Defizite an Vitamin D wirken sich nicht nur auf das Knochensystem aus. Auch die Herzgesundheit kann beeinträchtigt werden, wenn nicht genügend Vitamin D im Körper vorhanden ist.
Weltweit kommen Defizite an Vitamin D, das hauptsächlich über die Sonneneinwirkung auf die Haut aufgenommen wird, recht häufig vor. Diese Aufnahmen reichen jedoch vor allem in den nördlicheren Regionen und in den sonnenärmeren Wintermonaten oder auch bei älteren Menschen oft nicht aus. Die Zufuhren von Vitamin D aus der Nahrung, z.B. durch fettreiche Fische, Eier und mit Vitamin D angereicherten Lebensmitteln, ist insgesamt eher gering, sie haben nur einen Anteil von ca. 10 bis 20 %. Bei Defiziten an Vitamin D neigen Menschen nicht nur zu Beeinträchtigungen der Knochengesundheit, sondern auch stärker zu Herzkrankheiten und zu einem hohen Blutdruck. Studien zeigten z.B., dass sich bei der geringsten Versorgung mit Vitamin D das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten verdoppelte.
Nach wie vor rangieren die Herz-Kreislauf-Krankheiten weltweit an der Spitze der häufigsten Todesursachen. Doch in Bezug auf die Beziehung von Vitamin D und Herz-Kreislauf-Krankheiten gab es bisher nicht immer einheitliche Ergebnisse. Nun prüfte eine Gruppe von australischen Forschern den Zusammenhang zwischen der Konzentration von Vitamin D im Serum (25(OH)D) und dem Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten in einer Studie. Sie nutzten dafür Daten aus der UK Biobank mit rund 45.000 Fällen von Herz-Kreislauf-Krankheiten und rund 252.000 Kontrollpersonen. Für sie lagen ausführliche Daten zur Gesundheit und zu den Blutwerten vor.
Als sekundäre Ergebnisse wurden der Blutdruck bewertet und erworbene und vererbte kardiovaskuläre Merkmale (Phänotypen) einbezogen. Die 25(OH)D-Konzentration im Serum wurde anhand von 35 bestätigten Varianten bestimmt. Bei dieser groß angelegten (Mendel-)Studie wurde ein neuer genetischer Ansatz verwendet, der es dem Team ermöglichte zu beurteilen, wie sich eine Erhöhung der Vitamin D-Werte auf das kardiovaskuläre Risiko auswirken kann, je nachdem, wie hoch der tatsächliche Vitamin-D-Spiegel der Teilnehmer war. Damit konnten die Forscher zeigen, wie sich verbesserte Konzentrationen auf das kardiovaskuläre Risiko bei niedrigen Vitamin D-Werten auswirken können.
Defizite an Vitamin D waren in dieser großen Gruppe weit verbreitet. Rund 55 % der UK Biobank-Teilnehmer hatten niedrige Vitamin D-Werte (<50 nmol/L), 13 % hatten sogar schwere Defizite (<25 nmol/L). Die Forscher schätzten die möglichen Verringerungen von kardiovaskulären Krankheiten ein, die auf die Korrektur eines niedrigen Vitamin-D-Status zurückzuführen ist. Die Auswertungen zeigten einen L-förmigen Zusammenhang zwischen genetisch beeinflussten Vitamin D-Werten im Serum und dem kardiovaskulären Risiko, das zunächst mit steigenden D-Konzentrationen steil abnahm und sich bei Werten von etwa 50 nmol/L Vitamin D abflachte. Ein ähnlicher Zusammenhang wurde für den systolischen und diastolischen Blutdruck festgestellt. Die Schätzungen der Forscher ergaben, dass durch die Anhebung eines Vitamin-D-Mangels auf einen Wert von mindestens 50 nmol/L bei den Teilnehmern 4,4 % aller Fälle von kardiovaskulären Krankheiten hätten verhindert werden können.
Die Forscher ziehen das Fazit: Ein Vitamin-D-Mangel kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen. Die Belastungen aufgrund dieser Krankheiten könnten durch eine bevölkerungsweite Korrektur des recht weit verbreiteten, niedrigen Vitamin-D-Status deutlich verringert werden.
Quelle
Ang Zhou et al., Non-linear Mendelean randomization analyses support a role for Vitamin D deficiency in cardiovascular disease risk. In: European Heart Journal, 13103582, online 5.12.2021, doi: 10.1093/eurheartj/ehab809.