Eine Modellrechnung des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg zeigt, dass sich viele Sterbefälle durch Krebs bei den Menschen ab 50 Jahren vermieden ließen. Vorausgesetzt, die Versorgung mit Vitamin D ließe sich in diesen Altersgruppen zuverlässig verbessern.
Seit mehreren Jahren untersuchen Forscher den Einfluss einer angemessenen Aufnahme von Vitamin D auf die Prognose für zahlreiche Krankheiten. Der Fokus liegt vor allem auf mit Entzündungen verbundenen Krankheiten, z.B. Diabetes, Atemwegserkrankungen und Krebs. Insgesamt sanken die Krebsfälle in vielen Ländern in den letzten zehn Jahren. Da die Krebstherapie jedoch vor allem in den fortgeschrittenen Stadien sehr belastend und die Kosten dafür hoch sind, könnte das kostengünstige Vitamin D auf recht einfache Weise dazu beitragen, die Fallzahlen zu senken. In den letzten Jahren kamen drei Meta-Analysen von internationalen und qualitativ guten klinischen Studien zu dem Schluss, dass mit einer genügenden Aufnahme bzw. der Ergänzung von Vitamin D die Sterblichkeitsraten aufgrund aller Krebskrankheiten um rund 13 % verringert werden könnten. Eine Gruppe von Forschern des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg übertrug diese Ergebnisse nun auf die Situation in Deutschland. Sie nutzten dafür nationale Daten zur Krebssterblichkeit im Jahr 2016.
Defizite an Vitamin D sind vor allem bei älteren Menschen und besonders bei Krebspatienten weit verbreitet. Das gilt auch für Deutschland, das als nördliche Region vor allem im sonnenärmeren Herbst und Winter zu geringeren Aufnahmen von Vitamin D über die Haut führt. Die Einwirkung der Sonnenstrahlen auf die Haut ist die Hauptquelle für die Vitamin D-Bildung, Aufnahmen von Vitamin D aus der Nahrung haben nur einen geringen Anteil. Die Forscher gingen in ihrem Modell von einer täglichen Aufnahme von 1.000 I.E. (25 mcg) Vitamin D bei den rund 36 Millionen Deutschen ab 50 Jahren aus. Nach dieser Analyse wurde geschätzt, dass generelle Vitamin-D-Ergänzungen bei den ab 50-Jährigen fast 30.000 Krebstodesfälle pro Jahr verhindern würden und deutlich mehr Lebensjahre gewonnen werden könnten. Die Kosten für diese präventive Maßnahme wären im Vergleich zu den Kosten von Krebstherapien recht gering.
Die Forscher setzten bewusst eine relativ geringe Aufnahme von Vitamin D bei ihrer Modellrechnung ein, da eine zu hohe Aufnahme dieses Vitamins generell nicht für alle Menschen empfehlenswert ist. Um die Versorgung mit Vitamin D in Deutschland allgemein zu verbessern, empfehlen die Forscher, auch andere Maßnahmen einzubeziehen, z.B. die konsequentere Anreicherung mit Vitamin D in Lebensmitteln. Die bessere Versorgung mit Vitamin D könnte sich dadurch nicht nur auf Krebskrankheiten auswirken, auch Patienten mit Lungenkrankheiten etc. könnten davon profitieren.
Quelle
Tobias Niedermaier et al., Vitamin D supplementation to the older adult population in Germany has the cost-saving potential of preventing almost 30.000 cancer deaths per year. In: Molecular Oncology, online 4.2.2021, doi: 10.1002/1878-0261.12924.