Die Zöliakie ist mit Darmentzündungen verbunden, die durch Gluten in der Ernährung ausgelöst werden. Die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen könnten dazu beitragen, die Entzündungen bei der Zöliakie zu verbessern.
Die Zöliakie ist eine chronische (auto-)immunologische Krankheit mit einer starken genetischen Komponente, von der sowohl Kinder als auch Erwachsene betroffen sind.
Bei der Entstehung spielt eine Kombination aus genetischen und umweltbedingten Faktoren eine Rolle. Die Zöliakie ist gekennzeichnet durch entzündliche Phänomene an mehreren Organen, die zu Darmschäden führen und die Lebensqualität beeinträchtigen. Typische Beschwerden sind z. B. Diarrhö, Erbrechen, Übelkeit, Obstipation und Flatulenz.
Weltweit ist etwa 1 % der Bevölkerung von der Zöliakie betroffen, Tendenz weiter steigend. Die Genetik, besonders Genotypen der Leukozytenantigene DQ2/DQ8, spielen bei der Entstehung eine wichtige Rolle. Etwa 30 bis 40 % der Menschen haben diese Genotypen, davon entwickelt jedoch nur 1 % die Zöliakie. Ein wichtige Faktor ist die Unverträglichkeit von Gluten (Kleber-Eiweiß), das in bestimmten Proteinen, vor allem in Dinkel, Weizen, Roggen und Gerste, enthalten ist. Eine glutenfreie Diät ist die wichtigste Therapie für die Zöliakie. Sie lindert in den meisten Fällen die Symptome und fördert die Heilung der Darmschleimhaut. Die Besserung bei erwachsenen Patienten kann jedoch langsam und manchmal uneinheitlich sein, selbst wenn eine glutenfreie Ernährung strikt eingehalten wird.
Bei der Zöliakie wird die Darmentzündung durch eine autoimmune Reaktion auf Gluten ausgelöst, die zur Schädigung der Darmschleimhaut und einem Schwund der Dünndarmzotten führt. Bei dieser Immunreaktion werden verschiedene Immunzellen aktiviert, was zu einer chronischen Entzündung führt, wodurch die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigt wird. Selbst bei glutenfreier Ernährung kommt es bei vielen Patienten zu einer anhaltenden, niedriggradigen Entzündung und Darm-Dysbiose, die zu anhaltenden Symptomen und Komplikationen beitragen kann. Die chronische Entzündung erhöht das Risiko für Mangelernährung, Anämie und andere Autoimmunkrankheiten. Die Herausforderung bei der Zöliakie-Therapie besteht in der wirksamen Kontrolle der Entzündung und Wiederherstellung der Darmgesundheit. Dafür sind Ansätze nötig, die über eine glutenfreie Ernährung hinausgehen. Neuere Studien stellten bei Zöliakie-Patienten eine veränderte Darm-Mikrobiota fest, sowohl mit als auch ohne glutenfreie Ernährung, was die mögliche Rolle der Darm-Mikrobiota unterstreicht. Eine wichtige Aufgabe könnten die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren haben.
Sie können die Dysbiose im Darm modulieren, was den Krankheitsverlauf beeinflussen könnte. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (einschließlich Omega-3- und -6-Fettsäuren) sind relevante Lipide, die Entzündungen beeinflussen. Omega-3-Fettsäuren, vor allem aus Fischölen (EPA, DHA) und aus Pflanzenölen (ALA, Leinsamen), sind für ihre antientzündlichen Eigenschaften bekannt. Dazu gehört die Modulation der Bildung von Zytokinen (Botenstoffe) und die Synthese von Eicosanoiden. Sie spielen eine wichtige Rolle bei Autoimmunkrankheiten, da sie die Funktion der Immunzellen und Zytokin-Profile beeinflussen. Von Omega-3-Fettsäuren ist bekannt, dass sie die Aktivität von T-Lymphozyten, Makrophagen (Fresszellen) und anderen Immunzellen regulieren und übermäßige Entzündungen verringern.
