Bei einer guten Versorgung mit Vitamin D könnte sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verringern. Dabei spielt der Fettstoffwechsel eine wichtige Rolle, auf den Vitamin D auf mehreren Wegen einwirken kann, wie eine neue Studie zeigt.
Vitamin D ist ein fettlösliches Steroid, das an vielen Körperfunktionen beteiligt ist, besonders wichtig ist es für den Kalziumhaushalt und den Knochenstoffwechsel.
Vitamin D wird im Körper über die Einwirkung des Sonnenlichts auf die Haut selbst gebildet, nur zu rund 10 % wird es aus der Nahrung, vor allem als Vitamin D2 (Ergocalciferol) und D3 (Cholecalciferol), aufgenommen. Im Körper ist das gesamte Vitamin D (25-Hydroxyvitamin D) die primäre Speicherform und ein Vorläufer von Calcitriol, der aktiven Form von Vitamin D (1,25-Dihydroxyvitamin D). Es gibt immer mehr Hinweise, dass ein mäßig erhöhter Vitamin-D-Spiegel das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern könnte.
Ein gestörter Fettstoffwechsel (Dyslipidämie) ist dafür ein wichtiger, unabhängiger Risikofaktor, daher ist es wichtig, das Zusammenspiel zwischen Vitamin D und Lipidprofilen zu verstehen. Zu den entscheidenden Komponenten des Fettstoffwechsels gehören LDL (Low-Density-Lipoprotein), HDL (High-Density-Lipoprotein) und das Gesamt-Cholesterin (LDL, HDL und andere Lipid-Komponenten). LDL, oft als „schlechtes" Cholesterin bezeichnet, dient als primärer Transporter für Cholesterin, der es von der Leber zu den peripheren Geweben transportiert. Erhöhtes LDL führt zu Ablagerungen von Cholesterin in den Arterienwänden und beschleunigt die Entwicklung von Atherosklerose. Im Gegensatz dazu spielt HDL, oft als „gutes" Cholesterin bezeichnet, eine entscheidende Rolle beim Rücktransport von Cholesterin aus den peripheren Geweben und Arterienwänden zur Leber. Dieser Prozess trägt dazu bei, die Anhäufung von Cholesterin im Blutkreislauf zu vermindern und das Risiko von Atherosklerose zu senken. Relativ hohes HDL wird auch mit einer geringeren Cholesterin-Oxidation und verminderten Entzündungen in den Blutgefäßen in Verbindung gebracht. Das macht HDL zum wichtigen Schutzfaktor für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems.
Es wird angenommen, dass Vitamin D und Cholesterin eng miteinander verbunden sind, da sie einen gemeinsamen Vorläufer (7-Dehydrocholesterin) haben. Vitamin D könnte die Cholesterin-Synthese und damit den Fettstoffwechsel, besonders von LDL, beeinflussen. Dieser Zusammenhang wurde in neueren Studien untersucht, doch bisher sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Einige Ergebnisse lassen vermuten, dass Vitamin D den Lipid-Stoffwechsel signifikant beeinflusst, wobei hohe Vitamin-D-Spiegel mit geringeren LDL- und Gesamt-Cholesterin-Konzentrationen und erhöhten HDL-Spiegeln korrelieren. Diese Beziehung wurde jedoch nicht in allen Studien beobachtet. Bisher fehlt es auch an Studien, die sich mit den Auswirkungen von Geschlecht und Alter auf den Zusammenhang zwischen Vitamin D und dem Fettstoffwechsel befassen. Eine Gruppe deutscher und chinesischer Forscher untersuchte in einer Querschnittstudie Daten aus der allgemeinen Bevölkerung in Deutschland, um die Beziehung zwischen Vitamin D und dem Fettstoffwechsel zu klären.
