflanzliche Lebensmittel auf den Menschen übertragbar sein. Möglicherweise könnten Flavonoide dazu beitragen, die Gehirnzellen zu schützen. Nachgewiesen sind bereits einige neuroschützende Wirkungen, doch noch fehlt es an Untersuchungen zu Wirkungen auf Parkinson-Patienten. Ein Team von US-Forschern überprüfte daher in einer Studie die Aufnahme von Flavonoiden vor und nach einer Diagnose von Parkinson anhand von zwei großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudien. 

Einbezogen waren rund 600 Frauen aus der „Nurses´ Health Study" und rund 650 Männer aus der „Health Professionals Follow-up Study", die alle in Gesundheitsberufen arbeiteten. Im Lauf der langjährigen Beobachtungen, die bis zu 34 Jahre lang durchgeführt wurden, waren sie irgendwann an Parkinson erkrankt. Zur Verfügung standen den Forschern Befragungen zur Ernährung, die alle vier Jahre durchgeführt wurden, einschließlich Angaben zur Häufigkeit des Verzehrs von Obst und Gemüse. Aus dem Anteil von flavonoidreichen Lebensmitteln, z. B. Tee, Äpfel, Beeren, Orangen und Rotwein, konnte die jeweilige Aufnahme der Gesamt-Flavonoide und ihrer Unterklassen bestimmt werden. Da die Teilnehmer zum Zeitpunkt dieser Analysen ein höheres Alter hatten (Durchschnitt 72 Jahre) waren bereits 944 Teilnehmer (75 %) verstorben, die meisten aufgrund von Parkinson, die anderen waren vor allem von Herz-Kreislauf- und Krebskrankheiten betroffen.

Die Auswertung zeigte, dass Teilnehmer mit einer hohen Aufnahme von Flavonoiden eine bessere Lebensperspektive hatte und am längsten lebten. Bei den Flavonoid-Aufnahmen zeigten sich deutliche Unterschiede. Ein Viertel der Teilnehmer hatte den höchsten Verzehr und nahm täglich im Durchschnitt 673 mg Flavonoide auf. Das Viertel der Teilnehmer mit dem geringsten Verzehr kam dagegen nur auf durchschnittlich 134 mg Flavonoide pro Tag. Bei einem hohen Flavonoid-Konsum bereits vor der Parkinson-Diagnose sank das Sterberisiko für Männer um 47 % im Vergleich zu den Teilnehmern mit einem sehr geringen Verzehr. Die günstige Beziehung zu Parkinson durch eine hohe Flavonoid-Aufnahme blieb bei Männern auch nach der Einbeziehung anderer Einflussfaktoren (z.B. Alter, Raucherstatus, Energieaufnahme) bestehen. 

Bei Frauen zeigte sich diese Beziehung allerdings nicht. Die Forscher untersuchten auch die verschiedenen Untergruppen von Flavonoiden in Bezug auf das Sterberisiko durch Parkinson. Anthocyane gehören zu den häufigsten Flavonoiden, sie sind vor allem in Beerenobst, Weintrauben und im Rotwein enthalten. Bei hohen Aufnahmen an Anthocyanen sank das Sterberisiko bei Parkinson um 34 %. Flavone sind häufig in Gewürzen sowie in gelben und orangefarbenen Obst- und Gemüsesorten enthalten. Sie verringerten bei einem erhöhten Verzehr das Sterberisiko um 22 %. Flavan-3-ole (Catechine) kommen u.a. in Tee und Kakao vor, sie verringerten das Sterberisiko um 31 %.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die höhere Aufnahme von Flavonoiden, einschließlich einiger ihrer Unterklassen, war mit einem geringeren Sterberisiko an Parkinson verbunden. Das galt besonders für die Anthocyane, Flavan-3-ole sowie für den Verzehr von Lebensmitteln, die reichlich Flavonoide enthalten, z.B. Beerenobst und Rotwein. Die Beziehung bestätigte sich im übrigen auch bei Teilnehmern, die erst nach ihrer Parkinson-Diagnose mehr Flavonoide aufgenommen hatten. Der regelmäßige Verzehr von mehr flavonoid-reichen Lebensmitteln kann bei Parkinson-Patienten, vor allem bei Männern möglicherweise dazu beitragen, die Lebensperspektive zu verbessern.

Quelle
Xinyuan Zhang et al., Intake of Flavonoids and Flavonoid-Rich Foods, and Mortality Risk Among Individuals With Parkinson Disease: A Prospective Cohort Study. In: Neurology, online, 26.1.2022, doi: 10.1212/WNL.0000000000013275.

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