Fehlt es bereits Schulkindern an Vitamin D, so könnten sie in der Jugend häufiger Probleme mit einem aggressiveren Verhalten sowie mit Ängsten und depressiven Stimmungen entwickeln. Das zeigt eine Studie an Kindern und Jugendlichen in Kolumbien.
Vitamin D hat im Körper sehr viele Funktionen. Dazu gehört auch sein Einfluss auf die mentale Gesundheit, einschließlich von Wirkungen auf Depressionen und Schizophrenie. Das ist bereits für Erwachsene nachgewiesen, doch bisher fehlt es an Studien, in denen der längerfristige Einfluss von Vitamin D auf die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen untersucht wird. Dies ist eine Zeit, in der oft zum ersten Mal Verhaltensprobleme auftreten und zu einem größeren Problem werden können. Eine Gruppe von US-amerikanischen und kolumbianischen Forschern untersuchte diese Beziehungen in einer Studie.
Einbezogen waren 2006 rund 3.200 Schulkinder aus Bogotá im Alter von fünf bis zu zwölf Jahren. Die Forscher trugen Informationen über die täglichen Gewohnheiten der Kinder, ihre körperliche Entwicklung und die Situation der Familie und ihre Ernährung zusammen. Bei 273 Kindern nahmen die Forscher Blutproben, um die Werte von Vitamin D und die vom Vitamin D-bindenden Protein zu bestimmen. Letzteres dient dazu, Vitamin D-Metabolite zu binden und ihren Transport im Blutstrom zu vermitteln.
Sechs Jahre später, als die Teilnehmer im Alter von elf bis zu achtzehn Jahre alt waren, führten die Forscher mit einem Drittel der Jugendlichen Interviews über ihr Verhalten bzw. zu den Vorkommen von Verhaltensproblemen durch. Die Jugendlichen konnten ihr Verhalten selbst beurteilen, außerden wurden ihre Eltern dazu befragt, wie sie das Verhalten ihrer Kinder einschätzten. Zu dieser Gruppe gehörten auch die 273 Kinder, für die Vitamin D-Werte aus dem Kindesalter vorlagen. Rund 10 % der Kinder waren nicht genügend mit Vitamin D versorgt.
Bei ihnen zeigte sich eine stärkere Tendenz für aggressivere Verhaltensweisen und die Neigung, sich nicht an geltende Regeln zu halten. Sie hatten nahezu das doppelte Risiko für Verhaltensprobleme im Vergleich zu den Kindern, die mit Vitamin D ausreichend versorgt waren. Bei zu geringen Vitamin D-bindenden Proteinen zeigte sich ebenfalls ein Trend zu aggressiverem Verhalten sowie zu mehr Ängsten und depressiven Verstimmungen. Diese Beziehungen waren im übrigen unabhängig von anderen Einflussfaktoren.
Die Forscher schließen aus diesen Ergebnissen, dass Defizite an Vitamin D und am Vitamin D bindenden Protein in der Kindheit zu einem aggressiven Verhalten im Jugendalter beitragen könnten. Sie verweisen jedoch auf die Begrenzungen dieser Studie, weil z.B. bei Studienbeginn das Verhalten der Kinder nicht genauer untersucht wurde. Sie halten die Ergebnisse der Studie aber für sehr interessant und empfehlen, die Beziehungen zwischen Vitamin D, dem Vitamin D-bindenden Protein und Verhaltensproblemen bei Kindern und Jugendlichen in weiteren Studien näher zu untersuchen.
Quelle:
Sonia L. Robinson et al., Vitamin D Deficiency in Middle Childhood Is Related to Behaviour Problems in Adolescence. In: The Journal of Nutrition, Online-Veröffentlichung vom 20.8.2019, doi: 10.1093/jn/nxz185.