An der Studie waren rund 48.000 Personen beteiligt, die ambulant in Deutschland betreut wurden. Für alle standen von 2014 bis 2020 Blutproben zur Verfügung, in denen die Vitamin-D- und Cholesterin-Werte analysiert wurden. Einbezogen wurden weitere Laborwerte, um wichtige Parameter für den Knochenstoffwechsel und das Blut zu prüfen. Die Ergebnisse zeigten einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel (25(OH)D) und dem Fettstoffwechsel, wobei die Wechselwirkung zwischen Vitamin D und Lipid-Parametern wie LDL, HDL und Gesamt-Cholesterin hervorgehoben wird, dabei gab es je nach Alter und Geschlecht auch unterschiedliche Einflüsse. Vitamin D war vor allem negativ mit LDL und Gesamt-Cholesterin korreliert, deren Serumspiegel sich bei steigenden Vitamin-D-Konzentrationen verringerten. Dieser Zusammenhang zeigte sich besonders bei Männern über 50 Jahren.
Für Vitamin D und für seine aktive Form bestand eine signifikant positive Korrelation mit HDL. Sie könnten zusammen dazu beitragen, die HDL-Spiegel als auch die HDL-Funktionalität zu verbessern. Interessant war, dass Frauen bei gleichen Vitamin-D-Konzentrationen deutlich höhere Lipidwerte aufwiesen als Männer. Diese Diskrepanz kann auf (intrinsische) Faktoren wie die Fettverteilung und metabolische Unterschiede zurückgeführt werden, die allgemein zu höheren Lipid-Spiegeln bei Frauen führen. Bekannt ist, dass Östrogen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel von Lipiden spielt, es kann die Lipidproduktion wirksam senken und den kardiovaskulären Schutz verbessern. In dieser Studie war das Durchschnittsalter der Frauen mit rund 59 Jahren relativ hoch. Der altersbedingte Rückgang von Östrogen in der Menopause führt zu einer verringerten Kontrolle des Fettstoffwechsels, was zu einem Anstieg der Lipidwerte bei Frauen beiträgt. Erstmals wurde ein signifikanter Einfluss des Alters auf die Beziehung zwischen Vitamin D, LDL und Gesamt-Cholesterin beobachtet.
Bis zum Alter von 50 Jahren besteht eine positive Korrelation, danach wird sie jedoch negativ. Eine mögliche Erklärung ist, dass hohe Spiegel an aktivem Östrogen mit erhöhten LDL- und Gesamt-Cholesterin-Konzentrationen einhergehen, wenn die Vitamin-D-Spiegel steigen. Obwohl Gaben von Östrogen als potenzielle Therapie zur Senkung von Herz-Kreislauf-Krankheiten bei älteren Frauen anerkannt ist, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die gleichzeitige Überwachung des Vitamin-D-Spiegels von entscheidender Bedeutung ist. Dies ist wichtig, um erhöhte Östrogen- und Vitamin-D-Spiegel zu verhindern, die synergistisch die Lipidwerte ansteigen lassen und möglicherweise zur Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen können.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen höheren Vitamin-D-Spiegeln und verbesserten Lipidprofilen. Das gilt für geringere LDL- und Gesamt-Cholesterin-Werte sowie höhere HDL-Werte, besonders bei Personen über 50 Jahren und für Frauen nach der Menopause. Aus dieser Querschnittstudie lässt sich jedoch nicht auf eine Kausalität zwischen Vitamin-D-Spiegeln und Lipid-Parametern schließen. In der Forschung sollte die Rolle von Vitamin D im Fettstoffwechsel weiter untersucht werden, wobei die unterschiedlichen Effekte von Geschlecht und Alter berücksichtigt werden sollten.
Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass die Beurteilung und gegebenenfalls Optimierung des Vitamin-D-Status in Bezug auf das durch Lipide bedingte Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten vorteilhaft sein könnten. Dies unterstreicht einmal mehr, dass Vitamin D nicht allein für die Knochengesundheit von entscheidender Bedeutung ist, sondern auch eine wichtige Rolle für die kardiovaskuläre Gesundheit spielt.
Quelle:
Xitong Li et al., Vitamin D Is associated with Lipid Metabolism: A Sex- and Age-Dependent Analysis of a Large Outpatient Cohort. In: Nutrients, online 18.11.2024, doi: 10.3390/nu16223936.