Sie könnten ein positiver Ansatz für die Therapie von Krankheiten sein, die durch chronische Entzündungen gekennzeichnet sind, zu denen die Zöliakie gehört. Eine Gruppe von Forschern aus Chile und Italien stellte die aktuellen Erkenntnisse über die Auswirkungen von Omega-3-Fettsäuren auf die Darm-Mikrobiota und Entzündungen bei der Zöliakie vor, um neue Wege für die komplementäre Therapie zu erkennen und den Umgang mit dieser Krankheit zu verbessern.
Wird die Zöliakie ausgelöst, ist der Entzündungsprozess das wichtigste Ereignis in der Darmschleimhaut, das zur Manifestation der Krankheit führt. Die Beherrschung der Entzündung ist ein vielversprechender Ansatz für eine verbesserte Krankheitsbewältigung. Der potenzielle Zusammenhang zwischen Entzündung, Status der mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Blut und klinischen Reaktionen ist jedoch noch nicht ganz klar. Im Vergleich zu Gesunden wurde bei Zöliakie-Patienten ein allgemein verringerter Anteil an Omega-3-Fettsäuren festgestellt. Dies war bei Patienten mit aktiver Zöliakie deutlich ausgeprägter als bei Patienten, die eine glutenfreie Diät einhielten. In einigen Studien zeigte sich eine Beziehung zur Arachidonsäure (semiessentielle Fettsäure), die in Erythrozyten bei neu diagnostizierten Zöliakie-Patienten deutlich erhöht war, dabei war auch das Verhältnis der Arachidonsäure zur DHA erhöht.
Darüber hinaus zeigten Untersuchungen, dass die Darm-Epithelzellen Arachidonsäure freisetzen, wenn sie durch Gliadin, einem Hauptbestandteil von Gluten, stimuliert werden. Sie können so zu dem bei der Zöliakie beobachteten Entzündungszustand beitragen. Interessanterweise zeigte sich weiter, dass die DHA die Freisetzung von Arachidonsäure hemmt, was auf eine mögliche Schutzfunktion der DHA gegen Entzündungen bei der Zöliakie hinweist. Trotz dieser aufschlussreichen Ergebnisse sind die Kenntnisse über den Zusammenhang zwischen der Zufuhr an Fettsäuren und Entzündungen bei Zöliakie-Patienten noch gering. Generell variiert die Dosierung von Omega-3-Fettsäuren je nach Krankheit und Zustand der Patienten. Bei entzündlichen Darmkrankheiten wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn haben Dosen zwischen 1.000 und 3.000 mg EPA und DHA pro Tag eine günstige entzündungshemmende Wirkung. Die spezifische Dosierung kann je nach Schwere der Erkrankung und dem individuellen Ansprechen angepasst werden. Darüber hinaus ist das Gleichgewicht zwischen Omega-3- und -6-Fettsäuren in der Ernährung für die therapeutischen Ergebnisse entscheidend.
Die Forscher ziehen das Fazit: Eckpfeiler der Zöliakie-Therapie ist die Einhaltung einer glutenfreien Ernährung. Allerdings ist die Wirksamkeit von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Das unterstreicht die Notwendigkeit alternativer langfristiger Therapie-Strategien. Die Zöliakie wird in erster Linie durch entzündliche Prozesse in der Dünndarm-Schleimhaut ausgelöst, die durch genetische Faktoren und Glutenexposition beeinflusst werden. Daran sind mehrere Faktoren beteiligt. Omega-3-Fettsäuren können die Zusammensetzung und Vielfalt der Darm-Mikrobiota sowie Darmentzündungen beeinflussen.
Es deutet sich an, dass eine Ergänzung mit Omega-3-Fettsäuren bei Zöliakie-Patienten dazu beitragen kann, die Dysbiose der Immunantwort zu modifizieren und die Therapie der Zöliakie zu unterstützen. Künftig sollte in weiteren Studien geprüft werden, ob und wie auf die Fettsäuren ausgerichtete Ernährungsmaßnahmen wirksam die Entzündungen bei der Zöliakie beeinflussen und verbesserte Ergebnisse bei den Patienten erreichen können.
Quelle:
Karla A. Bascuñán et al., Interplay of n-3 Polyunsaturated Fatty Acids, Intestinal Inflammation, and Gut Microbiota in Celiac Disease Pathogenesis. In: Nutrients, online 09.02.2025, doi: 10.3390/nu17040621.