Anthocyane, vor allem aus Beerenobst, haben viele gesundheitliche Wirkungen, die das Herz-Kreislauf-System ebenso wie kognitive Funktionen beeinflussen. Eine Gruppe deutscher Forscher stellte in einem Review ihre Anwendung in der medizinischen Prävention und als Nahrungsergänzung vor.
Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten sind in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. In Bevölkerungsstudien zeigten sich Beziehungen zur Ernährung und ihren Mikronährstoffen. Das gilt auch für Anthocyane, eine Untergruppe der Flavonoide, die in vielen Pflanzen enthalten und vor allem für ihre Vorkommen in Beeren bekannt sind. Sie tragen zu deren Färbung bei und schützen die Pflanzen vor Umweltstress. Bis heute sind mehr als 500 Anthocyane bekannt, was sie zur größten Gruppe wasserlöslicher Pflanzenpigmente macht. Natürliche Nahrungsquellen sind dunkle Beeren wie Heidelbeeren, Brombeeren oder schwarze Johannisbeeren und rote Beeren wie Erdbeeren, Cranberries oder rote Johannisbeeren. Anthocyane sind auch in Kirschen, Granatäpfeln und roten Weintrauben enthalten. In Gemüse sind sie in Roter Bete, violettem Mais, Rotkohl, schwarzen Karotten oder Auberginen vorhanden. In dunklen Beeren liegt die Konzentration zwischen 80 und 700 mg pro 100 g Frischgewicht, die Werte variieren je nach Wachstumsbedingungen und Sorte. In schwarzen Johannisbeeren sind z.B. vier Anthocyane, während Heidelbeeren 15 verschiedene Anthocyane enthalten.
Eine an Flavonoiden reiche Ernährung ist allgemein mit einem geringeren Risiko für Herzinfarkt, kardiovaskuläre Erkrankungen und koronare Herzkrankheiten sowie Typ 2-Diabetes verbunden. In ihrem Bericht konzentrierten sich die Forscher vor allem auf die Absorption und den Stoffwechsel von Anthocyanen und untersuchten ihre entzündungshemmenden und antioxidativen Wirkungen. Dazu gehörte auch, auf welche Weise Anthocyane wichtige Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen können, z.B. durch Effekte auf die Gefäßfunktionen, Störungen des Fettstoffwechsels (Hyperlipidämie) und die Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels (Glukosehomöostase). Weiter gibt es Studien, die über die Wirkung von Anthocyanen auf die kognitiven Leistungen und neurodegenerative Erkrankungen berichten.
Insgesamt wurde festgestellt, dass Anthocyane weitreichende Wirkungen auf die wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren beim Menschen haben. Sie senken nachweislich Entzündungsmarker wie Interleukine und entzündungsbezogene Enzyme. Darüber hinaus haben sie ein hohes antioxidatives Potenzial, indem sie Sauerstoff-Radikale verringern und oxidationsmindernde Enzyme hochregulieren. Folglich gibt es Hinweise, dass Anthocyane die Funktion des Kreislaufsystems direkt beeinflussen können, indem sie den Blutdruck senken, die Pulswellengeschwindigkeit verringern und die Gefäßfunktionen (flussvermittelte Vasodilatation) verbessern. Bei Hyperlipidämie führt die Ergänzung mit Anthocyanen zu einem geringeren Gesamtcholesterin, dabei sinkt das „schädliche" LDL und steigt das „gesunde" HDL. Es gibt weiter Hinweise auf eine mögliche blutzuckersenkende Wirkung sowie eine verbesserte kognitive Gesundheit.
Die Forscher ziehen das Fazit: Anthocyane sind ein vielversprechendes Mittel zur Prävention vieler Krankheiten. Das Ausmaß der Wirkung scheint von der Quelle und vom Spektrum der Anthocyane abzuhängen. Künftig sollten die Wirkungen beim Menschen, z.B. für die kognitive Gesundheit, weiter erforscht werden. Näher untersucht werden sollte auch, welche Rolle einzelne Anthocyane spielen und wie ihre funktionellen Fähigkeiten verändert oder verstärkt werden können, wenn sie mit anderen Anthocyanen kombiniert werden.
Quelle
Philipp Ockermann et al., A Review of the Properties of Anthocyanins and Their Influence on Factors Affecting Cardiometabolic and Cognitive Health. In: Nutrients, online 18.8.2021, doi: 10.3390/nu13082831.