Von erhöhter Müdigkeit (Fatigue) sind nach einer Krebskrankheit auch später noch viele Patienten betroffen. Dabei könnten die Ernährung und die Versorgung mit Mikronährstoffen eine Rolle spielen. Das betrifft auch die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren, wie eine Studie von US-amerikanischen Forschern zeigt.
Die krebsbedingte Müdigkeit (Fatigue) ist nach einer überstandenen Krebserkrankung weit verbreitet und kann noch Jahre danach auftreten. Etwa die Hälfte der Krebspatienten leidet darunter, wobei der Anteil von Patienten, die mit einer Chemo- oder Strahlentherapie behandelt wurden, höher ist. Bei Brustkrebs ist die Müdigkeit eine der häufigsten und belastendsten Nebenwirkungen der Krankheit. Die anhaltende Müdigkeit kann nicht durch Schlaf oder Ruhe gelindert werden, sie kann die Aktivitäten des täglichen Lebens beeinträchtigen und die Lebensqualität senken.
Über die Entstehung und den Verlauf der krebsbedingten Fatigue gibt es bisher keine ausreichenden Kenntnisse, es fehlt auch an wirksamen Strategien der Prävention und Therapie. Einige Mediziner gehen davon aus, dass eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Nüssen, Samen und Fisch die krebsbedingte Müdigkeit verbessern könnte. Tatsächlich wird eine mangelnde Ernährung, vor allem mit einer niedrigen Proteinzufuhr und geringen Plasma-Glutaminwerten (Aminosäure, u.a. im Energiestoffwechsel und Immunsystem), mit der Entwicklung der krebsbedingten Fatigue in Verbindung gebracht. Noch ist jedoch nicht ausreichend geklärt, welche spezifischen Nährstoffe bei Fatigue vorteilhaft sind und welche Patienten von solchen Maßnahmen am besten profitieren. Es gibt z.B. einige Hinweise, dass die Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren die Fatigue verbessern kann.
Eine Querschnittsanalyse von 633 Brustkrebs-Patientinnen im Rahmen der „Health, Eating, Activity, and Lifestyle Studie" zeigte die Beziehung zwischen einer höheren Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren und einer geringeren Wahrscheinlichkeit der Müdigkeit. Auch in einer (randomisierten, kontrollierten) Studie, in der eine "Fatigue-Reduction-Diät" getestet wurde, die hohe Mengen an Omega-3-Fettsäuren enthielt, verbesserte sich die Müdigkeit bei Brustkrebs-Patientinnen.
Eine Gruppe US-amerikanischer Forschern stellte daher die Hypothese auf, dass der Ernährungszustand die Aufnahme und den Stoffwechsel von Omega-3-Ergänzungen beeinflusst. Das könnte die krebsbedingte Müdigkeit verringern. Sie untersuchten in einer Studie, ob der Ernährungszustand von Krebspatientinnen mit der Omega-3-Konzentration (im Serum) oder mit deren Veränderung im Lauf von Fischöl-Ergänzungen zusammenhängt und dies mit der Fatigue verbunden ist. Einbezogen waren 85 Brustkrebs-Patientinnen (im Durchschnitt 61 Jahre alt) aus verschiedenen onkologischen Zentren der USA, die 4 bis zu 36 Monate nach ihrer Therapie an mäßig-schwerer Müdigkeit litten. Sie hatten einen durchschnittlichen Body-Mass-Index von 31,9 (Adipositas ab 30 BMI).
Die Frauen erhielten (randomisiert in Gruppen eingeteilt) für sechs Wochen täglich entweder 6 Gramm Fischöl oder 6 Gramm Sojaöl oder geringere Dosen von täglich 3 Gramm Fisch- oder Sojaöl. Zu Beginn wurde bei allen Teilnehmerinnen der Ernährungszustand bestimmt. Zu Beginn und am Ende der Studie wurden die Werte der Serum-Fettsäuren ermittelt und die Müdigkeit der Teilnehmerinnen untersucht.
Die meisten Frauen hatten einen guten Ernährungszustand, doch bei knapp einem Drittel (31 %) stellte man eine leichte bis mittelschwere Mangelernährung fest. Die Frauen mit einem guten Ernährungszustand hatten zu Beginn der Studie einen höheren Gesamtgehalt an Omega-3-Fettsäuren im Serum, bei ihnen stiegen nach der Ergänzung auch die Omega-3-Fettsäuren stärker an. Bei den Frauen, die Fischöl-Ergänzungen einnahmen, war der höhere Anstieg der Omega-3-Serumwerte mit einer stärkeren Verbesserung der Müdigkeit verbunden.
Die Forscher ziehen das Fazit: Dies ist eine der ersten Studien, die speziell die Zusammenhänge zwischen dem Ernährungszustand, der Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren aus Fischölergänzungen und der krebsbedingten Fatigue untersuchten. Die Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass der Ernährungszustand die Aufnahme bioaktiver Omega-3-Fettsäuren beeinflusst und deren Wirkung auf die krebsbedingte Müdigkeit moduliert. Ein besserer Ernährungszustand war bei Fischölergänzungen mit einem höheren Anstieg der zirkulierenden Omega-3-Fettsäuren verbunden. Stiegen diese stärker an, so ging dies auch mit einer deutlichen Verbesserung der Müdigkeit einher. Die Forscher empfehlen, diese Ergebnisse in weiteren Studien zu prüfen und generell die Strategien für verbesserte Nährstoffaufnahmen weiter zu erforschen, um Mangelernährung, die krebsbedingte Müdigkeit und andere Probleme der unterstützenden Pflege bei Krebspatienten nach der Therapie besser behandeln zu können.
Quelle
Amber S. Klöckner et al., Nutritional Status Predicts Fatty Acid Uptake from Fish and Soybean Oil Supplements for Treatment of Cancer-Related Fatigue: Results from a Phase II Nationwide Study. In: Nutrients, online 31.12.2021, doi: 10.3390/nu14010184.