Flavonoide zum Schutz vor Arterien-Verschlusskrankheit

Die gute Aufnahme von Flavonoiden (sekundäre Pflanzenstoffe) könnte mit dazu beitragen, die Risiken der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit zu senken.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit) betrifft besonders die Blutgefäße der Beine. Mit zunehmendem Alter sind vor allem Männer davon betroffen. Anfangs verläuft die Krankheit meist ohne Symptome, später treten von Belastungen abhängige Schmerzen auf, die beim Gehen zu kürzeren Pausen zwingen (Claudicatio intermittens). Bei schweren Verläufen kann es zur Ischämie (Minderdurchblutung) und in selteneren Fällen auch zur Amputation der unteren Extremitäten kommen. Die wichtigsten Risikofaktoren sind ein höheres Alter, Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes. Zur Entstehung der Krankheit tragen vermehrte Entzündungen, Arterien-Steifigkeit, verringertes Stickoxid, erhöhter oxidativer Stress und geringere Vasodilatation (Erweiterung der Blutgefäße) bei.

Bisher wenig erforscht ist, ob und wie die Ernährung diese Krankheit beeinflussen kann. Frühere Beobachtungsstudien lassen darauf schließen, dass eine Ernährung, die gering an Vitaminen, Ballaststoffen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist und viel rotes Fleisch enthält, zu höheren Vorkommen führt. Dagegen könnte eine Ernährung mit reichlich antientzündlichen und antioxidativen Mikronährstoffen günstig wirken. Eine wichtige Rolle könnten dabei Flavonoide aus Obst und Gemüse spielen, sie kommen u.a. im Tee, Rotwein und in dunkler Schokolade vor. Bekannt ist, dass Flavonoide zur Vorbeugung der Atherosklerose beitragen. 

Sie verbessern die Bioverfügbarkeit von Stickoxiden, die Gefäßfunktionen (Endothel), sie senken außerdem den Blutdruck und Entzündungen. Flavonoidreiche Lebensmittel könnten entsprechend auch zur Vorbeugung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit beitragen. Eine Gruppe von internationalen Forschern untersuchte dies bei Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden. Sie nutzten dafür eine dänische Bevölkerungsstudie zu Ernährung, Krebs und Gesundheit, an der von 1993 bis 1997 knapp 56.000 Dänen aus dem Umkreis von Kopenhagen und Aarhus beteiligt waren. Am Beginn der Studie wurden alle Teilnehmer ausführlich über ihre Ernährung befragt. Daraus wurden ihre durchschnittlichen täglichen Aufnahmen von Flavonoiden, einschließlich von Untergruppen, berechnet. Die Teilnehmer wurden danach in Bezug auf ihre Gesundheit rund 21 Jahre lang weiter beobachtet. Im Lauf dieser langen Zeit wurden 2.131 Teilnehmer wegen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit im Krankenhaus behandelt. 

Es zeigte sich eine (nonlineare) Verbindung zwischen der Gesamtaufnahme an Flavonoiden. Die Beziehungen waren am stärksten für die Unterklassen der Flavonole (z.B. Epicatechin aus dem grünen Tee) und Flavanol-Oligo- und -Polymere (z.B. Procyanidin). Vermutlich sind grüner Tee, dunkle Schokolade, Rotwein, Äpfel und Birnen die wichtigsten Lebensmittel, die mit diesen Flavonoiden versorgen. Im Vergleich zu den geringsten Aufnahmen (174 mg/Tag) verringerte sich bei den höchsten Zufuhren an Flavonoiden (1000 mg/Tag) das Risiko für diese Arterienkrankheit bzw. für den Krankenhausaufenthalt um 32 %. Weiter sank das Risiko für das Vorkommen der Atherosklerose um 26 % sowie für ein Aneurysma (Aufweitung der Wand von Blutgefäßen) um 28 %. Das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt aufgrund einer anderen peripheren Gefäßkrankheit sank bei guter Versorgung mit Flavonoiden um 47 %. Es kam weiter zu weniger Komplikationen, z.B. zu geringeren Gefäß-Operationen und Amputationen der unten Extremitäten.

Die Forscher ziehen das Fazit: Eine Ernährung, die mit reichlich Flavonoiden versorgt, konnte das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt aufgrund der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit deutlich verringern. Das galt auch für einen besseren Verlauf der Krankheit mit geringeren Komplikationen. Die gute Aufnahme von Flavonoiden aus Obst und Gemüse etc. kann hilfreich sein, um das Risiko für diese Arterienkrankheit zu verringern. Wenn auch in dieser Studie nicht eigens einbezogen, dennoch nicht zu vergessen ist, dass Flavonoide auch in vielen Nahrungsergänzungen enthalten sind.

Quelle
Nicola P. Bondonno et al., Higher habitual flavonoid intakes are associated with a lower risk of peripheral artery disease hospitalisations. In: The American Journal of Clinical Nutrition Vol. 113, Nr. 1 2021, S. 187-199, doi: 10.1093/ajcn/nqaa300.

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