Selen und Coenzym Q10 zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Krankheiten

Bei älteren Schweden verbesserten Gaben von Selen und Coenzym Q10 die kardiovaskuläre Gesundheit. Dabei zeigten sich Beziehungen zu D-Dimer, ein häufig verwendeter Biomarker.

Selen ist ein essentielles Spurenelement, das jede Zelle benötigt, um ihre normalen Funktionen zu erfüllen. Aufgrund von selenarmen Böden ist die Selenzufuhr in vielen Regionen Europas jedoch gering (<50 mcg/Tag). Um optimale Zellfunktionen zu ermöglichen, sollten erwachsene Europäer täglich mindestens 75 mcg Selen aufnehmen. Um eine optimale Bildung des wichtigen Selenoproteins P (verteilt Selen von der Leber in periphere Gewebe) zu erhalten, ist die tägliche Zufuhr von 100-150 mcg Selen erforderlich. Darüber hinaus steigt der Selenbedarf bei erhöhtem oxidativen Stress und bei Entzündungen. Niedrige Aufnahmen von Selen sind mit einem erhöhten Risiko für den Verlauf kardiovaskulärer Krankheiten verbunden. 

Auch das vitaminähnliche Coenzym Q10 ist in allen Zellen vorhanden. Es ist an der Atmungskette der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) beteiligt und ein wichtiges Antioxidans. Die körpereigene Bildung von Coenzym Q10 nimmt mit dem Alter ab. Bei der Umwandlung von Ubichinon (oxidiertes Coenzym Q10) zu Ubichinol (aktives, reduziertes Coenzym Q10) spielt ein Selenoenzym (Thioreduktase 1) eine wichtige Rolle. Zellen sind für optimale Funktionen neben der ausreichenden Zufuhr von Coenzym Q10 auch auf die Synthese von Selenoproteinen angewiesen. Ein Mangel an Selen und verringerte Aktivität von Thioreduktase 1 können zu einer niedrigeren Konzentration von aktivem Ubichinol in der Zelle führen.

Möglicherweise könnten durch die Ergänzung von Selen und Coenzym Q10 entzündliche Reaktionen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verringert werden. Dabei spielt vermutlich auch D-Dimer eine Rolle. Es ist als Fragment von abgebautem Fibrin (Protein bei der Blutgerinnung) ein Indikator für den Fibrinumsatz und wird in der Medizin als Biomarker verwendet. Es spiegelt u.a. die Aktivierung der Fibrinolyse (Auflösung von Blutgerinnseln) und Gefäß-Dysfunktionen wieder. Bei erhöhten Werten von D-Dimer kann das Risiko für kritische Entwicklungen von Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt und ischämischen Herzerkrankungen ansteigen. D-Dimer-Werte könnten dazu beitragen, das kardiovaskuläre Risiko einzuschätzen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese Werte bei älteren Patienten über 50 Jahren allgemein höher sind. Auch vorhandene Entzündungen könnten zu erhöhten D-Dimer-Werten beitragen.

Schwedische Forscher zeigten in einer Studie mit älteren Schweden die Wirkungen von kombinierten Selen- und Coenzym Q10-Gaben auf mehrere Biomarker für Entzündungen. Im Vergleich zu einer Placebo-Gruppe hatten sich diese Biomarker mit Selen und Coenzym Q10 deutlich verringert, außerdem hatten sich die Gefäßfunktionen verbessert. Die Forscher prüften in einer weiteren Untersuchung, ob es Beziehungen zwischen den D-Dimer-Spiegeln und Selen und Coenzym Q10 gibt und wie sich dies auf Herz-Kreislauf-Krankheiten auswirkt. Daran waren 213 ältere Schweden mit niedrigen Selenwerten (im Durchschnitt 67 mcg/L) beteiligt, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Eine Gruppe ergänzte zwei Jahre lang täglich 200 mcg Selenhefe und 200 mg Coenzym Q10, die andere Gruppe erhielt zum Vergleich ein Placebo. 

Alle Teilnehmer nahmen in dieser Zeit verordnete Medikamente weiter ein. Teilnehmer mit Selen und Coenzym Q10 hatten am Ende niedrigere D-Dimer-Werte im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Die Teilnehmer wurden danach rund fünf Jahre lang in Bezug auf ihre Gesundheit weiter beobachtet. Es zeigte sich, dass sie mit Selen und Coenzym Q10 verbesserte Funktionen des Herz-Kreislauf-Systems hatten. Es kam in dieser Gruppe auch zu weniger Sterblichkeitsfällen durch kardiovaskuläre Krankheiten.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse zeigen wichtige Beziehungen zwischen Entzündungen, Gefäßfunktionen und dem kardiovaskulären Risiko. Dabei spielen die D-Dimer-Spiegel eine Rolle, die sich mit der Ergänzung von Selen und Coenzym Q10 verbesserten. Sie können möglicherweise den Verlauf kardiovaskulärer Krankheiten beeinflussen. Da diese Studie relativ klein war, sollten die Ergebnisse weiter untersucht werden.

Quelle
Urban Alehagen et al., Dietary Supplementation with Selenium and Coenzyme Q10 Prevents Increase in Plasma D-Dimer While Lowering Cardiovascular Mortality in an Elderly Swedish Population. In: Nutrients, online 17.4.2021, doi: 10.3390/nu13041344.

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