Probiotika beeinflussen Atemwegserkrankungen

Chronische Atemwegserkrankungen gehören zu den häufigsten Berufskrankheiten, mit vielen Folgen für Arbeitnehmer, Betriebe und generell für die Gesundheit am Arbeitsplatz. Eine gute Versorgung mit Probiotika könnte zur Prävention und Therapie dieser Krankheiten beitragen.

Zu den Atemwegskrankheiten gehören die chronisch obstruktive Lungenkrankheit, Asthma, Tuberkulose, Lungenkrebs und akute Infektionen der unteren Atemwege, die weltweit verbreitet sind. Atemwegsinfektionen können durch verschiedene Viren (z.B. Rhino-, Influenza-, Adeno- und Coronavirus) oder Bakterien (z.B. Pneumokokken, Mykoplasma pneumoniae, Haemophilus influenzae) entstehen. 

Die Infektionen können sowohl die oberen Atemwege betreffen, zu denen die Nase und Nasennebenhöhlen, der Rachen und der Kehlkopf gehören, als auch die unteren Atemwege, die aus der Luftröhre, den Bronchien und der Lunge bestehen. Infektionen der oberen Atemwege verursachen Mandel-, Rachen, Kehlkopf- und Mittelohrentzündungen sowie bestimmte Arten von Grippe und Erkältungen, während die Infektionen der unteren Atemwege zu ernsteren Erkrankungen wie der Lungenentzündung führen.

Probiotika, gesunde Darmbakterien, können möglicherweise zur Prävention und Therapie von Atemwegskrankheiten beitragen. Es sind gesunde, lebende Mikroorganismen, die, in ausreichender Menge aufgenommen, den Darmtrakt besiedeln, das Darmmilieu verbessern und das Immunsystem stärken können. Probiotika könnten auch die Behandlung von Atemwegskrankheiten ergänzen, dies könnte eine praktikable Option sein, um eine schnellere Genesung zu fördern. Da es jedoch viele probiotische Bakterienstämme gibt, sind die Nachweise für Wirkungen zur Vorbeugung und Therapie von Atemwegsinfektionen nicht einheitlich. Eine Gruppe von spanischen Forschern untersuchte daher den aktuellen Stand der Kenntnisse zu dieser Beziehung. 

Sie bezogen dabei auch Präbiotika, Substanzen, die gesunden Bakterien als Nahrung dienen, und Synbiotika, eine Mischung aus Prä- und Probiotika, ein. Nach einer umfassenden Recherche werteten sie 18 Studien aus, in der vor allem gesunde Erwachsene im arbeitsfähigen Alter in Bezug auf Infektionen und Probiotika untersucht wurden. Die Auswertung deutet darauf hin, dass eine Kombination verschiedener Probiotika, die meisten davon aus den Gattungen Bifidobakterium und Lactobacillus (z.B. L. plantarum, casei, rhamnosis, reuteri) eine gute Mischung sein könnte, um das Immunsystem zu stärken und die Symptome von Infektionen der Atemwege in der gesunden arbeitenden Bevölkerung zu verringern. Eine französische Studie kam z.B. zum Ergebnis, dass durch den weit verbreiteten Einsatz von Probiotika das Äquivalent von 2,4 Millionen Tagen mit Infektionskrankheiten, 581.000 Tagen Arbeitsausfall und 291.000 Antibiotika-Therapien vermieden werden könnten. Weiter zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Synbiotika und der Vorbeugung von Infektionskrankheiten in verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergänzung von Prä-, Syn- und Probiotika zeigt vielversprechende Ergebnisse gegen verschiedene Krankheitserreger im Darm. Das basiert auf ihrer einzigartigen Fähigkeit, mit schädlichen Bakterien in der Mikrobiota des Darms zu konkurrieren und sie abzutöten. Probiotika tragen dazu bei, die Immunantwort zu stimulieren, zu modulieren und zu regulieren, indem sie spezifische Gene innerhalb und außerhalb des Darmtrakts aktivieren. Diese Analyse legt nahe, dass Probiotika zur Therapie von Atemwegskrankheiten beitragen und Folgen für die Gesundheit auch am Arbeitsplatz verringern können. Vor allem eine Kombination verschiedener Probiotika, die meisten davon aus den Gattungen Bifidobakterium und Lactobacillus, könnten dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken und die Vorkommen von Infektionskrankheiten in der Bevölkerung zu verringern.

Quelle
José Antonio Picó-Monllor et al., Selection of Probiotics in the Prevention of Respiratory Tract Infections and Their Impact on Occupational Health: Scoping Review. In: Nutrients, online 10.12.2021, doi: 10.3390/nu13124419.

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